Betelihem Alemu ist in einem SOS-Kinderdorf in Äthiopien aufgewachsen. Früh wurde ihr Potential erkannt und ihr Weg unterstützt. Das Ziel der 25-Jährigen: benachteiligten Kindern helfen, durch Sport ihre Talente zu entdecken.
Sie haben mit zwei Jahren Ihre Eltern verloren. Aufgewachsen sind Sie im
SOS-Kinderdorf Addis Abeba in Äthiopien. Was bedeutet für Sie "Zuhause"?
Zuhause ist für mich ein Ort, der mich nährt, an dem ich unterstützt und akzeptiert werde, wie ich bin. Das SOS-Kinderdorf ist ein solcher Ort für mich. Schon als ich klein war, wurde dort mein unternehmerisches Potential gesehen und gezielt gefördert. Was ich bald gemerkt habe: Es geht zuerst darum, Geborgenheit und Anerkennung in mir selbst zu finden. Erst danach kommt der Erfolg.
Nun leben Sie in Finnland. Wie kam es dazu?
Ich war schon früh sehr zielstrebig, SOS hat mich immer unterstützt: Nach dem regulären Schulabschluss habe ich in Swasiland und den USA studiert. Jetzt mache ich in Finnland einen Bachelor in Sport-Management. Hier kann ich meine Leidenschaften für Sport und soziales Engagement vereinen. In einer Studie habe ich untersucht, wie Mädchen in Äthiopien durch Sport unterstützt werden können. Und seit Januar 2018 vertiefe ich das Thema in meiner Doktorarbeit an der Universität Bern.
Eine beachtliche Karriere! Haben Sie nie Angst vor dem nächsten Schritt?
Doch, aber die Begeisterung überwiegt jedes Mal. Und ich habe stets Freunde, meine große SOS-Familie und meine SOS-Paten, die mich bei allem unterstützen.
Was planen Sie nach dem Studium?
Ich möchte gerne nach Afrika zurückkehren, vielleicht nach Äthiopien. Man hat dort inzwischen erkannt, wie unterstützend Sport für die Entwicklung von Frauen sein kann: Er ermöglicht es ihnen, ihre Talente zu erproben, Fairness zu praktizieren, Selbstbewusstsein zu erlangen, Benachteiligung zu überwinden und soziale Netzwerke aufzubauen. Gerade in armen Ländern sind Frauen der Schlüssel zum Erfolg – und ich bringe das perfekte Know-how mit!