23. Februar 2023 | NEWS

Dereje Wordofa – Stellungnahme zur aktuellen Situation in Russland

Dr. Dereje Wordofa, Präsident SOS-Kinderdorf International. Foto: Anna Fichtner

Auf Anweisung der russischen Regierung werden derzeit dreizehn ukrainische Kinder an zwei Programmstandorten von SOS-Kinderdorf Russland betreut. Ich bin entsetzt, dass die Situation durch russische Propaganda ausgenutzt wird. Leider fand diese schreckliche Öffentlichkeitsarbeit auf unserem Boden statt. Als Organisation stehen wir weltweit für das Recht von Kindern auf Schutz ein – insbesondere von denjenigen, die keine elterliche Fürsorge erfahren oder Gefahr laufen, von ihren Familien getrennt zu werden.

Im Namen unserer Föderation weise ich die Vorwürfe, dass die SOS-Kinderdörfer an der Verschleppung von Kindern beteiligt gewesen sein sollen, auf das Schärfste zurück. Ebenso unmissverständlich verurteile ich den Einsatz von Kindern zu Propagandazwecken. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine konfrontiert unsere Organisation mit enormen Herausforderungen bei der Durchführung unserer, auf humanitären Grundsätzen beruhenden, Kinderschutzarbeit.

Der Schutz von Kindern in unsicheren und politisch angespannten Umfeldern, wie etwa bewaffneten Konflikten, bringt komplexe Herausforderungen mit sich, die wir bewältigen müssen, um den Bedürftigen zu helfen.

Die dreizehn Kinder wurden von den örtlichen Behörden in Pflegefamilien untergebracht. Die Pflegeeltern wurden von den russischen Behörden rekrutiert und sind bei ihnen angestellt. Die SOS-Kinderdörfer in Russland nahmen diese Pflegefamilien auf und bieten psychosoziale Unterstützung für die Kinder und ihre Pflegefamilien. Die Kinderschutzbeauftragte des russischen Präsidenten soll ein SOS-Kinderdorf in Russland besucht haben, um politische Aufmerksamkeit zu generieren.

Es muss deutlich gesagt werden, dass der Auftrag unserer Organisation der Schutz von Kindern ist. Unser Hauptanliegen ist es, ihr Überleben und ihr Wohlergehen zu sichern. In gewaltsamen Konflikten befinden sich Kinder in einer besonders gefährdeten Situation. Die SOS-Kinderdörfer sind sehr besorgt über die Situation in Russland und evaluieren ihre Maßnahmen in der Region sehr genau. Wir schützen und betreuen weiterhin Kinder auf allen Seiten von Konflikten, auch in Russland und der Ukraine. Wir müssen alle Kinder respektieren und schützen, um ihre Sicherheit und ihre Rechte zu jeder Zeit zu bewahren.

Das Mitgefühl unserer Spender:innen und die humanitären Maßnahmen der SOS-Kinderdörfer in den Nachbarländern, die Flüchtlinge aufgenommen haben, sind außerordentlich. Ganz besonders schätze ich den Mut, den Fleiß und die Hingabe unserer Teams in der Ukraine, das jeden Tag unermüdlich im Einsatz ist, um Kindern zu helfen, die frieren, hungern, Angst haben, traumatisiert sind und dringend Unterstützung und Betreuung in einem sicheren familiären Umfeld benötigen. Wir stehen zu unserem entschlossenen Engagement, dass kein Kind allein aufwachsen sollte und wir niemanden zurücklassen.

Die SOS-Kinderdörfer sind seit 20 Jahren in der Ukraine tätig und haben seit Beginn des Krieges mehr als 74.000 Kinder unterstützt, durch Unterkunft, humanitäre Hilfe, finanzielle Unterstützung oder psychosozialen Dienste. In Russland ist die Organisation seit mehr als 25 Jahren aktiv und betreut derzeit mehr als 600 Kinder. Die Arbeit der SOS-Kinderdörfer orientiert sich stets an der UN-Kinderrechtskonvention und den UN-Richtlinien für die alternative Betreuung von Kindern.

Dr. Dereje Wordofa ist Präsident von SOS-Kinderdorf International

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