Wiederherstellung nach dem Wirtschaftszusammenbruch von 2002
Während des 20. Jahrhunderts gab es in Argentinien andauernde interne politische Konflikte und autokratische Regierungen. Zwischen 1946 und 1955 prägten Juan Domingo Perón und seine Frau Eva die politische Landschaft in Argentinien - die Löhne wurden angehoben und die Arbeitsbedingungen verbessert, es wurden Gewerkschaften gegründet und eine Reihe strategisch wichtiger Industriebetriebe verstaatlicht.
Nichtsdestotrotz wurde Perón im Jahr 1955 gestürzt und floh ins Exil. 1976 übernahm eine Militärjunta unter der Führung von General Jorge Rafael Videla die Macht. Während seiner Diktatur verschwanden Tausende von Menschen spurlos. Nachdem Argentinien 1983 den Falkland-Krieg gegen Großbritannien verloren hatte, wurde die Demokratie wieder eingeführt und ist seither die bestehende Regierungsform im Land.
Die hohe Inflationsrate war in Argentinien schon immer ein Problem. Im Jahr 2001 erlebte Argentinien jedoch die schwerste soziale und wirtschaftliche Krise in der ohnehin turbulenten Geschichte des Landes. Die kritische Phase begann 1998 mit dem Sinken des realen BIP und endete mit einem vollständigen Zusammenbruch der Wirtschaft im Jahr 2002. Die Menschen begannen, das Geld von ihren Bankkonten abzuheben, Pesos gegen Dollar zu tauschen und diese Devisen ins Ausland zu schaffen. Nach dem Jahr 2002 erholte sich die Wirtschaft des Landes in einem beeindruckenden Tempo und gehört mittlerweile zu den größten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftssystemen in ganz Lateinamerika.
Nach wie vor Armut in Argentinien trotz der beeindruckenden Konjunkturbelebung
Laut Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen steht Argentinien derzeit auf dem Human Development Index (HDI) von allen lateinamerikanischen Ländern hinter Chile an zweiter Stelle. Nichtsdestotrotz leiden immer noch viele Menschen in Argentinien an den langfristigen Folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs im Jahr 2002.
Obwohl das Land sich wirtschaftlich gesehen rasch erholt hat, warten immer noch Tausende von Argentiniern darauf, die Folgen des Aufschwungs zu spüren. Derzeit leben ca. 11 Prozent der Bevölkerung in Armut. Auf dem Land ist die Armut wesentlich weiter verbreitet und stellt nach wie vor ein ernstes Problem dar.
Die HIV/AIDS-Prävalenzrate liegt in Argentinien bei 0,5 Prozent. In anderen Worten leben derzeit ca. 110 000 Menschen mit HIV. In ca. vier von fünf Fällen wird das Virus durch ungeschützten Geschlechtsverkehr zwischen Männern und Frauen übertragen.
Kinder brauchen Schutz
In Argentinien haben 630 000 Kinder ihre Eltern verloren. Viele der Kinder ohne elterliche Fürsorge wachsen in zerrütteten Familien oder auf der Straße auf. Teenager-Schwangerschaften sind in Argentinien nach wie vor ein weit verbreitetes Problem. Die Babys dieser jungen Mütter sind noch stärker von Vernachlässigung, Missbrauch, Armut und Krankheiten bedroht. Die minderjährigen Mütter selbst sind den gleichen Risiken ausgesetzt.
Obwohl die Einschulungsquote mit 98 Prozent in Argentinien recht hoch ist, haben viele argentinische Kinder selbst beim Lesen einfachster Texte Schwierigkeiten. Studien belegen, dass sie nicht über ausreichende Kompetenzen verfügen, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Die Säuglingssterblichkeitsrate beläuft sich in Argentinien auf ca. 13 von 1000 Lebendgeburten und ist somit mehr als doppelt so hoch als in Kuba, einem viel ärmeren Land. Die regionalen Ungleichgewichte sind bemerkenswert - während im ländlichen Norden die Kindersterblichkeitsrate extrem hoch ist, fallen diese Zahlen in Buenos Aires wesentlich niedriger aus.
Die Kinderarbeit ist im heutigen Argentinien ebenfalls ein ungelöstes Problem. In ländlichen Regionen müssen ca. 35,5 Prozent aller Kinder zwischen 5 und 13 Jahren Kinderarbeit verrichten. In den meisten Fällen wirkt sich die Kinderarbeit nachteilig auf die Schulbildung der Kinder aus, da die Mehrheit der arbeitenden Kinder entweder nur noch sporadisch oder überhaupt nicht mehr zur Schule geht. Ohne eine gute Ausbildung ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das sie auch als Erwachsene schwere körperliche Arbeit verrichten müssen.
SOS-Kinderdorf in Argentinien
Derzeit gibt es in Argentinien vier SOS-Kinderdörfer. Sie befinden sich in Córdoba, Luján, Mar del Plata und Oberá. In Argentinien helfen wir Kindern und Jugendlichen durch Kindertagesstätten und Schulen. Das Ziel von SOS-Kinderdorf liegt darin, vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern die Möglichkeit zu geben, in einer liebevollen familiären Umgebung aufzuwachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet SOS-Kinderdorf direkt mit Familien und Gemeinden zusammen, um sie in die Lage zu versetzen, ihre Kinder effektiv zu beschützen und zu versorgen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und anderen Einrichtungen. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.
Website von SOS-Kinderdorf Argentinien
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