Fünf Brüder aus dem SOS-Kinderdorf Skopje in Mazedonien genießen jeden Moment mit ihrem Vater Vasko (53): Er ist mit ihrer SOS-Mutter Ljubica verheiratet und arbeitet von 9 bis 17 Uhr in einem Großmarkt. Der Rest seiner Zeit gehört seiner SOS-Familie.
„Ich liebe die Kinder wie meine eigenen. Ihre Freunde, ihr Lächeln, ihren Übermut – das Papasein erfüllt mich und bereichert mein Leben“, sagt er. Jahrzehntelang waren es nur Frauen, die sich in den SOS-Familien um die Kinder gekümmert haben. Doch vor allem in Osteuropa spielt auch der Vater als männliche Bezugsperson eine immer wichtigere Rolle, zumal dieses Eltern-Modell auch von vielen Regierungen gefördert wird. In über 50 SOS-Familien wachsen die Kinder dort bei einem Paar auf und werden von Mama UND Papa liebevoll umsorgt – wie zum Beispiel Nikola, Aleksandar, Kristijan, Kire und Vlatko. Sie sind leibliche Brüder und haben schreckliche Erfahrungen mit Armut, Vernachlässigung und Gewalt gemacht, bevor sie bei Ljubica und Vasko im SOS-Kinderdorf vor drei Jahren ein sicheres und geborgenes Zuhause gefunden haben.
Kreativ: Waffeln als "Geheimwaffe"
„Die fünf Jungen geraten fast täglich in Konflikte. Vasko kann damit gut umgehen, er beruhigt die aufgewühlten Gemüter und bringt Ruhe in die Auseinandersetzungen. Durch ihn fühlen sich die Jungen sicher und können sich wieder neu auf die Herausforderungen des Alltags konzentrieren. Kreative Lösungsansätze sind zu Vaskos Markenzeichen geworden“, berichtet eine der Pädagoginnen aus dem SOS-Kinderdorf Skopje. „Meine Geheimwaffe sind Waffeln“, schmunzelt Vasko. Die bringt er von seinem Arbeitgeber mit. Abgesehen von den süßen Helfern setzt Vasko vor allem auf Komplimente für jede Leistung seiner SOS-Söhne – egal, wie klein sie erscheinen mag. „Ich erkenne jeden Schritt nach vorne an, jeden winzigen Fortschritt. Ich reagiere ruhig, flexibel und engagiert auf alles, was in der Familie passiert“, beschreibt er sein Erziehungskonzept. Und gesteht: „Hinter jedem starken Mann steckt eine starke Frau. Ohne Ljubica könnte ich nicht der Papa sein, der ich bin. Wir sind schon lange verheiratet, führen eine harmonische Beziehung und unterstützen uns in jeder Situation.“ Zusammen haben die beiden bereits zwei leibliche Kinder großgezogen. Der Sohn ist inzwischen verheiratet, die Tochter lebt und arbeitet im Süden des Landes. Beide kommen zur Begeisterung der SOS-Kinder oft zu Besuch in die „neue“ Familie ihrer Eltern.
Glückliche und schwierige Momente als Vater
Als schwierig empfindet Vasko in seiner Rolle als SOS-Vater vor allem die Zeiten, wenn eines der Kinder krank oder verletzt ist. „Daran werde ich mich nie gewöhnen. Über die Jahre habe ich viele Erfahrungen gesammelt und weiß eigentlich, wie ich reagieren sollte. Aber wenn eines der Kinder leidet, leide ich jedes Mal sehr stark mit“, verrät er. Und die schönsten Momente? Vasko denkt eine Weile über die Frage nach. „Jede Sekunde, die ich mit den Kindern verbringe, macht mich glücklich. Wenn ich sie zur Schule bringe, wenn wir zusammen einkaufen, wenn wir meine Eltern besuchen, wenn wir Geburtstage feiern, wenn ich ihnen Gute-Nacht-Geschichten vorlese, wenn wir gemeinsam zu Abend essen. Ich liebe diese Kinder wie meine eigenen. Und das merken sie. Sie spüren, dass da jemand ist, der sie wirklich liebt und sich um ihr Glück sorgt. Sie wissen, dass ich immer für sie da sein werde. Sie wissen, dass sie hier bei uns eine echte Familie gefunden haben.“