Foto: Jarso Dhenge

Überleben trotz Dürre

Amina aus Äthiopien war Landwirtin. Sie und ihre Familie konnten gut davon leben, bis die Dürre kam und alles zerstörte.

Die Sonne steht hoch über Yabello, einer Kleinstadt im tiefen Süden Äthiopiens. Der Boden ist staubig und aufgerissen, und die wenigen verbliebenen Büsche und Bäume werfen kaum Schatten. Drei Jahre lang hat es in der Region fast keinen Regen gegeben. Die Dürre hat alles verändert. Sie hat Felder ausgetrocknet, Vieh getötet und Familien auseinandergerissen. 

Mitten in dieser Kargheit steht Amina*. Ihre Hände sind rau und kräftig, Amina, Mutter von drei Kindern, hat es geschafft, ihre Familie trotz der katastrophalen Umstände durchzubringen. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. 

"Es war, als hätte uns die Erde unter den Füßen den Boden weggezogen", erzählt Amina. Die Dürre hat den Menschen nahezu alles genommen, was sie zum Überleben brauchen. Fast 60.000 Haushalte in der Region haben ihre Lebensgrundlage verloren. Über 30.000 Familien mussten ihre Dörfer verlassen und leben jetzt in Lagern für Binnenflüchtlinge – ohne Perspektive, ohne Sicherheit. 

Amina hat sich entschieden zu bleiben: "Hier ist unser Zuhause". Und Zuhause bedeutet für Amina vor allem eines: ein Ort, dem sie verbunden ist, den sie kennt und an dem sie ihre Kinder aufwachsen sehen will. 

Nach harter Arbeit kann Amina endlich Gemüse ernten. Foto: Jarso Dhenge

"Ich habe geheiratet, als ich 18 war", erzählt Amina. Eine Schulbildung konnte sie nicht abschließen. Ihr Mann arbeitete als Viehhirte, während sie sich um die Kinder kümmerte und den Haushalt führte. Es war ein einfaches Leben, aber es funktionierte. Bis die Dürre kam und ihre Existenz zerstörte. 

Eine Region im Griff der Klimakrise 

Aminas Zuhause ist die Borena-Region im Süden des Landes. Früher war sie bekannt für ihre fruchtbaren Böden und das reiche Weideland. Doch heute gehört die Region zu den am stärksten von der Klimakrise betroffenen Gebieten in Äthiopien. 

Dazu kommt, dass Äthiopien zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Die Klimakrise trifft hier auf eine bereits fragile soziale und wirtschaftliche Struktur. Es gibt kaum staatliche Unterstützung, keine Absicherung und nur begrenzte Möglichkeiten, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Frauen wie Amina stehen in der Krise oft allein da. 

"Ich wollte nicht aufgeben, selbst wenn alles hoffnungslos erschien."

Amina, Landwirtin aus Äthiopien

Kämpfen und Überleben

"Wir hatten kein Wasser, kein Essen, kein Einkommen", sagt Amina. Die Familie musste zusehen, wie ihre wenigen Kühe verendeten. Am Ende blieben ihnen nur ein paar Ziegen. Dann erkrankte ihre jüngste Tochter, die durch Mangelernährung geschwächt war. Doch Amina kämpfte weiter. "Ich wollte nicht aufgeben, selbst wenn alles hoffnungslos erschien", sagt sie. Hilfe kam schließlich von den SOS-Kinderdörfern. Zusammen mit der lokalen Gayo Pastoral Development Initiative starteten sie ein Programm, das Familien dabei unterstützt, unter den neuen Bedingungen nachhaltige Lebensgrundlagen aufzubauen. 

Eine Oase der Hoffnung

Amina lernte in Kursen und Workshops, wie man in trockenen Regionen Gemüse anbaut und die begrenzten Ressourcen bestmöglich nutzt. Heute steht neben ihrem einfachen Haus ein kleiner Garten, der wie ein Wunder wirkt: Karotten, Moringa und andere Pflanzen wachsen dort.  

"Am Anfang war es schwer", sagt Amina. "Der Boden war hart und es gab kaum Wasser." Doch sie ließ sich nicht entmutigen. Jeden Tag arbeitete sie in der glühenden Hitze. Bald konnte sie mehr ernten, als ihre Famlie brauchte. Heute verkauft zusätzlich Gemüse auf dem Markt und hat so ein kleines Einkommen. 

Neben dem Gartenbau schulten die SOS-Kinderdörfer Amina auch in der Viehzucht und Imkerei. Die wenigen Ziegen, die die Dürre überlebten, liefern Milch für ihre Kinder. Und die kleinen Bienenstöcke, die hinter ihrem Haus stehen, sind inzwischen eine ihrer wichtigsten Einkommensquellen. "Der Honig hat uns durch die schlimmsten Zeiten gebracht", sagt sie erleichtert. 

Zwischen Anpassung und Ungerechtigkeit

"Wir spüren die Auswirkungen der Klimakrise täglich", sagt ein lokaler Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer. "Und es sind vor allem die Frauen und Kinder, die darunter leiden." Amina nickt zustimmend: "Wir müssen uns selbst helfen – aber wir brauchen Unterstützung." 

Amina weiß, dass der Weg zur langfristigen Stabilität noch weit ist. Ihre größte Sorge gilt ihren Kindern. Sie möchte, dass sie zur Schule gehen und eines Tages ein sorgenfreieres Leben führen können. "Ich will, dass sie eine Zukunft haben – eine, die besser ist als meine." 

Die Dürre hat Amina und ihre Familie gezeichnet, aber wenn sie in ihren kleinen Garten tritt und die ersten Blätter einer neuen Karottenpflanze entdeckt, lächelt sie. Es ist ein Lächeln, das Hoffnung ausdrückt – nicht nur für ihre Familie, sondern auch für eine Region, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt. 

 

*Aminas Name wurde aus Datenschutzgründen geändert. 

 

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