"Vorbeugen ist besser als heilen" – unter diesem Motto steht die SOS-Familienhilfe seit April 2014 bedürftigen Familien in der serbischen Kleinstadt Nis (Niš) zur Seite. Das Projekt leistet wichtige Präventionsarbeit und wird 800 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreichen.
Für viele Familien in Serbien ist der Alltag nicht leicht. Rund 200.000 Kinder leben dort unterhalb der Armutsgrenze. Eine Familie hat dort im Schnitt 453 Euro zum Leben, das reicht meist nur für das Allernötigste. Fast ein Viertel der Bevölkerung ist arbeitslos. Wo sich zu Armut auch noch soziale Probleme gesellen, bleiben Kinder häufig auf der Strecke. Suchterkrankungen, Überforderung oder Gewalt in den Familien führen dazu, dass Kinder vernachlässigt werden und in Heimen oder bei Pflegefamilien landen.
Nis (Niš) ist die drittgrößte Stadt Serbiens. Von seinen ca. 250.000 Einwohnern sind rund 35.000 Menschen auf soziale Unterstützung angewiesen. Das Sozialzentrum der SOS-Kinderdörfer schließt mit seinem Hilfsangebot eine Lücke im bestehenden Sozialsystem. Der Fokus liegt dabei auf Prävention und Beratung, um vorzubeugen, dass Kinder ihre Familien verlieren.
Kinder aus der sozialen Isolation holen
Die Armut haust meist hinter verschlossenen Türen. Das Haus in dem die kleine Milenija lebt, ist heruntergekommen. Strom gibt es nur, wenn gerade genug Geld da war, um die Rechnung zu bezahlen und das ist selten der Fall. Die sechsköpfige Familie wohnt in zwei Räumen. In dem einen Zimmer schläft Milenija mit ihren zwei Schwestern, in dem anderen Zimmer, was gleichzeitig noch Küche und Wohnzimmer ist, schlafen Milenijas Eltern und ihr Großvater. Eine Geburtstagsfeier oder auch nur eine Kugel Eis sind für die Mädchen unerschwingliche Luxusgüter. Ihr derzeit größter Traum ist es weiter zur Schule gehen zu können, aber aufgrund der finanziellen Verhältnisse braucht die Familie Unterstützung. Die Mädchen sagen, dass ihre Eltern ihr Möglichstes tun, um ihnen eine schöne Kindheit zu ermöglichen: “Aber es ist sehr hart für sie.“
Benachteiligte Kinder brauchen besondere Förderung. Für sie bietet das SOS-Sozialzentrum Kurse und Freizeitangebote wie z.B. Malen und Basteln, Sport, Theaterspielen und vieles mehr an. Jugendliche werden bei Fragen zu Schule und Beruf unterstützt und lernen, sich für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu bewerben.
Elternkurse und Beratung stehen den Eltern und Pflegeeltern der Kinder offen. Um die Eigeninitiative der Familien zu fördern, sind diese aufgefordert, aktiv bei den Angeboten des Zentrums mitwirken.
Doch das Hilfsangebot beschränkt sich nicht nur auf die Aktivitäten im SOS-Sozialzentrum. SOS-Mitarbeiter besuchen die betreuten Familien in ihrem Zuhause, um die Lebensumstände der Kinder kennenzulernen und gemeinsam an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten. Was sie dabei erleben, ist oft erschreckend: Viele der Familien hausen in baufälligen Wohnungen, den Kindern mangelt es am Notwendigsten. Neben materiellen Fragen kümmern sich die SOS-Sozialarbeiter auch darum, dass die Kinder Zugang zu medizinischer Versorgung haben und die Schule oder den Kindergarten besuchen.
Auch Pflegefamilien werden unterstützt. Wenn möglich, arbeiten die SOS-Sozialarbeiter auch mit den leiblichen Eltern zusammen, um eine Rückführung der Kinder zu ermöglichen.
Wichtige Präventionsarbeit
Das hochmotivierte SOS-Team nahm im April 2014 seine Arbeit in Nis auf. Es arbeitet eng mit Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und anderen Sozialpartnern vor Ort zusammen. Im Rahmen der Eröffnung des SOS-Sozialzentrums brachten die Verantwortlichen der verschiedenen Sozialbehörden ihre Wertschätzung der SOS-Arbeit zum Ausdruck. Zoran Jovic, Leiter des lokalen Fürsorgeamts (Centre for Social Welfare), betonte: "Die SOS-Familienhilfe ermöglicht Präventionsarbeit, die wir bisher nicht leisten konnten".