"Die SOS-Kinderdörfer sind meine Lebensaufgabe!" - ein großer Satz, den Helga Sinnesbichler da gelassen, fast beiläufig ausspricht. Und diese Selbstverständlichkeit ist vielleicht der beste Spiegel für das ununterbrochene, jahrzehntelange Engagement der Frau aus Bayern. Es begann 1963, als Hermann Gmeiner Reiskörner verkaufte, um ein Kinderdorf in Korea bauen zu können. "Schon damals hat mich die Aktion tief bewegt", erinnert sich Helga Sinnesbichler. Das Reiskorn von damals hat sie immer noch im Portemonnaie. Helga Sinnesbichler heiratete, bekam zwei Söhne und eine Tochter - und drei Patenkinder dazu. Mit jedem ihrer eigenen Kinder übernahmen sie und ihr Mann eine SOS-Patenschaft.
Ihre Unterstützung für die SOS-Kinderdörfer hatte damit gerade einmal angefangen, den nun legte Helga Sinnesbichler richtig los: Immer wieder überzeugte sie Freunde oder Bekannte davon, ebenfalls Pate zu werden. Wie sie das machte? "Ach, wenn man begeistert erzählt, dann steckt das einfach an. Es ist doch eine wunderbare Sache, einem unschuldig in Not geratenen Kind die Hand zu reichen. Es spüren zu lassen: Dein Schicksal ist mir nicht gleichgültig. Jedes Kind hat das Recht auf Wurzeln, Liebe und Flügel. Im SOS-Kinderdorf, bei einer SOS-Kinderdorfmutter, bekommt es all dies. Auf diesem Grundstein kann es später sein eigenes Leben aufbauen." Helga Sinnesbichler könnte lange so weiter sprechen.
Mit ihrer Begeisterung und ihrer Energie gewann Helga Sinnesbichler auch Mitstreiter. Auf ihre Initiative taten sich in ihrer Heimatgemeinde Raubling die Freunde der SOS-Kinderdörfer zusammen, um die Patenschaft für zwei Mädchen zu übernehmen. Dazu kamen andere Aktionen, die sie und ihre Helfer schließlich das ganze Jahr über beschäftigten. Im Frühjahr verkaufte sie Osterkränze und Blumengestecke. Im Herbst gemeinsam mit den Bäuerinnen den Geschäftsleuten ihres Heimatortes Raubling bei Rosenheim Kirtanudeln, ein Schmalzgebäck. Zu Weihnachten gab es einen großen Bazar. Und blieb doch noch etwas Zeit übrig, dann organisierte sie zwischendurch einen Flohmarkt in der Garage. "Da habe ich alles verkauft, bis hin zum Brautkleid."
Helga Sinnesbichler ist inzwischen 63 Jahre alt. Mit großem Bedauern erklärt sie, dass sie für die großen Aktionen heute keine Kräfte mehr hat. Aber ihre Patenkinder betreue sie natürlich weiterhin. Deren Zahl ist inzwischen weiter gewachsen. Da sind die beiden Zwillingsmädchen, die bereits auf eigenen Füßen stehen, und vier weitere Jungen und Mädchen, die in den SOS-Kinderdörfern leben. Die jüngste SOS-Patenschaft hat Helga Sinnesbichler erst im letzten Jahr abgeschlossen: zur Geburt ihres ersten Enkelkindes.