Bolivien - Hilfe für verzweifelte Eltern

Wenn Eltern vor lauter privater Sorgen und wirtschaftlicher Not nicht mehr weiterwissen, lassen sie ihre Verzweiflung häufig an ihren Kindern aus. So erging es auch Arturo. Durch gezielte Unterstützung und Beratung kann er heute wieder ein guter Vater sein.

Familienhilfe in Bolivien: Mit Hilfe von Kinderbetreuung und Beratung gelingt es vielen Eltern, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Foto: SOS-Archiv

Bolivien hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte erzielt: Die Wirtschaft wächst, Unterernährung und Analphabetismus wurden eingedämmt. Dennoch gibt es zwei Gebiete, auf denen noch immer großer Handlungsbedarf besteht: große Teile der indigenen Bevölkerung – zu denen jeder zweite Einwohner zählt – und die Kinder Boliviens: Ihre Lage ist nach wie vor katastrophal. In Bolivien werden Kinder als Eigentum der Eltern betrachtet. Dem Schutz von Kinderrechten wird kaum Bedeutung beigemessen. Jedes zweite Kind wird regelmäßig geschlagen, von Eltern wie Lehrern, denn körperliche Bestrafung gilt als erfolgreiches Mittel, um Kinder Respekt und Gehorsam zu lehren. Jede Generation an Bolivianern gibt diese drastischen Erziehungsmethoden an die nächste weiter. SOS-Bolivien kämpft seit über 50 Jahren darum, diese Gewaltspirale zu beenden. An mittlerweile elf Standorten im Land vermitteln wir alternative Erziehungsmethoden, die gewaltfrei, liebevoll und effektiv sind.

Die Geschichte von Arturo

Arturo holt seinen jüngsten Sohn von der SOS-Kita ab. Foto: Fernando Espinoza

Arturo entstammt einer der indigenen Volksgruppen des Landes. Sein Schicksal schien vorbestimmt, denn seine Eltern waren so arm, dass sie ihn nicht in die Schule schicken konnten. Arturos Glück war, dass er, selbst noch ein Kind, in seiner Heimatstadt eine Stelle als Verkäufer für Schulbücher fand. Für das wissbegierige Kind war das die Gelegenheit, sich selbst zu unterrichten: "Ich durfte nie zur Schule gehen, aber mit den Büchern habe ich lesen und schreiben gelernt. Die Bücher, sie waren meine Schule und meine Universität. Sie sind bis heute meine besten Freunde!" Seit 25 Jahren verkauft Arturo nun Bücher. Auch privat lief es gut: Er heiratete ein Mädchen aus der Nachbarschaft, mit dem er drei Kinder bekam. Dann traf ihn ein großer Schicksalsschlag: Seine Frau verließ ihn und die Kinder. Arturo war mit der Situation komplett überfordert. Mit dem Geld als Buchverkäufer konnte er seine Familie zwar ernähren, aber drei kleine Kinder alleine großziehen, das war zu viel.

Die Verzweiflung bekommen die Kinder ab

In seiner Heimatstadt fand er keine Hilfe, deshalb zog er mit den Kindern nach Sucre, der Hauptstadt Boliviens. Doch auch hier interessierte sich niemand für Arturos Probleme. Seine Kinder musste er tagsüber entweder alleine daheimlassen, was gefährlich war, oder zum Straßenverkauf mitnehmen, wo sie nicht hingehörten. Seine Verzweiflung ließ Arturo in dieser Zeit oft an den Kindern aus. Arturo selbst war der Erste, der erkannte, dass es so nicht weitergehen konnte. Denn er liebte seine Kinder und wollte ihnen ein guter Vater sein. Bei einem Radiosender, bei dem er um Hilfe bat, verwies man ihn an das SOS-Sozialzentrum Sucre. Von diesem Tag an änderte sich alles.

Gegenseitige Unterstützung macht stark

"Wir sind eine Familie - vereint, mit Arbeit und glücklich" hat diese von SOS unterstützte Familie auf einem Plakat gemalt. Foto: SOS-Archiv

Während Arturo tagsüber weiterhin Schulbücher verkauft, besucht sein kleinster Sohn die Kinderkrippe im SOS-Sozialzentrum. Die beiden größeren Kinder erhielten dank der Unterstützung von SOS Plätze im örtlichen Kindergarten und in der Grundschule. Arturo selbst kommt regelmäßig ins SOS-Sozialzentrum, um sich dort mit Müttern auszutauschen. Er sagt, dass er von den Müttern ebenso viel Unterstützung erhalte wie von den SOS-Sozialarbeitern. Ein bisschen ist Arturo auch der Hahn im Korb, denn in der Gruppe ist er der einzige Mann. Doch seine Probleme sind die gleichen wie die der Frauen: Allein stehend, mittellos und verzweifelt – so kommen die Teilnehmer hier an. Dann ändert sich die Dynamik. Arturo er klärt: "Es wird alles angeboten, was Menschen wie wir brauchen. Ganz egal, ob Mutter oder Vater, jeder von uns liebt seine Kinder und darf sie nicht schlagen. Denn sie können doch nichts für die Entscheidungen der Erwachsenen! Wir alleinstehende Eltern brauchen einen Job und müssen dann mit ganz viel Kraft daran arbeiten, dass es unseren Kindern gutgeht!"

SOS in Bolivien

  • Seit 1968 vor Ort
  • 10 SOS-Kinderdörfer
  • SOS-Familienstärkung: Familien, die vom Auseinanderbrechen bedroht sind, erhalten dringend benötigte Unterstützung. Viele der SOS-Programme beinhalten Kinderbetreuung und frühkindliche Erziehung und werden von lokalen Familien betrieben.

 

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