Es brauchte schon einen besonderen Satz, um Franz Rosen zu wecken. Bis dahin hatte er eher unbeteiligt in einer Broschüre der SOS-Kinderdörfer geblättert. Jetzt aber las er: dass da einer sein Medizinstudium hingeworfen hatte, um Kindern zu helfen.
Franz Rosens erste Reaktion: Ist der Mann verrückt? Sein Studium hinzuwerfen! Die zweite: Er nahm sich die Broschüre noch einmal und las aufmerksam: von Hermann Gmeiner, diesem Medizinstudenten, der seine Vision wahr machte. Von Dörfern für verlassene Kinder, die ein neues Zuhause bei einer Mutter bekamen.
Der Lehrer Franz Rosen erzählte seinen Schülern davon, und als die mehr wissen wollten, ließ er sich weiteres Infomaterial schicken und einen Film über die SOS-Kinderdörfer. "Plötzlich wollte die ganze Schule den Film sehen", erinnert er sich. Gemeinsam mit den Schülern begann Franz Rosen, Spenden zu sammeln. Er muss schon damals überzeugend gewesen sein, denn am Ende kamen sie auf 12.000 DM.
"Wie soll es denn jetzt weiter gehen?" Der nächste entscheidende Satz kam vom Schulrat und Franz Rosen, inzwischen ohnehin von der Idee der SOS-Kinderdörfer fasziniert, begann, aus einer einmaligen Sammlung eine große Sache zu machen: die Niedersachsenaktion, die von nun an kontinuierlich die SOS-Kinderdörfer unterstützen sollte. Das erste Ziel: ein komplettes Kinderdorfhaus zu finanzieren. Der Lehrer machte sich auf, Vorträge zu halten, stiftete zu Kinderfesten für die gute Sache an und vieles mehr - zwei Jahre später hatte er das Geld zusammen. Diesmal kam Hermann Gmeiner persönlich, um sich zu bedanken. Mit den Worten: "Da ist ja der große Meister!" lief er strahlend auf Franz Rosen zu. Der wehrte erschrocken ab: "Nein, nein - der große Meister sind Sie!"
Hermann Gmeiner blieb bis zum späten Abend und wenn Franz Rosen heute davon erzählt, ist er voller Euphorie für diesen Mann, der sich so aufrichtig gefreut habe und so "durch und durch Mensch" gewesen sei, obwohl er sich damals schon häufig im Kreise wichtiger Staatsmänner bewegt habe. Vor allem habe Gmeiner ihn spüren lassen, dass er ihm ganz und gar vertraue.
Nichts hätte Franz Rosen wohl mehr anspornen können und so war sein nächster Gedanke kühn: Warum nicht ein ganzes SOS-Kinderdorf finanzieren? Der Plan machte schnell die Runde im Landkreis Emsland. Wenige Monate später war der Lehrer auf dem besten Wege, ein Nervenbündel zu werden. "Ich hatte Angst, mich übernommen zu haben." Bis seine Frau ihm ins Gewissen redete: So kannst du unmöglich weitermachen!
Franz Rosen fand seinen Rhythmus wieder. Seinem Ziel kam er in stetigen Schritten näher und nach zehn Jahren hatte das Emsland tatsächlich soviel Geld gesammelt, dass das SOS-Kinderdorf Puerto Varas in Chile gebaut werden konnte.
Inzwischen ist die Niedersachsenaktion 28 Jahre alt, 700 Vereine und Firmen haben bis heute mitgeholfen, 120 Schulen und Kindergärten und viele Privatpersonen. Insgesamt 45 Häuser sind auf diese Weise finanziert worden. Aktuell sammelt das Emsland für ein neues SOS-Kinderdorf in Inhambane, Mosambik.
Wenn Franz Rosen in sieben Jahren 65 wird, will er aufhören, das hat er seiner Frau versprochen - irgendwie - ein bisschen..., "aber nicht so fest...". Von Beginn an habe seine Familie sein Engagement mitgetragen, auch, wenn die vier Kinder manchmal grinsend feststellten, dass sie wohl bald mit dem Sack über dem Kopf durch Emsbüren laufen müssen, weil der Vater ständig in der Zeitung zu sehen sei. Mittlerweile sind die Vier erwachsen geworden und am liebsten wäre es Franz Rosen, wenn eines von ihnen die Niedersachsenaktion weiterführen würde. Immerhin: Sie wissen, was auf sie zukommt!
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org