
Wie eine Schuhmanufaktur zum Ort der Hoffnung wurde
Am frühen Morgen öffnen sich die Türen von Ivan Nshimiyimanas Werkstatt in Byumba in Ruanda. Menschen kommen mit abgetragenen Schuhen oder mit Ideen für den perfekten Schuh: bestimmtes Modell, feines Leder, persönliche Wünsche. Ivan hört zu, misst, skizziert – und legt los. Bis zur eigenen Werkstatt war es allerdings ein weiter Weg.
Ivan Nshimiyimana ist 21 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinem zweijährigen Sohn im Norden Ruandas. Heute kann er seine Familie gut versorgen, doch der Weg dorthin war steinig. "2018 musste ich wegen Geldproblemen die Schule nach der sechsten Klasse abbrechen", erzählt er. "Ich hatte keine besonderen Fähigkeiten, also begann ich als Flickschuster."

Reparaturen brachten zwar etwas Einkommen, doch keine Perspektive. Auch ein Besuch der Berufsschule blieb unerreichbar – zu teuer für ihn. 2019 wandte er sich hilfesuchend an die lokale Verwaltung, doch erhielt zunächst keine Unterstützung. Erst zwei Jahre später kam der Anruf, der alles veränderte: Das YouthCan!-Projekt der SOS-Kinderdörfer wurde auf ihn aufmerksam.
Ivans Weg zur eigenen Werkstatt
Durch das Projekt – gefördert vom BMZ und unterstützt vom Business Development Fund – erhielt Ivan nicht nur fachliche Schulung, sondern auch Training in Unternehmertum, Marketing und Finanzplanung. Nach sechs Monaten schloss er mit Auszeichnung ab. "Vor unserem Abschluss organisierte YouthCan! einen Wettbewerb. Ich wurde Sieger und erhielt eine Prämie von 261.000 RWF", berichtet Ivan. Das Preisgeld – umgerechnet knapp 200 Euro – investierte er in Werkzeuge und Material für die Schuhherstellung.
"Ich möchte bessere Maschinen anschaffen und anderen jungen Menschen zeigen, was möglich ist."
Ivan hatte eine Marktlücke entdeckt: Maßschuhe nach Kundenwunsch zu fertigen. Seine Entwürfe kamen gut an – sein Kundenkreis wuchs. Heute produziert er auch für Händlerinnen, die seine Schuhe auf Märkten weiterverkaufen. Seine Modelle kosten zwischen 15 und 37 Euro. Der Gewinn? Rund 200 Euro monatlich – genug, um seine Familie zu ernähren und Rücklagen zu bilden. "Ich konnte ein Grundstück kaufen und das Haus meiner Mutter renovieren", erzählt er.
Mittlerweile beschäftigt Ivan fünf Mitarbeitende. Ivan ist mehr als ein Schuhmacher – seine Werkstatt ist ein Ort der Chancen.