Abschied von der Lehmhütte

Victor und Luisa finden im SOS-Kinderdorf Sucre ein neues Zuhause

Die beiden Geschwister Victor und Luisa* stammen aus einer armen Landgemeinde am Rand der Anden. Im SOS-Kinderdorf Sucre in Bolivien haben sie eine neue Familie gefunden.

 

SOS-Kind mit seiner Großmutter
Ein SOS-Kind besucht seine Großmutter, die in einer Lehmhütte lebt.

"Herzlich willkommen!" Großmutter Ana steht in der Tür ihrer Lehmhütte und bittet den SOS-Sozialarbeiter und den Psychologen herein. Die beiden SOS-Mitarbeiter sind vom sieben Autostunden entfernten SOS-Kinderdorf Sucre gekommen, um der Familie einen Hausbesuch abzustatten.

 

Ana lebt mit ihren beiden kleinen Enkelkindern Victor und Luisa in einer armen Landgemeinde am Ostrand der Anden, in der Nor-Cinti-Provinz des Departments Chuquisaca. Anas Lehmhütte ist mit einem einfachen Strohdach gedeckt. Es gibt keinen Strom, kein fließend Wasser und keine sanitären Einrichtungen - so wie in den meisten Haushalten in Nor Cinti. Die Menschen hier sind bitterarm, nur jeder zweite kann lesen und schreiben, und Mangelernährung ist unter Kindern weit verbreitet.

Auch Victor und Luisa leiden unter Mangelernährung, wie der Sozialarbeiter bei dem Besuch feststellt. "Zu essen gibt es bei uns nur Kartoffeln - und auch davon habe ich meist nicht genug, so dass wir oft hungrig sind", sagt Ana verzweifelt.

Schläge und bedrückende Armut

Die alte und kranke Großmutter muss ihre beiden Enkelkinder allein auf sich gestellt versorgen. Doch wo sind die Eltern? Ana erzählt traurig, was in der Vergangenheit vorgefallen ist: "Die Beziehung zwischen meinem Sohn und seiner Frau war sehr schwierig, sie stritten sich ständig und meine Enkelkinder litten sehr. Ihre Eltern schlugen und verletzten sie. Sie machten sie für ihre eigenen Probleme verantwortlich. Die Situation wurde immer schlimmer, bis meine Schwiegertochter die Familie vor zwei Jahren verließ. Seitdem weiß niemand, wo sie ist.“

Doch auch der Vater entzog sich der Verantwortung für seine Kinder: Er brachte die Kinder einfach zu seiner betagten, gebrechlichen Mutter, die in ärmsten Verhältnissen lebt – und ließ sie alleine zurück. Völlig überlastet bat Ana schließlich in der Gemeinde um Unterstützung und informierte die Behörden. Die wiederum setzten sich mit den SOS-Kinderdörfern in Verbindung.

 

Kinder im SOS-Kinderdorf Sucre
Zuhause im Kinderdorf: SOS-Kinder in Sucre, Bolivien

Zuneigung und Vertrauen

Bei ihrem Besuch machen sich die beiden SOS-Mitarbeiter ein genaues Bild von der Situation der Familie. Sie schlagen der Großmutter vor, Victor und Luisa im SOS-Kinderdorf aufzunehmen. Ana hat viele Fragen und lässt sich genau erklären, wie die Kinder dort aufwachsen. Und schließlich folgt ein weiterer Besuch: Diesmal kommt SOS-Mutter Francisca vom Kinderdorf Sucre. Zwischen Francisca und den Kindern entwickelt sich von Anfang ein Gefühl von Zuneigung und Vertrauen. So ist auch Großmutter Ana überzeugt, dass es ihre beiden Enkel im Kinderdorf gut haben werden. Trotzdem rollen beim Abschied Tränen.

Eine neue Familie

Als Luisa und Victor im SOS-Kinderdorf Sucre ankommen, begrüßen ihre neuen Geschwister sie mit großer Freude. Sie zeigen ihnen ihr Haus, führen sie durch das ganze Dorf – und dann geht es gemeinsam zum Ballspielen. Victor und Luisa leben sich schnell ein. Und so dauert es nicht lange, bis sie ihre SOS-Mutter Francisca zum ersten Mal "Mama" nennen – sie sind angekommen in ihrem neuen Zuhause.

Aufgrund ihrer schwierigen Vergangenheit und damit sie schnell Anschluss in der Schule finden, besuchen Luisa und Victor zunächst Förderkurse. Nächstes Jahr sollen sie dann in eine reguläre Schulkasse kommen. Das Beratungsangebot im Kinderdorf entlastet Mutter Francisca und hilft den Kindern die Traumata der Vergangenheit zu bewältigen. Damit sie gleichzeitig die Verbindung zu ihrer Herkunftsfamilie und ihrem Heimatort nicht verlieren, besuchen Victor und Luisa regelmäßig ihre Großmutter, die sie sehr lieb haben. Wenn sie dann ins Kinderdorf zurückkehren, versprechen sie ihrer Oma lachend, bald wieder zu kommen - Abschiedstränen rollen keine mehr.

 

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* Namen zum Schutz der Privatsphäre geändert