Millionen Menschen leiden unter den extrem ungünstigen klimatischen Bedingungen
Die Stadt Harrar hat ca. 150 000 Einwohner und liegt im Osten Äthiopiens zwischen dem üppigen zentralen Hochland und der Wüste Somalias. Eine Infrastruktur ist in diesem Landesteil praktisch nicht vorhanden. Das Horn von Afrika gehört unbestritten zu den ärmsten Gegenden der Erde.
Asphaltierte Straßen, Schulen oder Krankenhäuser findet man nur selten. Die Region weist hohe Säuglingssterblichkeitsraten und eine überdurchschnittlich starke Unterernährung von Erwachsenen und Kindern auf. Die Nahrungsmittelpreise sind nach der Dürre im Juni 2011 um über 40 Prozent gestiegen, wodurch Hunderttausende weiter an den Rand des Hungertodes getrieben wurden. Die Mangelernährung ist der Hauptgrund für die hohe Sterberate von Kindern. Etwa 50 000 Kinder mussten die Schule abbrechen. 27 Prozent aller Kinder in Harrar erhalten weder Bildung noch medizinische Versorgung. Knapp 30 Prozent haben keinen Zugang zu Trinkwasser, sanitären Anlagen, Nahrung und leben in menschenunwürdigen Behausungen.
Zu den Hauptursachen für die ländliche Armut in Harrar zählt der anhaltende Mangel an Niederschlägen. Häufig wiederkehrende Dürren zerstören die Ernten und Anbauflächen und treiben die lokale Bevölkerung in Hunger und Verzweiflung. Viele Kinder leiden in Folge der Mangelernährung an Krankheiten wie zum Beispiel endogenen Infektionen. In Harrar und Umgebung fehlt es einer großen Zahl von Kindern an ausreichend Nahrung, Trinkwasser und Medikamenten. Darüber hinaus ist die HIV/AIDS-Infektionsrate in dieser Region besonders hoch. In solch einem schwierigen sozioökonomischen Umfeld werden die Grundrechte der Kinder jeden Tag aufs Neue missachtet und verletzt.
Langfristige Unterstützung für Kinder und junge Menschen
Nach der verheerenden Dürre von 1974 entschloss sich SOS-Kinderdorf zu handeln und errichtete das erste SOS-Kinderdorf in Äthiopien. Im Laufe der Jahre hat unsere Organisation ihre Bemühungen in der Region weiter ausgebaut, um Tausenden von verwaisten und verlassenen Kindern im ganzen Land Schutz und Unterstützung zu bieten. Das SOS-Kinderdorf Harrar wurde 1980 eröffnet. Da der östliche Teil Äthiopiens unter besonders ungünstigen klimatischen Bedingungen leidet, werden immer wieder Hunderttausende Menschen innerhalb nur weniger Wochen an den Rand des Hungertodes getrieben. Nirgendwo sonst in Äthiopien ist die Zahl verwaister und verlassener Kinder höher als in dieser Region. Nahezu 6000 Kinder in Harrar und Umgebung wachsen ohne elterliche Fürsorge auf - das sind knapp 10 Prozent aller Kinder in der lokalen Bevölkerung.
Unsere Arbeit in Harrar
Das SOS-Kinderdorf Harrar liegt in Ost-Äthiopien und zählt zu den regenärmsten Gegenden des Landes. Unsere Organisation bietet der notleidenden Bevölkerung Unterstützung auf verschiedenen Ebenen. Dazu zählen die familiennahe Betreuung von Kindern ohne elterliche Fürsorge, ein Kindergarten, eine Schule, ein Berufsbildungszentrum und ein SOS-Jugendprogramm.
SOS Kinderdorf in Harrar startete im Jahre 2012 seine ersten Familienstärkungsprogramme. Gemeinsam mit den lokalen Behörden unterstützen wir Familien, die von Zerrüttung bedroht sind, damit sie zusammenbleiben können. Unser Angebot umfasst Gesundheitsberatung, Gemeinschaftshilfe und psychologischen Beistand. Wir ermöglichen Kindern den Zugang zu Bildung, Nahrung, medizinischer Versorgung und psychosozialer Betreuung. Familien erhalten Unterstützung bei der Einkommensförderung und dem Umgang mit Behörden.
Das SOS-Kinderdorf umfasst derzeit 15 SOS-Familien, in denen bis zu 150 Kinder von SOS-Müttern in einem liebevollen Zuhause betreut werden. Der SOS-Kindergarten kann bis zu 200 Kinder aufnehmen. Hier werden gefährdete Kinder aus Harrar und der umliegenden Gemeinde von unseren professionellen MitarbeiterInnen betreut. Durch die hohe Analphabetenquote des Landes kommt der Arbeit der SOS-Hermann-Gmeiner-Schule besondere Bedeutung zu, bis zu 960 Schülerinnen und Schüler erhalten Unterricht in der Primär- und Sekundärstufe.
Im SOS-Jugendprogramm können bis zu 118 Heranwachsende in zwei Jugendeinrichtungen ziehen und in betreuten Wohngruppen eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Mit der Unterstützung qualifizierter JugendberaterInnen entwickeln die jungen Menschen Zukunftsperspektiven.