Khartum - 3 Millionen Kinder auf der Flucht, 13.000 Tote und Familien im Überlebenskampf: Das ist nach Angaben der SOS-Kinderdörfer die schreckliche Bilanz nach neun Monaten Krieg im Sudan. Jetzt ist Außenministerin Baerbock nach Ostafrika gereist, um sich für Frieden im Land zu engagieren. Abdelrahman Mubarak, Leiter der SOS-Kinderdörfer im Sudan, hofft, dass es der Ministerin gelingt, Druck auf die militärische Führungsgruppe auszuüben. Er sagt: "Ein schnelles Ende des Krieges und ein friedlicher Übergang zu einer Zivilregierung ist die einzige Chance für unser Land."
Mubarak schildert die Lage im Sudan so: "Angst und Not sind überwältigend. Sieben Millionen Menschen sind auf der Flucht, sechs Millionen davon im eigenen Land. Das ist die höchste Zahl an Binnenvertriebenen weltweit. Sie haben alles verloren und sind nicht mehr in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, es fehlt an Nahrung, medizinischer Versorgung, Kleidung und Behausung." Nach UN-Angaben wird jeder zweite Einwohner im Sudan in diesem Jahr humanitäre Hilfe benötigen.
Zu den Auswirkungen des Krieges gehört auch, dass sämtliche Schulen des Landes geschlossen sind. Mubarak sagt: "Ein Alptraum für die Familien. Es wird ihnen nicht nur ihre Gegenwart genommen. Indem man die Kinder von der Bildung abschneidet, nimmt man den Familien auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft."
SOS-Kinderdorf Khartum von bewaffneten Truppen eingenommen
Auch die Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer sind unmittelbar vom Krieg betroffen: Kurz nach Ausbruch war das SOS-Kinderdorf in der Hauptstadt Khartum von bewaffneten Truppen gewaltsam eingenommen worden. Die Kinder wurden in sichere Gebiete evakuiert, aber mussten erneut umgesiedelt werden, weil sich die Lage auch dort zugespitzt hatte. "Es geht ihnen entsprechend gut. Sie sind psychologisch stabil", sagt Mubarak.
Die SOS-Kinderdörfer sind seit mehr als 40 Jahren im Sudan tätig. Um die Menschen im Krieg zu unterstützen, hat die Organisation ein Nothilfeprogramm gestartet und bis Dezember 10.000 Kindern und Erwachsenen mit Lebensmitteln, Bargeld, Hygieneartikeln und psychologischer Unterstützung geholfen. Die für viele Menschen überlebenswichtige Hilfe soll in den nächsten zwei Jahren fortgeführt werden.