Ach nein, über seine Spenden wolle er eigentlich nicht sprechen, hat Hermann Warler am Telefon gesagt. Das sei doch etwas, was man tue, ohne sich damit zu brüsten. "Davon wissen ja nicht einmal meine Kinder." Ein paar Stunden später hat er sich noch einmal gemeldet: Also, falls es den SOS-Kinderdörfern nützen würde, dann sei er doch bereit mitzumachen. Und hat in aller Bescheidenheit zu erzählen begonnen, von seinen Eltern, die immer geholfen haben, obwohl sie selbst nichts hatten, ein paar Eier für ein Pfund Zucker getauscht hätten. Von seiner Arbeit im Tiefbau, Hochbau und wo immer sich Arbeit fand, zuletzt bei der Bundesbahn Euskirchen, fünf Kilometer mit dem Moped. "Wozu hätte ich ein Auto gebraucht?"
Von seinem Dorf in der Eifel, das für ihn immer Baasem heißen wird, auch, wenn es längst zu Dahlem gehört. Von der Blaskapelle, die er früher dirigiert hat. "Heute spiele ich noch zusammen mit einem guten Freund Akkordeon; die Noten schreibe ich mir selbst." Und er erzählt von seiner Faszination für Hermann Gmeiner, dessen Engagement ihn überzeugt habe. Bereits vor zwanzig Jahren hat er zum ersten Mal an die SOS-Kinderdörfer gespendet und seitdem immer wieder. Es sei so wichtig, sich um die Kinder zu kümmern. "Ach, die Kinder", ruft Hermann Warler feierlich, fast jubelnd. "Nichts ist so wunderbar wie Kinder!" Noch heute, mit 76 Jahren, könne er keines weinen hören.
Seine eigenen Fünf sind längst erwachsen. Auf dem Familienfoto haben sie sich mit ihren Partnern um Hermann Warler und seine Frau drapiert, im Vordergrund die neun Enkel. Sonnenschein, viel Grün und lauter lachende Gesichter - damals sei seine Frau noch fit gewesen, sagt der Rentner leise. Dann sei sie schwer krank geworden und nun, vor einigen Wochen, gestorben. "Ich hab mich an das Alleinsein schon gewöhnt."
Als im Dezember 2004 der Tsunami die Küste Ostasiens verwüstete und Hunderttausende Menschen starben, rechnete Hermann Warler seine Finanzen durch - "meine Rente ist ja eher klein" - und rief wieder bei seiner Bank an, bat sie, in diesem und den folgenden Monaten von seinem Konto eine gewisse Summe an die SOS-Kinderdörfer zu überweisen. Und wieder hat er niemandem davon erzählt.
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