28. Juli 2017 | NEWS

Venezuela: Eltern können ihre Kinder nicht mehr ernähren

Hunger und Verzweiflung: Versorgungskrise verschärft sich

In Venezuela kämpfen immer mehr Menschen ums Überleben. "Verzweifelte Eltern versuchen, ihre Kinder bei Hilfsorganisationen unterzubringen, damit sie dort wenigstens etwas zu essen bekommen", sagt José Luis Benavides, Nationaler Direktor der SOS-Kinderdörfer in Venezuela.

Kinder fallen vor Hunger in Ohnmacht, immer mehr Familien in Venezuela können sich selbst Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Foto: SOS-Kinderdörfer

Ausgelöst durch den Verfall des Ölpreises sowie politische Gefechte zwischen der Regierung von Präsident Maduro und der Opposition verschlimmert sich die Lage im Land täglich. Die Opposition befürchtet, dass Maduro mit einer geplanten Verfassungsänderung die Demokratie abschaffen will. Die Unruhen in dem ölreichen Land dauern seit Monaten an, die Inflationsrate ist mit 800 Prozent mittlerweile die höchste der Welt. Der Mindestlohn wurde von der Regierung bereits zum dritten Mal in diesem Jahr angehoben. Doch selbst danach liegt er bei knapp 20 Euro im Monat und reicht gerade mal für einen Einkauf. Zudem fehlt es an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten, zahlreiche Firmen haben ihren Betrieb eingestellt. Kinder gehen nicht mehr zur Schule oder fallen im Unterricht vor Hunger in Ohnmacht. Auch die meisten Hilfsorganisationen mussten schließen, darunter auch größere und solche, die seit vielen Jahren im Land tätig waren.

SOS-Kinderdörfer schlagen Alarm

So suchen immer mehr Menschen Hilfe bei den wenigen noch bestehenden Organisationen wie den SOS-Kinderdörfern. Doch auch für SOS wird die Arbeit in Venezuela zunehmend schwieriger.

In den drei SOS-Kinderdörfern des Landes finden Jungen und Mädchen ein Zuhause, die ihre Eltern verloren haben oder nicht bei ihnen leben können. Seit 2002 hat die Organisation außerdem die SOS-Familienhilfe aufgebaut und kontinuierlich erweitert. Ausgehend von den SOS-Sozialzentren werden Eltern und ihre Kinder vielfältig unterstützt. SOS bietet Tagesbetreuung für arbeitende Eltern an, klärt auf über Kinderrechte, bietet Workshops zur Kindererziehung an, unterstützt mit medizinischer Betreuung und Ausbildung.

Aber all das gerät aktuell ins Hintertreffen. "Wir stehen vor der Frage, wie wir die Ernährung in unseren Programmen sichern können. Es geht jetzt nicht mehr um Erziehung, Ausbildung oder gut aufgestellte Programme, geschweige denn um Innovationen, sondern nur noch um das absolut Notwendige: das Essen!", sagt José Luis Benavides. Regelmäßig bieten Menschen in Not den SOS-Kinderdörfern ihre Arbeit an und wollen zum Beispiel die Hecken schneiden, nur um dafür einen Teller Essen für sich oder ihre Kinder zu bekommen.
 

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