Ein vielfältiges Land
Die Gesamtbevölkerung des Landes beläuft sich auf 44 Millionen; die Landeshauptstadt ist Nairobi. Kenia wird als "die Wiege der Menschheit " bezeichnet, seit Forscher einige Überreste menschlicher Urahnen und frühester menschlicher Behausungen auf kenianischem Boden entdeckt haben. Das Land zeichnet sich durch eine beeindruckende ethnische Vielfalt aus, die einerseits einen wichtigen Teil der kenianischen Kultur darstellt, andererseits aber zu wiederholten Konflikten geführt hat. Die Gewalt zwischen verschiedenen Stämmen hat auch zu internen Vertreibungen innerhalb des Landes geführt. Die Mehrheit der Kenianer spricht sowohl Englisch als auch Suaheli.
Zu den großen Herausforderungen im heutigen Kenia zählen die hohe Arbeitslosenquote, eine erdrückende Armut sowie eine hohe Verbrechensrate. Die Tourismusbranche ist zu einer bedeutenden Einkommensquelle geworden und hat dem Land in den letzten Jahren viele Devisen eingebracht. Die reichhaltige Tierwelt und malerische Landschaften machen Kenia zu einem Ausflugsziel vieler Safaris, die jährlich Tausende ausländischer Besucher anziehen.
Häufige Dürren treiben Millionen in den Hunger
Obwohl Kenia in jüngster Zeit ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hat, sind immer noch ca. 11 Millionen Kenianer unterernährt, und ein Großteil der Landesbevölkerung ist nicht in der Lage, den täglichen Mindestbedarf an Kalorien abzudecken. Überflutungen und Dürrekatastrophen haben nach wie vor schwere Auswirkungen auf die Versorgung großer Teile der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Die Halbnomaden sind besonders hart getroffen. Im dürregeplagten Norden gibt es nur selten Zugang zu medizinischer Versorgung, und vielen Familien fehlt es an grundlegenden Dingen wie fließendem Wasser, Abwasserkanälen und sanitären Einrichtungen. In den dürregeplagten Gebieten gibt es einen dringenden Bedarf an Notwasserversorgung. Ca. 50 Prozent der kenianischen Bevölkerung leben in Armut, ein Großteil von ihnen leidet sogar an extremer Armut.
Im Jahr 2008 wurde Kenia nach den damaligen Wahlen von einer Welle der Gewalt erschüttert. Die Konflikte kosteten mehr als 1000 Menschen das Leben und führten zu massiven Vertreibungen. Hunderttausende mussten aus ihren Häusern flüchten, und 75 000 Kinder mussten in über 100 Flüchtlingslagern für intern Vertriebene (IDPs) Zuflucht finden. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt ist in Kenia mit 55 Jahren sehr niedrig - das sind 20 Jahre weniger als in Norwegen. Neben der HIV/AIDS-Pandemie, die in Kenia dramatische Ausmaße angenommen hat, sind ansteckende Krankheiten wie Typhus, Hepatitis A und bakterielle Durchfallerkrankungen in Kenia ebenfalls weit verbreitet. Die häufigen Dürreperioden sind die Hauptursache für den ständigen Wassermangel und treiben Millionen Menschen in den Hungertod.
Viele Kinder sind in Gefahr
Kenia hat die Afrikanische Charta über die Rechte und das Wohl des Kindes (ACRWC) sowie einige andere internationale und regionale Konventionen ratifiziert, um Kindern maximalen Schutz und maximale Sicherheit zu garantieren. Dennoch bleiben einige Fragen weiterhin ungeklärt; dazu zählen auch klare Richtlinien bezüglich der körperlichen Züchtigung sowohl zuhause als auch in öffentlichen Einrichtungen und das Mindestalter für Heirat und Strafmündigkeit. Tausende kenianischer Kinder leiden unter den Auswirkungen der weit verbreiteten extremen Armut im Land. Lange Dürreperioden haben schwerwiegende Folgen für das Wohl junger Kinder - die Zahlen über Unterernährung und Kindersterblichkeit sind weiter ansteigen. Obwohl Kenia beträchtliche Anstrengungen unternommen hat, um die Lage der Kinder im Land zu verbessern, ist das Leben für viele von ihnen sehr hart. Eine steigende Zahl von Kindern lebt ohne elterliche Fürsorge oder läuft Gefahr, sie zu verlieren. Die HIV/AIDS-Pandemie macht auch vor dem jüngsten Teil der Bevölkerung nicht halt. Mit 6,3 Prozent gibt es in Kenia eine der höchsten HIV-Prävalenzraten in der ganzen Welt. Knapp 1 200 000 Kinder zwischen 0 und 17 Jahren sind in Kenia zu AIDS-Waisen geworden.
Ein anderes Gesundheitsproblem für kleine Kinder in Kenia bleibt die Malaria, eine vermeidbare und behandelbare Krankheit, die immer noch jährlich ca. 26 000 Kindern unter fünf Jahren das Leben kostet. Die Kindersterblichkeitsrate ist in Kenia mit 84 von 1000 Lebendgeburten ebenfalls sehr hoch. In einer wachsenden Zahl von kenianischen Familien sind Kinder die Haushaltsvorstände. Es ist erwiesen, dass Familien, die von Frauen oder Kindern geführt werden, noch stärker von extremer Armut bedroht sind. Kleine Kinder müssen häufig arbeiten, um für eine ganze Familie das Essen auf den Tisch zu bringen. Schätzungsweise 130 000 Kinder leben in Kenia als Folge von Armut, Vernachlässigung in der Familie und sozialer Diskriminierung auf der Straße. Viele von ihnen werden zur Kinderarbeit und manchmal sogar zu kommerzieller Sexarbeit gezwungen. Derzeit arbeiten ca. 10 000 Kinder im Sexgewerbe, vor allem in den Küstenregionen des Landes. Vielen Kindern bleibt kein anderer Weg als die Prostitution, um überleben zu können.
SOS-Kinderdorf in Kenia
Kenia war eins der ersten afrikanischen Länder, in denen SOS-Kinderdorf tätig wurde. Der nationale kenianische Verein wurde 1971 vor allem aufgrund der stetig zunehmenden Zahl von verwaisten und vernachlässigten Kindern in Kenia gegründet. Neben den SOS-Kinderdörfern werden SOS-Familienstärkungsprogramme angeboten, die es vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern ermöglichen, in einer liebevollen familiären Umgebung aufzuwachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet die Organisation mit Familien und lokalen Gemeinden, um diese in die Lage zu versetzen, ihre Kinder effektiv zu beschützen und zu versorgen. Derzeit unterstützen wir kenianische Kinder und Jugendliche durch Kindertagesstätten, Schulen, Berufsbildungszentren und medizinische Zentren an fünf verschiedenen Standorten. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.