
Äthiopien: Vom Dunkel ins Licht
Mit einem Hausbau-Projekt helfen wir Familien in Not
Von der Slumhütte in ein kleines, selbst erbautes Haus: Die SOS-Kinderdörfer in Äthiopien begleiten Familien in Not in ein menschenwürdiges Leben. Unsere Reportage beginnt im Elend der Müllsammler und Tagelöhner, eine weitere Geschichte erzählt bereits die Erfolgsstory einer tatkräftigen Mutter.
Mit der Corona-Krise kommt der Hunger
Ich halte es eigentlich schon für sinnlos, nach den Auswirkungen von Corona auf die Familie zu fragen. Was kann für diese Familie schon noch schlimmer werden? Als ich doch frage, antwortet mir die Mutter: "Durch die Kontaktbeschränkungen konnte ich nicht mehr in die Stadt. Die Leute haben sich voreinander gefürchtet. Es gab auch für meinen Mann keine Arbeit mehr und plötzlich haben wir statt 2 Mahlzeiten Reis oder Kartoffeln nur noch eine, manchmal auch gar keine mehr gehabt. Was wir hatten, haben wir gestreckt. Wir wussten ja nicht, wann es wieder aufhört. Das war schlimm. Jetzt ist es ein wenig besser. Für Tofik konnte ich ab und an Spezialnahrung in der Klinik bekommen, aber keine Medikamente." Tofik ist in seiner physischen Entwicklung weit zurückgeblieben. Eine Folge der Unter- und Mangelernährung. Die unregelmäßige hochkalorische Nahrung konnte die fehlenden Vitamine und Nährstoffe offenbar nicht ausgleichen. Welche Zukunft kann Tofik haben? Wird er jemals zur Schule gehen können? Wird er überhaupt seinen fünften Geburtstag erleben?

Ich habe das Gefühl, je mehr ich hier sehe und höre, desto mehr greift auch dieses beklemmende Gefühl der Verzweiflung auf mich über. Völliger Unsinn natürlich. Meine Welt wird wieder hell sein, sobald ich ein paar Schritte aus diesem Hof hinaus mache. Es ist das Gefühl der Machtlosigkeit. Dieses Gefühl, so umfassender Armut zu begegnen, dass alles, was man versucht dagegen zu tun, nicht ausreicht. Ich habe das Gefühl hier nicht gehen zu können, ohne ihren Fokus auf etwas Positives gelegt zu haben. Deswegen frage ich Misrujundi: "Was wünschst du dir für dein Baby?" Wieder schaut die versteinerte Maske durch mich hindurch, als sie antwortet: "Ich bin 45 Jahre. Das Baby war nicht geplant. Ich habe keine Träume für das Kind."
Hoffnungslos? Nein! Mit Ihrer Unterstützung können wir nachhaltig helfen: Lesen Sie im nächsten Teil unserer Reportage, wie sich das Leben von Familien durch unser Häuser-Projekt ändern kann.