Die letzten Jahrzehnte haben viele politische Veränderungen gebracht
Die Republik Litauen ist der südlichste und größte baltische Staat und hat eine Bevölkerung von 2.9 Millionen. Die Hauptstadt Vilnius hat ca. eine halbe Million Einwohner. Die meisten Bewohner sind Litauer, fast sieben Prozent sind Polen (die hauptsächlich im Großraum Vilnius leben) und fünf Prozent Russen.
Litauen wurde 1991 zu einem souveränen Staat, nachdem es seine Unabhängigkeit von der früheren UdSSR erklärt hatte.
Die Wirtschaft Litauens erholt sich langsam von der Krise
In den vier Jahren vor dem Beitritt zur Europäischen Union im Frühling 2004 war die litauische Wirtschaft im Durchschnitt um jährlich acht Prozent gewachsen. Litauen hat jedoch stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise gelitten, und das Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2009 um fast 15 Prozent gesunken. Die Arbeitslosenquote ist in dieser Zeit gestiegen und liegt jetzt bei ca. 11 Prozent (2014, Schätzung). Der Großteil der Bevölkerung arbeitet im Dienstleistungssektor, knapp ein Drittel in der Industrie und nur vier Prozent in der Landwirtschaft. Die Situation ist für die Menschen in ländlichen Regionen besonders prekär, sie sind am meisten von Armut bedroht.
Litauen muss eine Reihe von sozialen Herausforderungen meistern. Das organisierte Verbrechen und die Korruption stellen nach wie vor ein großes Problem dar. Obwohl die Zahl der Gewaltverbrechen in den letzten Jahren rückläufig war, hat Litauen immer noch eine der höchsten Mordraten in der Europäischen Union.
Das Gesundheitssystem wurde seit 1991 modernisiert, aber es gibt nach wie vor regionale Unterschiede. Litauen hat eine der niedrigsten Lebenserwartungen innerhalb der Europäischen Union. Seit seiner Unabhängigkeit von der früheren UdSSR hat Litauen eine der höchsten Selbstmordraten weltweit zu verzeichnen.
Viele Litauer sind auf der Suche nach einem höheren Lebensstandard ausgewandert. Laut nationaler Statistiken ist die Bevölkerung Litauens um ca. 180 000 gesunken, seit das Land im Jahr 2004 der Europäischen Union beigetreten ist. Die Auswanderung von Eltern hat zur Folge, dass Kinder häufig in Betreuungseinrichtungen untergebracht werden.
Kinder, die gefährdet sind, brauchen besseren Schutz
Kinder unter 18 Jahren stellen 19 Prozent der Bevölkerung in Litauen dar. Die jüngsten sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen haben die Situation für die Kinder im Land verschlechtert. Trotz eines Rückgangs der Bevölkerung, ist die Zahl der gefährdeten Kinder in etwa auf dem gleichen Niveau. Im Jahr 2014 erzogen rund 1.600 Familien mehr als 2.700 Kinder in Risikosituationen.
Die in der litauischen Gesellschaft weit verbreitete Gewaltbereitschaft trifft auch die Kinder - Kinder werden oft in Betreuungseinrichtungen untergebracht, weil sie körperlich misshandelt wurden. Auch Arbeitslosigkeit und Armut haben einige Eltern dazu gezwungen, ihre Kinder in Betreuungsplätze zu geben. Alkoholmissbrauch ist in Litauen vor allem in ländlichen Regionen ein ernstes Problem.
Kinder in ländlichen Regionen sind besonders benachteiligt - es fehlt an Bildungseinrichtungen, es gibt weniger Angebote der Gesundheitsfürsorge und weniger Unterstützung für Familien, die Hilfe benötigen.
SOS-Kinderdorf in Litauen
Familienstärkung: Das SOS-Familienstärkungsprogramm bietet dringend benötigte Unterstützung für Familie, die vom Auseinanderbrechen bedroht sind. Jede Familie braucht unterschiedliche Betreuung. Im Jahr 2014 erreichten wir 118 Familien mit 213 Kindern.
Betreuung in SOS-Familien: Kinder, die die elterliche Betreuung verloren haben, finden in einer der SOS-Kinderdorf-Familien in Vilnius ein liebevolles Zuhause. Die Familien leben nah, in derselben Nachbarschaft beieinander und sind vollständig in der Gemeinde integriert. Die Kinder besuchen die nahegelegenen Kindergärten und Schulen und nehmen an den Aktivitäten vor Ort teil. Wir arbeiten mit den lokalen Schulen und Sportvereinen zusammen, damit die Kinder eine gute Bildung erhalten und ihre Freizeit genießen können.
Unterstützung junger Menschen: Die hohe Arbeitslosenrate und der Mangel an erschwinglichen Wohnungen erschweren den jungen Menschen ihren Weg in die Selbständigkeit. Das SOS-Jugendprogramm ermöglicht jungen Menschen Weiterbildung und unterstützt sie, bis sie Arbeit gefunden haben.
Sommerferienlager: Jedes Jahr organisieren wir Sommercamps in Karkle, an der Ostseeküste. Im Jahr 2014 verbrachten fast 680 Pflegekinder, und fast 490 Eltern von Pflegefamilien und Familien unserer Familienstärkungsprogramme einige Zeit in Karkle. Junge Menschen, die in unserer Obhut sind, helfen das Lager zu führen. Es ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für sie, Spaß zu haben und etwas Berufserfahrung zu sammeln.
Anwaltschaft: Wir arbeiten eng mit anderen Pflegeorganisation und Behörden zusammen, um das Bewusstsein für die Rechte der Kinder zu schärfen.
Website von SOS-Kinderdorf Litauen
(verfügbar auf Englisch und Litauisch)