Nach über sechs Monaten Bürgerkrieg erhalten humanitäre Organisationen wie die SOS-Kinderdörfer endlich Zugang zur Krisenregion Tigray in Äthiopien. Hilfe ist dringend nötig. 4,5 Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht, das sind drei Viertel der Bevölkerung. Kinder sind besonders betroffen.
Seit der Krieg in Tigray wütet, ist die Bevölkerung weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden Internetverbindungen und Telefonleitungen zerstört, die Straßen blockiert und der Flugverkehr eingestellt. Die Nachrichten, die aktuell aus der Region nach außen dringen, sind grauenhaft.
Massaker, Vergewaltigung, Hunger
"Augenzeugen berichten von Massakern, Hunderten von Mädchen und Frauen, die vergewaltigt wurden, Kindern mit Schusswunden, die nicht versorgt werden können", sagt Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer. "Die Strom- und Wasserversorgung ist weitgehend zusammengebrochen. Es kam zu Plünderungen, ein Großteil der medizinischen Einrichtungen und ein Viertel aller Schulen in der Region wurden zerstört." Als Folge dessen sind rund 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Doch auch in den Flüchtlingscamps an der Grenze zum Sudan gehen Wasser und Nahrung zur Neige.
Büro geplündert, Familien vertrieben
Auch zahlreiche der 3.200 Kinder und Eltern, die die SOS-Kinderdörfer in der Region Tigray betreuen, sind betroffen. Breyer sagt: "Viele Familien, die einen Kleinbetrieb aufgebaut oder sich in Kooperativen zusammengeschlossen hatten, haben alles wieder verloren. Sie wurden vertrieben, ihre Häuser beschädigt und ihre Tiere getötet. Einige Eltern, die mit HIV/AIDS lebten, sind gestorben, weil sie keinen Zugang zu Medikamenten hatten. Auch Büros der SOS-Kinderdörfer wurden geplündert."
SOS-Nothilfe gestartet
In Mekelle ist die SOS-Nothilfe bereits angelaufen, wie Sahlemariam Abebe, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Äthiopien berichtet. "Wir konnten 300 geflüchtete Kinder und ihre Familien mit Lebensmitteln und Hygienematerial für die nächsten sechs Monate versorgen. Doch es braucht noch viel mehr, um den Kindern und Familien wieder eine Perspektive zu geben."