Wichtiger Erfolg im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung: Die qualvolle und brutale Praxis soll in Kürze in Somaliland unter Strafe gestellt werden. Dies teilten die SOS-Kinderdörfer weltweit mit. Das Land am Horn von Afrika weist eine der höchsten Beschneidungsquoten weltweit auf: "98 Prozent aller Mädchen und Frauen in Somaliland sind beschnitten", sagt Mustefa Adow, Programmdirektor der SOS-Kinderdörfer in Somalia und Somaliland.
Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit wird das Parlament in den nächsten Wochen ein entsprechendes Gesetz verabschieden. Die SOS-Kinderdörfer werten das auch als Verdienst für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen die weibliche Genitalverstümmelung (engl: female genital mutilation, kurz: FGM) in dem Land.
Bereits im Februar hatten die religiösen Führer Somalilands ein Edikt erlassen, das die beiden schlimmsten Formen weiblicher Genitalverstümmelung verbietet. Mustefa Adow betont: "Das Edikt hat zwar keine rechtliche Durchsetzungskraft, aber das Wort der Geistlichen zählt viel!" Dennoch gehe die Erklärung nicht weit genug: "Jede Form von FGM ist eine Verletzung der Menschenrechte. Man kann nicht die eine Form von Gewalt ablehnen und die andere zulassen."
Weiterhin Aufklärung notwendig
Auch viele andere Länder wie Ägypten, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste oder Eritrea haben in den letzten Jahrzehnten Gesetze gegen FGM erlassen. Mustefa Adow sagt: "Trotzdem dürfen wir uns keiner Illusion hingeben: Häufig scheitert es an der Umsetzung! Die größte Herausforderung ist es, die Menschen zu überzeugen. Es wird weiterhin viel Aufklärung und konkrete Unterstützung nötig sein, um die grausame Praxis zu beenden."
200 Millionen Mädchen und Frauen sind beschnitten
Weltweit seien aktuell 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten. FGM werde in etwa 30 Ländern in Afrika, dem Mittleren Osten und Asien angewandt. Die weibliche Beschneidung hat keinerlei gesundheitlichen Nutzen, betroffene Frauen leiden oft ihr Leben lang unter Schmerzen, Infektionen, Zysten oder Komplikationen bei der Geburt. Immer wieder kommt es auch zu Todesfällen.
Die SOS-Kinderdörfer sind in vielen Ländern weltweit aktiv im Kampf gegen FGM. Sie klären auf, setzen sich für Bildung ein, beschützen und unterstützen Mädchen und Frauen oder helfen traditionellen Beschneiderinnen, andere Einnahmequellen zu finden.