Grundlage unserer Unterstützung aller Kinder und Jugendlicher ist die UN-Kinderrechtskonvention. Diese besagt unter anderem in Artikel 2, dass kein Kind aufgrund seines Geschlechts diskriminiert werden darf.
Unsere SOS-Kinderschutzrichtlinien stellen klar:
"Wir respektieren die sexuelle Orientierung und Identität jedes Kindes und setzen uns dafür ein, dass kein Kind diskriminiert wird."
LGBTIQ*-Kinder und -Jugendliche, die ihre Familie verloren haben, sind besonders verletzlich: Einerseits müssen sie die Trennung von ihren Eltern bewältigen - im SOS-Kinderdorf werden sie durch ein liebevolles und sicheres Umfeld bestmöglich unterstützt, dennoch bleibt dies eine Herausforderung. Sind die Kinder zusätzlich mit ihrer abweichenden sexuellen Identität und Orientierung konfrontiert, kann sie das in eine schwere Krise stürzen.
Aufklärung und Bewusstseinsbildung sind ein entscheidender Schlüssel, um Mitarbeiter:innen oder Lehrer:innen der SOS-Kinderdörfer sowie die anderen Kinder zu erreichen. Denn die Vorurteile, die in vielen Gesellschaften vorhanden sind, machen auch vor den Kinderdörfern und ihrem direkten Umfeld nicht halt. Dem gilt es, aktiv entgegenzuwirken.
In Ländern, wo Homosexualität unter Strafe steht, stoßen wir allerdings an unsere Grenzen: Der Einsatz für LGBTIQ*-Rechte kann dort zur zwangsweise Schließung der Programme der SOS-Kinderdörfer führen, Mitarbeiter:innen verhalten sich womöglich gesetzeswidrig und setzen sich der Gefahr drastischer Strafen aus.
Pilotprojekte und Erfolgsgeschichten
Während wir in manchen Ländern noch am Anfang unseres Engagements für LGBTIQ*-Kinder und -Jugendliche stehen und uns vor allem als lernende Organisation begreifen, können wir andernorts auf Pilotprojekte verweisen und Erfolgsgeschichten erzählen:
Beispiel Argentinien: Mit der Aufklärungskampagne "Todas/os estamos incluídas/os” (Wir sind alle dabei) bringen die SOS-Kinderdörfer das Thema "Sexuelle Vielfalt" in Argentinien in eine Gesellschaft, die stark von klassischen Rollenbildern und Machismo geprägt ist. Seit 2016 wurden die Mitarbeiter*innen an allen Standorten geschult, Handbücher wurden erstellt und Jugendliche aus den Kinderdörfern gehen als Multiplikatoren in Schulen oder Jugendclubs. Hier erfahren Sie mehr zu dem LGBTIQ*-Pilotprojekt der SOS-Kinderdörfer in Argentinien.
Beispiel Peru: Die Kampagne "Neue Maskulinitäten" hat Geschlechterstereotypen hinterfragt und sich für aktive Vaterschaft eingesetzt.
Erfolgsgeschichte aus Sri Lanka: Buddhika kam mit nur einem Monat ins SOS-Kinderdorf Galle in Sri Lanka. Früh stellte sich heraus, dass er anders war, nicht an den Spielen der Jungen interessiert war, sich gerne schminkte - weiblich fühlte. Seine SOS-Kinderdorfmutter beriet sich mit einem Psychologen und unterstützte Buddhika. Er konnte seinen Bedürfnissen entsprechend aufwachsen und entschied sich als junger Erwachsener, "Buddhi" zu sein, eine Frau. In Indien lernte Buddhi klassische Tänze - und träumt heute davon, eine Weltklasse-Tänzerin zu werden. Zu ihrem Kinderdorf hält sie nach wie vor engen Kontakt.