Togo liegt an der Westküste Afrikas und grenzt an den Benin, Burkina Faso und Ghana. Die Gesamtbevölkerung beläuft sich auf circa 6,7 Millionen, die Hauptstadt ist Lomé. In der Vergangenheit stand der westliche Teil Togos unter britischen Kolonialherrschaft und wurde später Teil des heutigen Ghana. Togoland, die östliche Hälfte der Kolonie, erklärte im Jahr 1960 seine Unabhängigkeit von Frankreich und wurde zum heutigen Togo.
Nachdem der erste Präsident einem Attentat zum Opfer gefallen war, stand das Land fast vier Jahrzehnte lang unter der autokratischen Militärherrschaft von General Gnassingbe Eyadema. Obwohl um Jahr 1991 alle politischen Parteien legalisiert worden waren, kam es erst im Jahr 2007 zu relativ freien und demokratischen Wahlen. Dennoch gibt es nach Einschätzung der Völkergemeinschaft nach wie vor großen Bedarf an weitreichenden politischen Reformen.
Togo wurde wiederholt schwerer Menschenrechtsverletzungen und einer schlechten Regierungsführung angeklagt. Die Regierung wurde nach den umstrittenen Wahlen von 1998 schwerer und systematischer Menschenrechtsverletzungen beschuldigt. Im Jahr 2005 flüchteten etwa 40 000 Togolesen vor der politischen Gewalt nach der Präsidentschaftswahl in den benachbarten Benin. Die Wirtschaft des Landes leidet unter einem geringen Wirtschaftswachstum und seiner Abhängigkeit von der Subsistenzwirtschaft, in der nach wie vor circa 60 Prozent der Togolesen beschäftigt sind. Das Land zählt zu den weltweit führenden Kakao- und Kaffeeexporteuren; mit diesen Rohstoffen werden etwa 40 Prozent aller Exporterlöse erwirtschaftet. Togo ist in hohem Maße auf ausländische Hilfe angewiesen.
In Togo leidet jeder Dritte an Armut
Togo gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt und muss viele Probleme überwinden, um die Entwicklung des Landes voranzutreiben. Der Wohlstand ist sehr ungleich verteilt - während die reichsten zwanzig Prozent über circa die Hälfte des gesamten Haushaltseinkommens im Land verfügen, kämpfen viele andere auf den untersten Stufen der sozioökonomischen Leiter um ihr Überleben. Die langen Jahre der politischen Isolation haben die Lebensumstände für die Bevölkerung des Landes weiter verschlechtert. Derzeit leben 32 Prozent der Togolesen in Armut. Zehntausende haben keinen Zugang zu menschenwürdigen Behausungen, medizinischer Versorgung und zum Bildungssystem. Die meisten Menschen in den ländlichen Gebieten können von sauberem Trinkwasser nur träumen.
Nicht einmal jeder fünfte Togolese kann ordentliche sanitäre Einrichtungen benutzen, was dazu führt, dass sich gefährliche Infektionskrankheiten leicht ausbreiten können. Die Lebenserwartung ist mit 62 Jahren relativ niedrig, obwohl sie deutlich höher als in vielen anderen afrikanischen Ländern ist. Die HIV/AIDS-Epidemie zählt zu den größten Problemen der öffentlichen Gesundheit. 3,2 Prozent der Togolesen sind HIV-positiv. Obwohl sich die Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten in den letzten Jahren verbessert hat, muss noch viel mehr getan werden, um die Krankheit zu bekämpfen. Trotz jüngster Bemühungen zur Steigerung der Alphabetisierung können nur fünfzig Prozent der Landesbewohner lesen und schreiben.
Die Lage der Kinder in Togo
Durch die Ratifizierung der Mindestalter-Konvention und des Übereinkommens über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit hat sich Togo dazu verpflichtet, den Kinderschutz voranzutreiben. Leider zeigt sich das bisher nicht im täglichen Leben der Kinder. Nach Angaben der Vereinten Nationen müssen 32 der Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren vor allem in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten.
Die meisten Kinder in den ländlichen Gebieten arbeiten in landwirtschaftlichen Familienbetrieben; Kinder in den Stadtgebieten sind in Kleinbetrieben oder als Haushaltshilfen tätig. Andere Kinder arbeiten in den Steinbrüchen, in denen sie schwere Steine oder Sand für die Herstellung von Ziegelsteinen schleppen müssen. Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen, vor allem Mädchen, ist in einigen Landesteilen ebenfalls weit verbreitet. Kinder, die arbeiten müssen, gehen nur selten zur Schule, weil es sich ihre Familien schlichtweg nicht leisten können.
Togo ist seit langem Herkunfts-, Transit- und Bestimmungsland für Kinder, die zur Verrichtung von Zwangsarbeiten verschleppt werden. Es gibt Berichte über Kinder aus Burkina Faso, die zum Arbeiten nach Togo gebracht worden sind. Nichtsdestotrotz arbeitet die togolesische Regierung mit einigen internationalen NGOs zusammen, um Aufklärungskampagnen gegen die Ausbeutung kleiner Kinder durchzuführen. Seit den frühen 90er Jahren konnte die Sterblichkeitsrate der Kinder unter fünf Jahren deutlich gesenkt werden.
Im Jahr 2009 starben 98 Säuglinge pro 1000 Lebendgeburten während oder direkt nach der Geburt. 12 Prozent der togolesischen Kinder leiden an zu niedrigem Geburtsgewicht, und mehr als ein Fünftel aller Kinder unter sechs Jahren sind untergewichtig. In Togo leben 240 000 Waisenkinder, die ein oder beide Elternteile verloren haben; darunter sind 66 000 Aidswaise. Es gibt jedoch auch viele Tausende Kinder in allen Landesteilen, die aufgrund der harten sozioökonomischen Bedingungen und der HIV/AIDS-Sterberate vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind.
Das Schulgeld wurde im Jahr 2008 abgeschafft; seither können alle togolesischen Kinder kostenlos die Grundschule besuchen. Die Ankündigung wurde von Tausenden Familien, die vom Existenzminimum leben, mit Begeisterung aufgenommen. In Togo müssen mehr als die Hälfte aller Bewohner des Landes mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen; von daher war der Erlass der Schulgebühren von großer Bedeutung. Trotz der Tatsache, dass auf dem Bildungssektor noch zahlreiche Probleme gelöst werden müssen, ist die Einschulungsquote von etwa drei Vierteln aller Kinder im schulpflichtigen Alter in Togo bereits jetzt vergleichsweise hoch.
SOS-Kinderdorf in Togo
Die Geschichte von SOS-Kinderdorf in Togo begann in den 70er Jahren. Die Organisation erhielt zwei Landstücke von der Regierung, eins in der Hauptstadt Lomé und das andere in der Provinzstadt Kara etwa 420 km nördlich der Hauptstadt. Seit dem Jahr 2004 betreibt die Organisation auch SOS-Familienstärkungsprogramme in Togo. Sie umfassen normalerweise Bildungsangebote und Unterstützungsmaßnahmen auf Gemeindeebene für Familien in Not und vor allem für Familien, die Opfer der HIV/AIDS-Pandemie geworden sind. Im Jahr 2005 wurde ein drittes SOS-Kinderdorf in Dapaong im Norden des Landes nahe der Grenze zu Burkina Faso eröffnet. Derzeit unterstützt SOS-Kinderdorf Kinder und Jugendliche an landesweit drei verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, medizinische Zentren, Berufsbildungszentren und Schulen. Kinder, deren Familien nicht länger für sie sorgen können, können in einer der SOS-Familien ein liebevolles neues Zuhause finden.