Zurzeit gibt es in El Salvador fünf SOS-Kinderdörfer, vier SOS-Jugendeinrichtungen, ein SOS-Berufsbildungszentrum sowie sechs SOS-Sozialzentren.
SOS-Kinderdorf unterstützt seit 1972 salvadorianische Kinder, die ohne den Schutz der elterlichen Fürsorge leben müssen. Es ist zum Teil einem Franziskanermönch zu verdanken, dass die Idee von Hermann Gmeiner in El Salvador Fuß fassen konnte. In jüngster Zeit hat die Organisation auch Familienstärkungsprogramme ins Leben gerufen, die Familien in der Gemeinde unterstützen und stärken.
Menschen getroffen von Naturkatastrophen und Gewalt
Dieser junge Mann wuchs in einer SOS-Familie auf und erhält jetzt Unterstützung von dem SOS-Jugendprogramm (Foto: SOS-Archiv)Die Republik El Salvador (auf Deutsch "Der Erlöser") liegt in Mittelamerika. Das Land grenzt im Norden und Osten an Honduras, im Westen an Guatemala, im Süden an den Pazifischen Ozean und im äußersten Südosten an den Golf von Fonseca. El Salvador ist das kleinste und am dichtesten besiedelte Land in Mittelamerika und hat eine Bevölkerung von ca. sechs Millionen. Ungefähr zwei Millionen der Salvadorianer leben in der Hauptstadt San Salvador.
Zwischen 1980 und 1992 wütete ein verheerender Bürgerkrieg im Land. Während dieses Krieges kamen fast 75 000 Menschen ums Leben, und viele andere mussten aus dem Land flüchten. El Salvador wird häufig von Naturkatastrophen heimgesucht, vor allem von Hurrikans und Erdbeben. Im Jahr 2001 forderten zwei Erdbeben mehr als tausend Menschenleben. Im Jahr 2009 starben 130 Menschen in El Salvador durch den Hurrikan Ida, der mehr als 250 Häuser zerstörte und ungefähr 1 800 Gebäude beschädigte.
Gewalt und Armut
Seit Kriegsende sind die sozialen Probleme in El Salvador nicht gelöst worden - die Lage hat sich sogar verschlimmert. Jeden Tag aufs Neue werden zwischen zwölf und fünfzehn Menschen ermordet. Diese Zahl hat seit den Tagen des Bürgerkrieges einen Höchststand erreicht. Das Land hat zurzeit die zweithöchste Mordrate weltweit, was zum Teil den verstärkten Aktivitäten von Banden zuzuschreiben ist. Der Anstieg der Bandenkriminalität führt auf die Abschiebung von Bandenmitgliedern von Los Angeles nach San Salvador zu Beginn der frühen 90er Jahre zurück. Laut UN-Angaben verlassen jeden Tag nicht weniger als 700 Salvadorianer ihr Land in Richtung Norden, vor allem in die Vereinigten Staaten, um nach Arbeit zu suchen und damit ihre Familien in der Heimat zu unterstützen.
Die Armut ist im heutigen El Salvador immer noch allgegenwärtig. Ungefähr 25 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessenen sanitären Anlagen. Die Anzahl der Menschen, die von weniger als zwei US-Dollar pro Tag leben, beträgt schwindelerregende 30 Prozent. Aber auch eine Beschäftigung garantiert nicht immer einen Weg aus der Armut heraus - aufgrund von sehr niedrigen Löhnen gehören die Salvadorianer zur Klasse der sogenannten "Working Poor". Das wenige Geld, das sie verdienen, reicht einfach nicht aus, um der Armut zu entkommen. Laut Gini-Index, einer Kennzahl zur Berechnung der Einkommensverteilung, ist El Salvador durch eine Gesellschaft extremer Ungleichheit gekennzeichnet. Folglich glaubt nur ein Fünftel der salvadorianischen Eltern daran, dass ihre Kinder eines Tages ein besseres Leben als sie selbst haben werden.
Das Leben von Kinder wird durch Gewalt zutiefst beeinflusst
Glückliche Kinder im Gemeindezentrum (Foto: V. Carballo)Mehr als alles andere leiden die Kinder in El Salvador unter den grausamen Auswirkungen der Armut und ihrer Folgen. Sie wachsen in den Straßen von San Salvador auf, viele haben keine Eltern; Jugendliche enden oft in Banden, wo sie großer Brutalität ausgesetzt sind.
Seit dem Jahr 1999 ist das Durchschnittsalter neu rekrutierter Bandenmitglieder von zwölf auf neun Jahre gesunken. Fast die Hälfte der Kinder unter fünfzehn Jahren gehen in El Salvador nicht zur Schule. 14 Prozent der Salvadorianer zwischen 17 und 21 haben keine Arbeit und daher auch kein geregeltes Einkommen. Neunjährige, die des Mordes angeklagt werden, sind keine Seltenheit.
In El Salvador ist die Rate der gemeldeten HIV-Infektionen vergleichsweise hoch und liegt bei durchschnittlich 0,8 Prozent. Zum jetzigen Zeitpunkt leben ungefähr 29 000 Salvadorianer mit HIV/AIDS, viele von ihnen sind Kinder. Die meisten Menschen mit HIV im fortgeschrittenen Stadium bekommen keine antiretroviralen Medikamente. Mit der erschreckenden Zahl von 20 Prozent ist die HIV-Infektionsrate unter Straßenkindern extrem hoch, was teilweise der Tatsache zuzuschreiben ist, dass fast die Hälfte aller kommerziellen Sexarbeiter/innen in der Hauptstadt des Landes Minderjährige sind.
SOS-Kinderdorf in El Salvador
Während seiner Tätigkeit in Honduras erfuhr ein Franziskanermönch von SOS-Kinderdorf und war von dessen Konzept der langfristigen Betreuung beeindruckt. In den frühen siebziger Jahren entstand das Vorhaben, die Idee von SOS-Kinderdorf in das benachbarte El Salvador zu bringen. Nur zwei Jahre später wurde das erste SOS-Kinderdorf in El Salvador offiziell eröffnet.
Zurzeit gibt es fünf Einrichtungen und Programme von SOS-Kinderdorf, in denen wir salvadorianische Kinder und Jugendliche durch Kindertagesstätten, schulische und praktische Bildungsmaßnahmen unterstützen.
Seit dem Jahr 2005 bietet SOS-Kinderdorf in El Salvador auch Programme zur Familienstärkung an, um hilfsbedürftige Kinder in ihren leiblichen Familien zu unterstützen. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.