Der Leierkastenmann von Oberursel
Karlheinz Lobrecht will für die SOS-Kinderdörfer spielen, "bis mir die Kurbel aus der Hand fällt"

'Schon mein Vater hat für die SOS-Kinderdörfer gespendet': Karlheinz Lobrecht
Wo immer er fortan hinfuhr, war der Leierkasten mit dabei. Gemeinsam mit seiner Frau spielte er Volksmusik, Schlager und Melodien aus Musicals. Vor sechs Jahren starb Karlheinz Lobrechts Frau, seitdem ist er alleine unterwegs, an seinem Leierkasten hängt ein Foto aus früheren Zeiten, das die Beiden gemeinsam zeigt. Oben auf dem Instrument steht ein Spendenhaus aus Plexiglas, in dem Karlheinz Lobrecht für die SOS-Kinderdörfer sammelt. Deren Geschichte habe er von Anfang an mitgekriegt, sagt er. "Schon mein Vater hat für die SOS-Kinderdörfer gespendet." Und auch ihm habe die Idee, dass Kinder eine Familie brauchen, immer eingeleuchtet. "Bei uns in der Nachbarschaft gab es ein Waisenhaus und die Kinder dort bekamen genug zu essen und waren ordentlich angezogen, aber trotzdem wirkten sie nicht glücklich." Ein SOS-Kinderdorf hat er sich später auch angesehen, in Imst, dem ersten aller Dörfer, als dort 50-jähriges Jubiläum gefeiert wurde. Karlheinz Lobrecht war einmal mehr überzeugt.
Von dem Geld, das in seiner Kasse landet, kommt wirklich jeder Cent den Jungen und Mädchen zugute. Reisekosten, Parkgebühren oder Übernachtungskosten zahlt der Leierkastenmann aus der eigenen Tasche. Wie lange er noch weitermachen will? "Bis mir die Kurbel aus der Hand fällt", sagt Karlheinz Lobrecht, inzwischen 76 Jahre alt. Auch für die Zeit danach hat er schon Vorbereitungen getroffen. Der Leierkasten soll dann ins Technische Museum in Speyer einziehen; mit dem dortigen Mitarbeiter, der für die Instrumentensammlung zuständig ist, hat er bereits gesprochen. Auf einem Endlosband soll ein kleines Liedchen eingespeichert werden. Jeder Besucher, der mag, darf die Kurbel drehen und dieses Lied spielen - gegen Spende an die SOS-Kinderdörfer.