Zwei kleine Zwillingsbrüder finden eine neue Familie

Wer von den beiden ist Jimmy? Und wer Fernando? Die zwei kleinen Jungen ähneln sich "wie ein Ei dem anderen" - sie sind Zwillingsbrüder. Doch ihre SOS-Mutter und ihre neuen SOS-Geschwister haben schnell gelernt, die beiden auseinanderzuhalten. Im SOS-Kinderdorf Sucre in Bolivien haben Jimmy und Fernando eine neue Familie gefunden.

Willkommensfeier: Jimmy und Fernando sitzen mit ihrer SOS-Mutter (l.) und ihrer SOS-Schwester am Esstisch
Willkommensfeier: Jimmy und Fernando sitzen mit ihrer SOS-Mutter (l.) und ihrer SOS-Schwester am Esstisch und lassen sich einen leckeren Kuchen schmecken.
Die beiden Jungen kamen in einer Landgemeinde in der Nähe von Sucre zur Welt. Kurz nach ihrer Geburt starb ihre Mutter. Eine entsetzliche Tragödie, wie sie sich in dem Andenstaat viel zu oft ereignet: Die Müttersterblichkeit in Bolivien ist dort mehr als 30 mal höher als in den Industrieländern und damit so hoch wie in keinem anderen südamerikanischen Land. Besonders viele Todesfälle sind in den ländlichen Regionen zu beklagen, wo extreme Armut herrscht und viele Menschen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Zurück bleiben Kinder wie Jimmy und Fernando.

Nach dem Tod ihrer Mutter - fünf Tage nachdem sie zur Welt gekommen waren - kamen die beiden in ein staatliches Kinderheim, wo sie drei Jahre lang blieben. Die Versuche der Behörden, eine neue Familie für die verwaisten Zwillinge zu finden, hatten schließlich Erfolg: im SOS-Kinderdorf Surce.
Zunächst besuchte ihre künftige SOS-Mutter Lourdes das Kinderheim, damit die beiden Jungen sie kennenlernen und zu ihr Vertrauen fassen konnten.

"Die beiden waren überhaupt nicht ängstlich!"

Als Jimmy und Fernando dann ins SOS-Kinderdorf kamen, schloss sie ihre SOS-Mutter in die Arme und brachte sie zu ihrem Familienhaus. Dort wurden die beiden von ihren SOS-Geschwister erwartet, die sie begrüßten und herzten. Wie im Kinderdorf Sucre üblich, hatte die SOS-Familie eine Begrüßungsfeier für die Neuankömmlinge vorbereitet. Das Wohnzimmer war mit Luftballons geschmückt und es gab selbstgebackenen Kuchen. Jimmy und Fernando fühlten sich von Beginn an wohl und erkundeten an der Hand von Lourdes ihr neues Zuhause. Sie ließen sich immer wieder ihr Zimmer und ihre Betten zeigen, wollten wissen, wo die anderen SOS-Geschwister schlafen, und waren freudig überrascht, dass auch ihre SOS-Mutter mit ihnen im selben Haus wohnt. Sie staunten über die Spielsachen und es dauerte nicht lange, da tollten sie mit den anderen Kindern herum.
"Die beiden waren überhaupt nicht ängstlich!", erinnert sich ihre SOS-Mutter Lourdes an die Ankunft von Jimmy und Fernando. "Ich glaube, ich war aufgeregter als sie, denn es war für mich das erste Mal, dass ich so kleine Kinder in unserer SOS-Familie aufgenommen habe. Ich habe mich zum Beispiel gefragt, ob sie zu mir 'Mama' sagen würden."

Inzwischen sind drei Monate vergangen und die beiden Nesthäkchen haben sich in ihrem neuen Zuhause bestens eingelebt. Ihrer SOS-Mutter weichen Jimmy und Fernando nicht von der Seite - und sie nennen sie "Mama".