Mit der Zuspitzung der Kämpfe in Äthiopiens Tigray-Region rückt eine humanitäre Katastrophe immer näher.
Bereits jetzt seien über 2,3 Millionen Kinder nach UN-Schätzungen auf Hilfe angewiesen. Allein zwischen dem 7. und 19. November seien 31.500 Menschen in den benachbarten Sudan geflohen, darunter auch unbegleitete Kinder. Hunderte Menschen seien bereits gestorben. Sahlemariam Abebe, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Äthiopien, sagt: "Nur mit Mühe und auf Umwegen konnten wir unsere Kollegen vor Ort erreichen, sie schildern ein dramatisches Bild: Sämtliche Kontakte und Transporte in die Region sind unterbrochen, Telefone, Internet und Funkverbindungen stehen still, Lebensmittel- und Benzin-Transporte wurden gestoppt, sodass es bereits zu Engpässen kommt. Auch die Banken sind geschlossen."
Mangelernährung und Coronavirus
Besonders für Kinder sei die Situation bedrohlich. Bereits vor dem Konflikt sei die Zahl mangelernährter Kinder aufgrund der massiven Heuschreckenplage um ein Drittel gestiegen. Jetzt sei eine weitere Eskalation zu befürchten. Dazu komme die Gefahr durch COVID-19.
Lage in Mekelle
In Mekelle, der Hauptstadt der Tigray-Region, unterstützt die Hilfsorganisation seit Jahrzehnten Kinder und Familien. Das dortige SOS-Kinderdorf sei bislang unversehrt. Allerdings seien die Kämpfe schon auf bis zu 47 Kilometer herangekommen. "Sollte es Anzeichen für eine unmittelbare Bedrohung geben, werden wir das Kinderdorf sofort evakuieren", sagt Abebe. Aufgrund der Durchgangssperren sei es bislang nicht möglich, den Kindern und Familien in der Region Unterstützung zukommen zu lassen. Die Hilfsorganisation hofft, dass sie möglichst bald Zugang bekommt.
Im Interview mit Sahlemariam Abebe, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Äthiopien, erfahren Sie mehr zur aktuellen Lage des SOS-Kinderdorfs Mekelle in der umkämpften Tigray-Region.