In Äthiopien spitzt sich der Konflikt um die Region Tigray im Norden des Landes weiter zu. Das SOS-Kinderdorf in Mekelle befindet sich in der umkämpften Provinz. Sahlemariam Abebe, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Äthiopien, berichtet über die aktuelle Lage.
Wie ist die Situation in Mekelle und der Familien im SOS-Kinderdorf?
Seit Beginn des bewaffneten Konflikts ist die Kommunikation mit der Tigray-Region unterbrochen. Daher ist es für uns, in der Hauptstadt Addis Abeba, sehr schwierig zu sagen, wie die Lage vor Ort aussieht. Über das UN-System konnte ich jedoch Kontakt mit dem Leiter des SOS-Kinderdorfs in Mekelle aufnehmen. Er berichtete, dass die Familien im SOS-Kinderdorf Mekelle unversehrt seien. Wir hören jetzt aber aus den nationalen Medien, dass die Militäroperation von einer Seite in Richtung Mekelle vorrückt. Ich kann aktuell nicht sagen, wie sich die Lage entwickeln wird. Wir versuchen weiter unablässig, mit unseren Mitarbeitern in Mekelle Kontakt aufzunehmen.
Wie weit sind die Kämpfe vom SOS-Kinderdorf in Mekelle entfernt?
Nach Angaben der Regierung wird an verschiedenen Fronten gekämpft. Eine Front ist demnach bis auf 47 Kilometer an Mekelle vorgerückt.
Was können die SOS-Kinderdörfer in Äthiopien aktuell tun, um die Sicherheit und die Versorgung der Kinder und Familien in Mekelle sicherzustellen?
Bisher hatten wir keine Möglichkeit, Hilfe in die Region zu senden, weder an die Familien im SOS-Kinderdorf Mekelle noch an die Familien, die wir in den Nachbarschaften über die Familienhilfe unterstützen. Die Region Tigray ist abgeriegelt. Sogar die Vereinten Nationen verhandeln immer noch mit beiden Seiten, um Zugang zur Konfliktregion erhalten. Sobald dies gelingt, können wir uns an die UN wenden, um die Familien im SOS-Kinderdorf zu erreichen.
Wie sind die Pläne für den Fall, dass die Situation in Mekelle eskaliert?
Sollte es Anzeichen für eine unmittelbare Bedrohung geben, werden wir das SOS-Kinderdorf sofort evakuieren. Wir haben uns hier bereits mit UN OCHA abgesprochen, dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.