
Äthiopien: Ein Haus für Maftuha
Vom Zeltverschlag in ein sicheres Zuhause
In Sicherheit leben, mit einem Dach über dem Kopf – für Maftuha aus Äthiopien war das lange keine Selbstverständlichkeit. Sie lebte mit ihren vier Kindern in einem Zeltverschlag, bis sie mithilfe der SOS-Kinderdörfer ein Haus baute. Wir haben Maftuha in ihrem neuen Zuhause besucht.
Bevor die dunklen Erinnerungen sie gefangen nehmen, steht Maftuha auf und kramt in einer Schublade. Die Bilder, die sie hervorzieht, sind Momentaufnahmen glücklicher Kindheit und Jugend. Immer wieder ist ein Mädchen im Karate Outfit mit schwarzem Gürtel, dem Zeichen, dass sie ein Profi ist, zu sehen. Stolz blickt sie in die Kamera, während sie im Wechsel einen Pokal oder Medaillen hochhält. Auf einem anderen Bild ist ein junger Mann mit seiner jungen Familie zu sehen. Alle lächeln fröhlich. "Das sind meine beiden ältesten Kinder. Mein Sohn hat mittlerweile seine eigene Familie und meine Tochter repräsentiert die Stadt als Karatemeisterin. Sie wird Trainerin."
Ein starkes Vorbild für ihre Kinder

Die Frau, die hier auf den Kissen in ihrem Haus sitzt, wirkt energisch, positiv und voller Tatendrank. Von Depression keine Spur. "Ich hatte die Verantwortung für die Kinder. Ich konnte mich nicht der Trauer ergeben oder in Selbstmitleid zerfließen. Ich musste weitermachen und ihnen, wenn schon kein schönes Zuhause und drei Mahlzeiten am Tag, wenigstens ein Vorbild sein. Wenn nur eines meiner Kinder Erfolg hat, werden wir alle es besser haben." Was sie sagt, hat nichts Kalkulierendes. Ich bin mir sicher, Maftuha würde eher den Fernseher auf dem kleinen Schrank verkaufen, als auch nur einen Pokal ihrer Tochter herzugeben.
Die 4-fache Mutter begann als Putzfrau zu arbeiten und die Wäsche anderer Leute zu waschen. Dazu baute sie einen Frühstücksservice auf und sparte. Jeden Tag ein klein wenig über viele Jahre, für die Ausbildung der Kinder und ein richtiges Zuhause. Schon damals haben die SOS-Kinderdörfer sie unterstützt bei der Anschaffung von Schulmaterialien und Lebensmitteln für ihre Kinder.

Maftuhas Kinder haben alle die Schule besucht, die 13-jährige Hamde ist in der 8. Klasse. Sie ist ein hübsches Mädchen mit ebenso offenem, neugierigem Blick wie ihre Mutter. Während ihre Mutter erzählt, sitzt sie still neben ihr und nickt ab und an. „Hamde“, richte ich mich an das Mädchen, "hast du Vorbilder?" Die Stimmung schlägt um. Ohne Vorwarnung. Hamde vergräbt ihr Gesicht in ihrem Ärmel und weint. Auch Maftuhas Augen füllen sich mit Tränen. "Mein Vorbild ist meine Mutter", sagt sie unter Tränen.
Mit Ihrer Unterstützung können wir nachhaltig helfen: Lesen Sie hier im ersten Teil unserer Reportage von einer Familie, die auf der Warteliste für das Häuser-Projekt steht und dringend Hilfe benötigt.