Der Ukraine-Krieg stellt Europa und die Welt vor eine außerordentliche Herausforderung. Wir sind konfrontiert mit einer nicht berechenbaren Bedrohung, einer Krise, die menschlich und wirtschaftlich weitreichende Folgen haben wird. Was bedeutet dieser Krieg für die Arbeit der SOS-Kinderdörfer in den Konfliktgebieten – und weltweit?
Zunächst haben wir in den Krisengebieten selbst schnell reagiert: Wir haben hunderte Kinder und Erwachsene aus unseren Einrichtungen in der Ukraine evakuiert – sie sind in SOS-Kinderdörfern in Polen untergekommen. In Zusammenarbeit mit zwei lokalen Hilfsorganisationen konnten die SOS-Kinderdörfer bereits tausende Menschen, die innerhalb der Ukraine auf der Flucht sind, unterstützen: mit Wasser, Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Transport und Notunterkünften.
Die globale Dimension der humanitären Hilfe
Der Ukraine-Krieg wird weltweit massive wirtschaftliche und soziale Konsequenzen nach sich ziehen. Besonders wird es den globalen Süden und Afrika treffen, da die Ukraine und Russland zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt zählen. Die ärmsten Länder dieser Welt werden mit erheblichen Preissteigerungen zu kämpfen haben. Die Nahrungsmittelknappheit könnte sich auch auf die Fähigkeit vieler Hilfs-organisationen auswirken, Nahrungsmittelhilfe zu leisten.
Die SOS-Kinderdörfer helfen in genau diesen Ländern mit Programmen zur Familienstärkung und Kinder- und Jugendhilfe für die vulnerabelsten Gruppen. Wir rechnen mit einem stark ansteigenden Bedarf an alternativer Betreuung für Kinder und Unterstützung von Familien, die in existenzielle Not geraten.
Die regionale Dimension der humanitären Hilfe
Der Krieg in Europa führt zu einer enormen Fluchtbewegung in die Anrainerstaaten der Ukraine bis nach Westeuropa. Die SOS-Kinderdörfer handeln in den Anrainerstaaten und Aufnahmeländern: Wir nehmen Kinder und Jugendliche in unseren Einrichtungen auf, unterstützen Flüchtlingsfamilien mit sicheren Unterkünften, Lebensmitteln und psychologischer Betreuung.
Außerdem bereiten wir uns auf weitere Hilfe für Geflüchtete und die Aufnahme von Kindern in SOS-Kinderdörfern der Nachbarstaaten der Ukraine wie Polen, Ungarn und Rumänien, aber auch in Deutschland, Österreich, Italien und Tschechien vor. Durch unsere seit Jahrzehnten bestehenden Netzwerke in den Gemeinden werden wir uns für die langfristige Integration der Geflüchteten engagieren.
Die lokale Dimension der humanitären Hilfe
Die SOS-Kinderdörfer haben einen Notfallplan erstellt. Dieser umfasst die Evakuierung von Kindern und ihren Angehörigen aus den gefährdetsten Regionen und ermöglicht die Unterbringung in temporären Unterkünften. In der Ukraine sind mobile Teams im Einsatz, um Lebensmittel und Hygieneartikel zu verteilen. Unsere Sozialarbeiter:innen bieten zudem psychologische Unterstützung vor Ort und über digitale Kommunikation.
Unsere derzeitige Aufgabe ist es, die größte Not der Kinder, Jugendlichen und Familien zu lindern. Aufgrund der sich stetig verändernden Situation kann sich vieles kurzfristig ändern und dann müssen Anpassungen vorgenommen werden, um unsere eigenen Mitarbeiter:innen und diejenigen unserer lokalen Partnerorganisationen zu schützen.
Unser Auftrag ist in dieser Situation wichtiger denn je: Wir stehen bedingungslos an der Seite der Kinder, ob in der Ukraine, in Belarus oder Russland.