"Die Kinderrechte werden in allen Staaten verletzt – auch in Deutschland"

Interview mit Sofía García García, Repräsentantin der SOS-Kinderdörfer bei den UN in New York

Wie steht es derzeit um die Kinderrechte weltweit?

Trotz großem Fortschritt in einigen Bereichen hat die Lage der Kinderrechte leider in den letzten Jahren in vielen Ländern Rückschritte erfahren. Trotz weiträumiger Ratifizierung der Konvention werden die Rechte der Kinder in vielen Staaten weiter missachtet: Überall auf der Welt beeinträchtigt Armut Kinder überproportional. Wir beobachten schwere Kinderrechtsverletzungen oder ausbeuterische und gesundheitsgefährdende Kinderarbeit. Nach wie vor können weltweit Millionen Mädchen und Jungen nicht in die Schule gehen. Sie leiden besonders unter Kriegen, Flucht und Vertreibung, die in den vergangenen Jahren noch einmal zugenommen haben.

Sehen Sie auch in Industrieländern Verletzungen der Kinderrechte?

Armutszeugnis: Kinder ohne intakte Familie haben keine Lobby. Die SOS-Kinderdörfer setzen sich für die Verabschiedung von Gesetzen ein, die benachteiligte Kinder, wie diesen Jungen aus Rumänien, schützen. Foto: Katerina  Iliewska

Leider ja, wir beobachten sie in jedem Land – sei es noch so arm oder noch so reich. In vielen Ländern erodiert die Gesellschaft. In Deutschland beispielsweise ist die Kinderarmut weit verbreitet. Kinder aus benachteiligten Familien haben geringere Bildungschancen oder leiden unter Ausgrenzung. Dabei ist Unterstützung für diese Familien essentiell, damit sie sich ausreichend um ihre Kinder kümmern können. Die SOS-Kinderdörfer setzen sich bei den Vereinten Nationen dafür ein, dass internationale Regelwerke Richtlinien zu einer solchen Unterstützung vorgeben. Diese können dann in nationale Regelwerke übernommen werden. Unser Einsatz gilt auch für staatliches Handeln im Falle einer Trennung des Kindes von den Eltern.

Sie streben einen besonderen Schutz für Kinder ohne elterliche Fürsorge an?

Sofía García García, Repräsentantin der SOS-Kinderdörfer bei den Vereinten Nationen in New York. Foto: Oda Haveem

Sie sind die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft. Sie wachsen ohne Erziehung, ohne Bildung, ohne finanziellen Halt und ohne Zuneigung auf. Daher brauchen sie unsere ganze Aufmerksamkeit. Kinder ohne elterliche Fürsorge haben Rechte und den Anspruch darauf, diese erfüllt zu bekommen. Wenn ein Kind seine elterliche Fürsorge verliert, ist das Risiko höher, dass seine Rechte nicht beachtet werden. Daher müssen wir uns mit aller Kraft für die Verabschiedung von Gesetzen einsetzen, die diese Kinder schützen.

Was haben die Regierungen der einzelnen Länder denn davon, wenn sie die Rechte der elternlosen Kinder stärken?

Es ist nicht nur moralisch richtig, die Kinderrechte zu achten – es ist auch sehr klug. Denn jedes Land profitiert langfristig davon, wenn es in die Zukunft der Kinder investiert: Impft man ein Kind, rettet man sein Leben. Gibt man dem Kind ein behütetes Zuhause, dann pflanzt man den Samen für seine Entwicklung. Ein Kind, das gut erzogen, behütet und glücklich aufwächst, hat faire Chancen im Leben und wird wahrscheinlich auch seine eigenen Kinder gut erziehen. So beeinflusst man die gesamte Gesellschaft.

 

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