München – In der Regel ist der weibliche Zyklus 28 Tage lang und die Menstruation dauert durchschnittlich fünf Tage. Daher wird der 28.5. als Tag der Monatshygiene genutzt, um unter anderem Aufmerksamkeit auf das Thema “Period Poverty” zu lenken. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Tatsache, dass von insgesamt 1,8 Milliarden Menstruierenden mindestens 500 Millionen Mädchen und Frauen weltweit aufgrund von Geldmangel keinen Zugriff auf Menstruationsprodukte haben, und sie deshalb nicht zur Schule oder Arbeit gehen können.
Außerdem haben 1,25 Milliarden keinen Zugang zu einer privaten Toilette sowie davon 526 Millionen gar keine Möglichkeit, ein WC zu nutzen oder sich mit fließendem Wasser zu waschen. "Das Fehlen dieser notwendigen hygienischen Bedingungen in ihrem Leben, um zu menstruieren, kann auch gesundheitliche Folgen haben", erklärt Sara Tabit, die sich als Global Gender Advisor der SOS-Kinderdörfer weltweit für Frauenrechte einsetzt.
Fehlende Aufklärung rund um die Periode und daraus resultierende soziale Ausgrenzung gehören ebenfalls zu den Begleiterscheinungen. "Die Benachteiligung von Mädchen und Frauen muss ein Ende haben!" fordert Tabit im Namen der SOS-Kinderdörfer weltweit. "Für mich bedeutet 'Periodenarmut' die Verweigerung grundlegender reproduktiver Rechte einer Frau auf den Zugang zu erschwinglichen hygienischen Produkten und sanitären Anlagen während der Monatsblutung. Dies sowie fehlende Informationen führen zu Scham, Stigmatisierung und dem Versäumnis von Schulunterricht und weiteren Verpflichtungen“, sagt Tabit. "Mal ganz abgesehen davon, dass viele Mädchen oft ohnehin mit körperlichen Beschwerden wie Krämpfen, Schwindel oder Übelkeit zu kämpfen haben."
Menstruationsarmut weltweit
Von "Period Poverty" sind Menstruierende weltweit betroffen. Besonders Frauen in Flüchtlingscamps haben sehr häufig keine finanziellen oder logistischen Möglichkeiten für eine gesunde Monatshygiene. Laut einem UN-Bericht sind es 45 Prozent.
In vielen anderen Ländern – wie beispielsweise Uganda – liegt der Preis für ein Paket Binden höher als eine durchschnittliche Tageseinnahme, und macht den Kauf so oft unmöglich. Dies ist auch in Indien der Fall. Dort sind zudem die Stigmatisierung und das Unwissen rund um die Periode besonders verbreitet: "Fast die Hälfte aller Mädchen hier wissen nicht, was geschieht, wenn die erste Regel einsetzt und machen sich Sorgen darüber, warum sie bluten!" berichtet Sara Tabit. Für viele gehöre es zum Menstruationsalltag, dass sie soziale Ausgrenzung erfahren und zum Beispiel getrennt von anderen essen und schlafen müssen. Rund ein Viertel der indischen Mädchen kann aufgrund mangelnder Produkte oder sanitärer Anlagen keine Schule besuchen. Dies führt zu einem Schulabbruch von Millionen von jungen Frauen jährlich!
Auch in Nepal – hier haben lediglich elf Prozent keine zyklusbedingten Einschränkungen –, Bangladesch, Nordmazedonien sowie vor allem in Staaten südlich der Sahara müssen Menstruierende Benachteiligung aufgrund eines natürlichen Vorgangs im Körper erleben. Rund 20 Prozent der Mädchen in der Subsahara fehlen während ihrer "Tage" in der Schule. "In Kenia zum Beispiel ist die Periode noch immer ein großes Tabuthema. Die Mehrheit der Kenianer glaubt zudem, dass Regelblut unsauber und kontaminiert sei, sodass sich Menstruierende unter anderem von religiösen Einrichtungen oder Gemüseplantagen fern halten müssen, um diese nicht zu 'vergiften'", berichtet Tabit. "In anderen Ländern sind die Beeinträchtigungen zwar geringer, aber in jedem Staat dieser Welt existieren sie."
Menstruationshygiene: Positive Entwicklungen
"Glücklicherweise gibt es einige positive Entwicklungen, um die Benachteiligung von Menstruierenden zu beenden", sagt Tabit. In Spanien wurde dieses Jahr ein Gesetz verabschiedet, dass Frauen bis zu fünf Tage monatlichen "Menstruationsurlaub" gestattet. In Schottland stehen seit 2021 Periodenprodukte in Schulen sowie städtischen Einrichtungen kostenfrei zur Verfügung. Einige Länder – zu denen auch Deutschland zählt – haben den Steuersatz auf Periodenprodukte gesenkt, um diese erschwinglicher zu machen. Auch viele asiatische Staaten wie Japan oder Vietnam gestatten Frauen, der Arbeit fernzubleiben, wenn sie Regelbeschwerden haben – ohne Angabe von Gründen oder ärztlichem Attest.
"Doch es gibt noch viel zu tun", sagt Tabit: "Neben der Gewährleistung von sicheren Hygieneprodukten und Sanitäranlagen per Gesetz, ist es auch von entscheidender Bedeutung, dass wir das Tabu rund um die Menstruation beenden, einschließlich des Schamgefühls und der Stigmatisierung. Nur so können wir die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern stoppen."
Die Arbeit der SOS-Kinderdörfer
Zu den Programmen der SOS-Kinderdörfer weltweit zählt die reproduktive Aufklärungsarbeit, das Verteilen von kostenlosen Monatshygieneprodukten sowie das Sicherstellen von sauberen Sanitäranlagen für Mädchen und Frauen. Zudem setzen sich die Mitarbeiter für Geschlechtergleichstellung ein und kämpfen gegen die Stigmatisierung der weiblichen Regelblutung.