28. November 2018 | PRESSEMITTEILUNG

Deutsche finden Entwicklungshilfe wichtig, aber nur wenige wollen dafür spenden

Dabei entfalten Spendengelder gerade in Afrika erheblichen gesellschaftlichen Nutzen

München – In Sachen Entwicklungshilfe sind die Bundesbürger zwiegespalten: Einerseits sind über zwei Drittel der Meinung, dass Entwicklungshilfe die Verhältnisse in armen Ländern verbessert. Andererseits spenden immer weniger Deutsche für Hilfe im Ausland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag der SOS-Kinderdörfer weltweit. Dabei ist die Entwicklungszusammenarbeit vor Ort ausgesprochen wirksam.

69 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Entwicklungshilfe die Verhältnisse in armen Ländern verbessert. Und 68 Prozent finden, dass Entwicklungshilfe Pflicht eines wohlhabenden Staates sei, ergibt die Umfrage der YouGov Deutschland GmbH.

Dennoch spenden nur acht Prozent der Befragten für internationale Entwicklungshilfe. Gut jeder Dritte (37 %) spendet dagegen grundsätzlich nicht, mit zunehmender Tendenz. Als Gründe geben die Nicht-Spender an, Deutschland habe selbst genug Probleme, um die es sich kümmern müsse – dazu gehören nach Ansicht der Befragten in erster Linie die Themen Pflege, Rente, Gesundheitswesen, Bildung und Armut. Auch stellen viele Nicht-Spender die kritische Frage nach der Wirksamkeit von Entwicklungshilfe (53 %).

Studie zur Wirksamkeit von Entwicklungshilfe

Hier haken die SOS-Kinderdörfer weltweit ein: „Menschen, die einen freiwilligen Beitrag leisten, sollten wissen, was ihre Spende bewirkt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der SOS-Kinderdörfer weltweit, Wilfried Vyslozil, in München. Und erklärt: „Entwicklungszusammenarbeit ist – richtig eingesetzt – sehr wirksam.“ Die Hilfsorganisation führt zur Bestätigung eine neue, eigens durchgeführte Wirksamkeits-Studie an: Die SOS-Kinderdörfer wollten wissen, welche Wirkung die investierten Spenden vor Ort wirklich entfalten.

Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group wertete dazu die Arbeit der SOS-Standorte in Äthiopien, Elfenbeinküste, Senegal, Swasiland, Tansania und Togo aus. In Summe ergab sich dabei langfristig ein Faktor von 1 zu 14 – jeder investierte Spenden-Euro brachte vor Ort also einen gesellschaftlichen Nutzen von 14 Euro.

Hilfe wirkt bis in die nächste Generation

Der Wirksamkeits-Bericht der SOS-Kinderdörfer ergab zudem, dass mit jedem Kind, das ins Programm aufgenommen wurde, zehn weitere Personen aus dessen Umfeld erreicht werden konnten. Dabei wirkt die Hilfe langfristig: Die nächste Generation hat ebenfalls sichere Einkommen und Lebensverhältnisse und benötigt in der Regel keine Unterstützung mehr. Untersucht wurde das Leben ehemaliger Unterstützter und deren Kinder auf Wirkungsindikatoren wie Versorgung mit Lebensmitteln, sichere Unterkunft, Bildung, Einkommen, Gesundheit etc.

Gezielte Entwicklungszusammenarbeit ist die beste Methode, um Armut zu bekämpfen – besonders, wenn sie bei Bildung und Beschäftigung von Jugendlichen ansetzt“, sagt Vyslozil und verweist auch auf die massive Aufstockung des Etats des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für das Jahr 2019. „Laut unserer Umfrage wünschen sich 82 Prozent der Bundesbürger hier verstärkt Partnerschaft statt bloß Hilfe. Jeder Euro trägt zum Gelingen bei, wenn er für Hilfe zur Selbsthilfe eingesetzt wird.“

Afrika ist von jeher ein Schwerpunkt der SOS-Kinderdörfer – die Organisation engagiert sich in 47 Ländern des Kontinents. Unzählige Kinder leiden hier unter Hunger, Kriegen oder Krankheiten. Sie wachsen ohne Eltern und in Armut auf. Durch den Einsatz von staatlicher und privater Entwicklungshilfe hat sich die Situation für Afrikas Kinder deutlich verbessert – so ist laut UN seit dem Jahr 2000 die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren südlich der Sahara um fast die Hälfte gesunken. Der Anteil der mangelernährten Kinder ist heute um ein ganzes Drittel niedriger.

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1.506 Personen zwischen dem 24. und 29. Oktober 2018 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.


