SOS ist seit 1986 in Mosambik aktiv
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Mosambik im Jahr 1986, als das Land tief in einen Bürgerkrieg verstrickt war. Neben der Arbeit in den SOS-Kinderdörfern liegt das Hauptziel der Organisation darin, familiäre Bindungen zu stärken, um die Zerrüttung von Familien zu vermeiden und Kindern die Möglichkeit zu geben, in einer sicheren Umgebung aufzuwachsen. Seit Beginn der Aktivitäten unserer Organisation in Mosambik sind zahlreiche SOS-Nothilfeprogramme durchgeführt worden.
Mosambiks Wachstumspotenzial ist noch nicht erfüllt
Die Republik Mosambik liegt im südöstlichen Afrika und grenzt im Osten an den Indischen Ozean, im Norden an Tansania, im Nordwesten an Malawi und Sambia sowie im Südwesten an Swasiland und Südafrika. Ein brutaler Bürgerkrieg erschütterte das Land von 1977 bis 1992, und Korruption, politische Misswirtschaft und Naturkatastrophen behinderten lange Zeit die Entwicklung in Mosambik. 1990 wurde eine neue Verfassung eingeführt, die den Weg für freie Mehrparteienwahlen und die Einführung der Marktwirtschaft ebnete. Seither ist die politische Lage im Land relativ stabil. Heute gilt Mosambik als Land mit großem wirtschaftlichen Potential. Trotz der Tatsache, dass die Wirtschaft zum größten Teil auf der Landwirtschaft basiert, stellen unerschlossene Gas-, Öl- und Titanreserven eine wachsende Einkommensquelle dar und ziehen ausländische Investoren an.
Weit verbreitete Armut
Selbst am Standard der afrikanischen Ländern südlich der Sahara gemessen ist Mosambik ein extrem armes Land. 60 Prozent der Bevölkerung leben in erdrückender Armut. Sie kämpfen um grundlegende Dinge des täglichen Lebens wie z.B. fließendes Wasser, ordentliche sanitäre Anlagen und eine regelmäßige Versorgung mit Nahrungsmitteln. Familien mit weiblichem Haushaltsvorstand sind besonders häufig von Armut betroffen, da viele mosambikanische Frauen nur schlecht ausgebildet sind. Die Einkommensverteilung ist nach wie vor sehr ungerecht; die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verfügen über ca. 40 Prozent des nationalen Einkommens.
Wenige Jahre nachdem der Frieden in Mosambik gesichert werden konnte, zerstörten heftige Überflutungen einen großen Teil der Infrastruktur des Landes, gerade als der langsame Wiederaufbau begonnen hatte. Die ländlichen Regionen in Mosambik sind häufig von Dürren geplagt. Hungersnöte sind weit verbreitet, und viele Einwohner leiden an Krankheiten, die durch Hunger und Unterernährung verursacht werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Mosambik beträgt lediglich 52 Jahre. Das Land hat eine der höchsten HIV-Infektionsraten der ganzen Welt. 11,5 Prozent der Bevölkerung sind HIV-positiv - anders ausgedrückt leben ca. 1 400 000 Mosambikaner mit der Krankheit. Die Nahrungsmittelknappheit ist ein weiteres erhebliches Problem in Mosambik. Im Jahr 2010 führte der Anstieg von Brotpreisen zu massiven Unruhen. Aufgrund internationaler Finanzspekulation war der Weizenpreis damals dramatisch gestiegen. Infolgedessen wurde die Versorgung mit Nahrungsmitteln für den ärmsten Teil der Bevölkerung noch schwerer.
Millionen Kinder haben die elterliche Fürsorge verloren
Mosambik ist eine bemerkenswert junge Nation; fast die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Trotz jüngster nachhaltiger Verbesserungen der wirtschaftlichen Situation leben nach wie vor viele Kinder ein Leben voller Entbehrungen. Fast die Hälfte der 10 Millionen Kinder in Mosambik lebt in extrem armen Verhältnissen. In der Hauptstadt Maputo, in der öffentliche Dienstleistungen generell leichter zugänglich sind, ist die Zahl armer Kinder deutlich niedriger als in den ländlichen Regionen des Landes. Dennoch mussten in den letzten Jahren immer mehr Kinder ohne elterliche Fürsorge aufwachsen. Ungefähr ein Viertel der 2 100 000 Waisenkinder in Mosambik haben ihre Eltern durch die weit verbreitete HIV/AIDS-Pandemie im Land verloren. Waisenkinder können nur selten regelmäßig die Schule besuchen, da viele von ihnen Kinderarbeit verrichten müssen, um zu überleben. Viele Waisenkinder landen in den Straßen der großen Städte, in denen kriminelle Handlungen, Drogenmissbrauch und kommerzielle Sexarbeit zum Bestandteil ihres täglichen Lebens werden.
Mit 88 von 1000 Lebendgeburten ist die Säuglingssterblichkeitsrate einer der höchsten in der ganzen Welt. Obwohl im Bereich der Einschulung große Fortschritte erzielt worden sind, haben immer noch 24 Prozent der Kinder zwischen 7 und 17 Jahren keinen Zugang zum Bildungssystem. Hunderttausende Kinder in Mosambik haben nie eine Schule besucht. Zumindest eine grundlegende Schulbildung ist für das Wachstum und die Entwicklung eines Kindes von großer Bedeutung und versetzt Kinder in die Lage, später als Erwachsene den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen.
SOS-Kinderdorf in Mosambik
SOS-Kinderdorf ist seit 1986 in Mosambik tätig. Die Provinzhauptstadt Tete wurde als Standort für das erste SOS-Kinderdorf gewählt. Derzeit unterstützt unsere Organisation Kinder und Jugendliche in Mosambik durch Kindertagesstätten, Schulen, medizinische Zentren und Berufsbildungszentren. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung der SOS-Kinderdorf-Familie.
SOS-Kinderdorf hat auch reagiert, als Naturkatastrophen wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren, öfters das Land beeinträchtigt haben. Wir haben gefährdete Frauen, Familien und Kinder mit Nahrung, Unterkunft und medizinische Grundversorgung unterstützt. In der Folge der Überschwemmungen haben wir auch sauberes Trinkwasser gesichert und Maßnahmen eingeführt, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Cholera zu verhindern.
So hat der Wirbelsturm Idai, der im März 2019 über Mosambik hinwegfegte, eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Die Großstadt Beira wurde weigehend zerstört, Hundertausende Menschen obdachlos. Im Februar 2017 war es der tropische Wirbelsturm Dineo, der das Land heimsuchte. Über 100.000 Häuser wurden teilweise oder völlig zerstört, und über 551.000 Menschen brauchten dringend Hilfe. Medizinische Einrichtungen und Schulen hatten Schaden genommen. SOS-Kinderdorf leistete nach beiden Katastrophen nicht nur Soforthilfe und stellte Notunterkünfte und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung, sondern hilft auch beim Wiederaufbau von Schulen und gibt Kindern, die ihre Eltern verloren haben, ein neues Zuhause.