„Wenn es dem Klima schlecht geht, sterben Pflanzen und wir hungern”

Im äthiopischen Eteya pflanzen Jugendliche Bäume, erlernen Bewässerungstechniken und Anbaumethoden. Alles, um sich an den Klimawandel anzupassen. Ihr Wissen geben sie an ihre Eltern und die Dorfgemeinschaft weiter.

Auf den ersten Blick wirkt die sanft hügelige Gegend in der äthiopische Stadt Eteya fruchtbar und ertragreich. Die großen Ackerflächen täuschen, denn jede Familie hat nur ein kleines Eck zum Bewirtschaften. Seit vielen Jahren werden die Erträge in der Gegend immer weniger. „Wir kämpfen hier gegen Erosion an. Kommt der Regen, überschwemmt er die Flächen, weil die Böden das Wasser nicht mehr richtig aufnehmen können. Ansonsten macht uns die Trockenheit zu schaffen. Moderne Bewässerungssysteme kennen die Bauern hier nicht“, erzählt Schulleiter Kedir Abdo Ketebo.  
 
Da fast alle Schulkinder aus Bauernfamilien kommen, will er etwas ändern. „Ich sehe, wie sehr die Bauern leiden. Die ausgelaugten Böden bringen immer weniger Erträge und die Familien verarmen zusehends.“ 
 

Schüler:innen trotzen dem Klimawandel mit Baumpflanzungen

Die Kinder Afrikas sollen vom Ertrag ihrer Heimat leben können.
Deswegen hat der Schulleiter beschlossen, mit seinen Schüler:innen an einem Umwelt- und Klimaschutzpilotprojekt der SOS-Kinderdörfer teilzunehmen. 15 Jugendliche stehen in trockenem Gras auf dem Schulhof. Vor ihnen zarte Baumsetzlinge, die sie vor kurzem gepflanzt haben und jetzt bewässern. Ob sie wüssten, was „climate change“, also der Klimawandel bedeute, fragt sie Tadesse Abebe, der Projektleiter der SOS-Kinderdörfer. 
 
Die Antwort ist betretenes Schweigen. Doch dann spricht plötzlich ein Mädchen im rosa T-Shirt mit leiser Stimme den schlichten Satz: „Wenn das Klima gut ist, geht es uns auch gut. Wenn es dem Klima schlecht geht, sterben die Pflanzen und wir werden hungern.“ Die 16-Jährige bringt es mit dieser Formel auf den Punkt. Sie ist heute freiwillig in der Schule. Seit den Schulschließungen im März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie darf kein Unterricht mehr stattfinden. Doch Tadelech will Vorbild sein und andere überzeugen. Denn es geht darum, das Wissen über Anbaumethoden und Bewässerungstechniken, das die Jugendlichen sich in den Schulkursen aneignen, an die Eltern und die Dorfgemeinschaft weiterzugeben. 
 

Maßnahmen zeigen erste Erfolge

 
Äthiopien ist massiv von den Folgen des Klimawandels und von Abholzung betroffen, nur rund 16 Prozent der Landfläche sind laut eines Berichts der FAO (Food and Agricultural Organization) aktuell bewaldet. Starke Bodenerosion, versiegende Wasserquellen und ausbleibender Regen erschweren die Lebensbedingungen der Menschen enorm. Immer wieder kommt es zu Dürreperioden, die Ernteausfälle bedingen.  
 
Für zahlreiche äthiopische Familien, die von dem Ertrag ihrer kleinen Felder leben, sind die Auswirkungen der Klimakrise existenzbedrohend. Vor ein paar Jahren aber hat die Regierung hier mit Baumpflanzungen begonnen: „Ganz langsam sehen wir Veränderungen in den Ernteerträgen und einen Rückgang der Erosion“, berichtet Bauer Taha. „Als ich ein Kind war, war die Gegend hier voll mit Akazienbäumen. Jetzt sind alle Bäume weg und wir sind auf Hilfen angewiesen. Natürlich tun wir alles, um das zu verändern“, sagt Taha. 
 

Mahnungen der Natur

 
Die Gegend ist im Fokus der nationalen Aufforstungsinitiative „Grünes Erbe“. In vier Jahren will Äthiopien 20 Milliarden Bäume pflanzen, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. „Wir beteiligen uns an der staatlichen Aufforstungskampagne mit 17.000 Bäumen“, sagt Projektleiter Tadesse. "Wir haben auch Bäume auf sechs Schulhöfen gepflanzt. Aber damit ist es natürlich nicht getan. In Schulgärten lehren wir die Kinder, wie sie Wasser sammeln können und durch Tröpfchenbewässerung und Agroforstwirtschaft­-Methoden höhere Erträge erzielen.“

Es geht uns darum, ein Bewusstsein zu schaffen, dass jeder für die Umwelt und damit für seine Zukunft und die der folgenden Generationen verantwortlich ist“

PROJEKTLEITER TADESSE
„Hier in Äthiopien ist Umwelt­ und Klimaschutz eng gekoppelt an Ernährungssicherheit. Schaffen wir es also, die Auswirkungen des Klimawandels und der ausbeutenden Landwirtschaft einzudämmen, bekämpfen wir auch gleichzeitig Hunger und Landflucht“, erklärt Projektleiter Tadesse. „Die Corona­-Pandemie hat uns wieder einmal gezeigt, wie verwundbar wir sind und was passiert, wenn wir nicht endlich auf die Mahnungen der Natur reagieren. Wie viele Dürren, Heuschreckenplagen, Überflutungen und Viren brauchen wir denn noch, bis wir verstehen?“, fragt Projektleiter Tadesse 

“Für das Wohl unser er Kinder ist es jetzt Zeit zu handeln“

PROJEKTLEITER TADESSE
Dass Kinder wie die 16-jährige Tadelech verstehen, dass ihr eigenes Wohlbefinden eng mit dem des Planeten zusammenhängt, zeigt, dass die Arbeit der Mitarbeitenden der SOS-Kinderdörfer in Äthiopien fruchtet. 

 

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