SPENDEN FÜR DEN GUTEN ZWECK: BEREITSCHAFT UND BEDENKEN

Hilfsorganisationen finanzieren ihre Arbeit oft über freiwillige, private Spenden. Ziel ist, einen messbaren Beitrag für eine zukunftsfähige Entwicklung benachteiligter Länder zu leisten. Die SOS Kinderdörfer weltweit wollten wissen: Wie ist die derzeitige Einstellung der Bundesbürger zu Entwicklungshilfe im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Aufgaben? YouGov hat im Auftrag der Organisation 1.500 Personen online befragt – die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Warum 37 Prozent der Deutschen überhaupt nicht spenden

57 % Persönliche finanzielle Situation
55 % Unsicherheit, ob die Spende die Empfänger auch wirklich erreiche
29 % Deutschland habe selbst genug Probleme, um die es sich kümmern müsse


Das sehen die Deutschen als aktuelle Herausforderungen für das Land

79 % Pflege, Rente und Gesundheitswesen
77 %  Bildung
70 %  Armut
69 %  Umweltschutz
63 %  Terrorismus
61 % Zuwanderung/Integration
50 % Außenpolitik
31 % Entwicklungshilfe


Die bewirkt Entwicklungshilfe aus Sicht der Deutschen

Anerkennung

69 % Verbessert die Verhältnisse vor Ort

65 %  Sollte als Investition aufgefasst werden

61 % Kann auf lange Sicht das Flüchtlingsproblem lösen

68 %  Ist eine Pflicht jedes wohlhabenden Staates


Kritik

60 % Erzeugt Abhängigkeiten
59 % Führt zu Gewöhnungseffekten und unterbindet eigene Anstrengungen
56 %  Hilft einzelnen Menschen, nicht aber ganzen Gesellschaften

 

WIRKSAMKEIT 1:14 − EIN MESSBARER MEHRWERT FÜR DIE GESELLSCHAFT

Für gemeinnützige Organisationen wie die SOS-Kinderdörfer weltweit spielt es eine wichtige Rolle, dass Hilfe effizient und nachhaltig eingesetzt wird. Gemeinsam mit der Boston Consulting Group hat SOS deshalb in verschiedenen SOS-Ländern die langfristige Wirksamkeit der Arbeit und damit der Spenden untersucht. Das Ergebnis: Für jeden gespendeten Euro generieren die Programme der SOS-Kinderdörfer vor Ort im Schnitt 14 Euro Mehrwert für die Gesellschaft. Dieser Social Return on Investment macht deutlich, wie sehr sich Investitionen in die Zukunft von Kindern auszahlen.

Social Return on Investment (SROI)

Einkommen und Nutzen für die Familie
• neu geschaffene Einkommen (Betreuungspersonen)
• verbesserte Einkommen (Betreute)
• Nutzen für die nächste Generation bzw. die eigenen Kinder

Nutzen für die Gemeinschaft
• direkte Wirksamkeit lokaler Ausgaben, durch die Programme
• Einsparungen bei alternativer Familienbetreuung
• Einsparung bei Sozialhilfe oder Ähnlichem
• Spenden und ehrenamtliches Engagement ehem. Teilnehmer

Kosten pro Teilnehmer
• während der Teilnahme am Programm: Programmkosten (Betreuung, Sozialarbeit etc.)
• zusätzliche Kosten (weitere Personalkosten, Mietausgaben, Verwaltungskosten etc.)

Indikatoren des Nutzens für die Familie: Lebenseinkommen, Einkommenssteigerung bei Betreuern im Familienstärkungsprogramm, Nutzen für die nächste Generation bzw. die eigenen Kinder
 
Indikatoren des Nutzens für die Gemeinschaft: die direkte Wirkung lokaler Aufwände, Einsparungen bei alternativer Familienbetreuung, Einsparung bei Sozialhilfe, Spenden und ehrenamtliches Engagement ehemaliger Teilnehmer


SROI SOS-Familie im Kinderdorf: 2:1

Durchschnittliche Dauer des Verbleibs eines Kindes in einer SOS-Familie: 17 Jahre
SROI SOS-Familienstärkungsprogramm: 66:1
Durchschnittliche Dauer der Familienstärkung: 3 - 5 Jahre


Messung des individuellen Wohlergehens

Der finanzielle Nutzen ist immer Teil eines breiteren Wirkungsspektrums auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Deshalb haben wir auch nicht-quantifizierbare Indikatoren zum individuellen Wohlergehen untersuchen lassen.


Auftakt der Standortanalyse in Afrika

Diese sechs afrikanischen Länder wurden bisher für den aktuellen Impact Report evaluiert:

Äthiopien - HDI-Rang: 174
Elfenbeinküste - HDI-Rang: 171
Senegal – HDI-Rang: 162
Swasiland – HDI-Rang: 148
Tansania – HDI-Rang: 151
Togo – HDI-Rang: 166

(Human Development Index / HDI-Rang Deutschland: 5 von 188)

Mehr Informationen zum Wirksamkeits-Bericht der SOS-Kinderdörfer und zur YouGov-Umfrage:

Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin@sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de

Mehr Informationen zum Wirksamkeitsbericht:

Alexander Baic
Principal
The Boston Consulting Group
Tel. 089/2317-4899
E-Mail: baic.alexander@bcg.com

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