Digitalisierung: Neue Wege für mehr Wirkung

Um die Wirkung unserer weltweiten Projekte zu evaluieren, setzen die SOS-Kinderdörfer auf innovative Lösungen und Digitalisierung.

Eine Sozialarbeiterin der SOS-Kinderdörfer in DR Kongo bei einem ihrer Besuche bei einer Familie, die sie betreut. Die Ergebnisse des Entwicklungsgesprächs protokolliert die Sozialarbeiterin digital auf einem Tablet. Foto: Federico Varrasso

Ein Tool für Sozialarbeitende

Wie lange musste ein Kind die Schule abbrechen, bevor es wieder den Unterricht besuchen konnte? Wie kommt es seitdem in der Schule zurecht? Hat sich das Einkommen einer alleinerziehenden Mutter nach einer Fortbildung deutlich verbessert? Hat ein Kind im SOS-Kinderdorf regelmäßig Kontakt zur Herkunftsfamilie? Unsere Betreuenden und Sozialarbeitenden dokumentieren die Entwicklung jedes Kindes und jeder Familie, die wir begleiten und unterstützen. Vom Eintritt ins Programm bis zum Ende der Unterstützung werden in regelmäßigen Abständen individuelle Entwicklungsberichte und -pläne erstellt.

Dieses "Case Management" unserer Sozialarbeit haben wir mit Einführung der Programmdatenbank PDB2 (Programme Database 2) in über 100 Ländern digitalisiert. Die nutzerfreundliche Webanwendung entlastet unsere Mitarbeitenden bei der Evaluation der individuellen Unterstützungsangebote und dem Erstellen von Förderplänen. Meist arbeiten sie damit noch am PC, doch wir haben eine mobile App entwickelt, die in den ersten Ländern bereits im Einsatz ist: Während unsere Sozialarbeitenden Hausbesuche bei den von ihnen betreuten Kindern und Familien machen, können sie die Ergebnisse der Entwicklungsgespräche am Tablet digital festhalten. Sobald eine Internetverbindung hergestellt wird, werden die Daten online in der zentralen Datenbank von PDB2 gespeichert – ohne dass dabei Mehrarbeit im Büro anfällt.

Schulung am Tablet: Mitarbeitende der SOS-Kinderdörfer in DR Kongo machen sich mit der PDB2-Webanwendung vertraut. Foto: Sophie Huguenet

Fallstudie zum Kampf gegen die weltweite Jugendarbeitslosigkeit

Wer Wirkung messen will, braucht dafür Indikatoren. Die Daten aus PDB2 können wir – anonymisiert unter Anwendung der EU-Datenschutzrichtlinien – auswerten und für unsere strategische Planung, Projektsteuerung und Wirkungsanalysen nutzen.

Ein Beispiel ist der Kampf gegen die weltweite Jugendarbeitslosigkeit: Die Weltgemeinschaft hat sich in der Agenda 2030 zum Ziel gesetzt, die weltweite Jugendarbeitslosigkeit drastisch zu verringern (SDG 8.6). Als Indikator dient hier die Quote der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15-24 Jahren, die weder eine Arbeit haben noch eine schulische oder berufliche Ausbildung absolvieren (englisch: NEET - Not in Employment, Education or Training).

Auf Grundlage von PDB2-Daten haben die SOS-Kinderdörfer analysiert, wie sich die die NEET-Rate bei jungen Menschen entwickelt, während wir sie durch unsere Familienhilfe-Programme unterstützen.

Die NEET-Rate der jungen Menschen in unseren Familienstärkungsprogrammen ermitteln wir durch eine Auswertung unserer Datenbank PDB2. Die Aufschlüsselung nach Jahr, Alter und Land ermöglicht den Abgleich mit UN-Daten. Die Daten zur Berechnung der globalen NEET-Rate stammen aus der UN-Datenbank.

Die Analyse zeigt: Die NEET-Rate der 15- bis 24-Jährigen in unseren Familienstärkungsprogrammen liegt beim Eintritt bei 40% und sinkt bis zum Ende der Unterstützung auf 19 %.

Schlüsseln wir die Daten nach Alter, Jahr und Land beim Programmein- und austritt auf, dann können wir diese mit den SDG-Indikatoren der UN-Datenbank abgleichen. Das Ergebnis: Zu Beginn der Unterstützung ist die NEET-Rate der jungen Menschen in unseren Programmen nahezu doppelt so hoch wie der weltweite Vergleichswert, am Ende liegt sie jedoch deutlich darunter.

Die Fallstudie belegt:

  • Junge Menschen ohne ausreichende elterliche Betreuung sind beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt weltweit erheblich benachteiligt.
  • Durch unsere Programme können wir die Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich verbessern.
  • Die gezielte Unterstützung sozial benachteiligter junger Menschen kann maßgeblich zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beitragen.

Ergebnisorientiertes Projektmanagement

Die Daten aus der Programmdatenbank PDB2 können wir auf globaler und lokaler Ebene nutzen, um Projekte zu planen, zu evaluieren und beständig zu verbessern. Sie dienen als wesentliche Grundlage für ergebnisorientiertes Projektmanagement (RBM), das die SOS-Kinderdörfer seit 2017 auszurollen. So können wir Projektziele definieren und diese mit Daten aus den Vorjahren, von einem anderen Standort oder aus den UN-Datenbanken abgleichen. Dies ermöglicht uns eine objektive und faktenbasierte Messung unserer Wirkung und die Vergleichbarkeit mit den SDG-Zielen.

Die Datenlücke schließen und Kinder ohne Fürsorge sichtbar machen

In den Statistiken sind sie bislang weitgehend unsichtbar: Kinder, die die elterliche Fürsorge verloren haben oder deren Familien akut vom Zerbrechen bedroht sind. Lange Zeit waren sie deshalb auch nicht auf dem Radar der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (SDGs).

Die SOS-Kinderdörfer sind 2011 vorangegangen, um diese Datenlücke zu schließen: Mit unserer Programmdatenbank PDB2 (Programme Database 2) haben wir ein nutzerfreundliches IT-System entwickelt, das mittlerweile von Tausenden unserer Sozialarbeitenden in über 100 Ländern genutzt wird. So sammeln wir, wie von UNICEF bei einem Treffen 2017 in New York gewürdigt, den weltweit wohl umfangreichsten Datenschatz zur Situation von Kindern in alternativer Betreuung - eine entscheidende Voraussetzung für gezielte Entwicklungsstrategien und deren Umsetzung durch Projekte, um die Situation dieser Kinder zu verbessern.

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