Ein kleines Leuchten am Himmel von Bethlehem
SOS-Kinderdörfer helfen traumatisierten Kindern in Palästina
Wie kaum ein anderer Ort steht die kleine Stadt Bethlehem als Geburtsstätte Jesu für Frieden und Hoffnung in der Welt. Doch die SOS-Kinderdörfer haben hier eine große Aufgabe: In Palästina haben viele Kinder ihre Eltern durch den jahrzehntelangen Konflikt verloren. Eine Reportage von Silja Streek.

Vor der Schule im SOS-Kinderdorf Bethlehem - Fotos: Silja Streeck
Ziel der Reise ist das SOS-Kinderdorf Bethlehem, das Kindern Zuflucht bietet, seit fast 40 Jahren. „Wir bauen Bethlehems, viele kleine Bethlehems in der ganzen Welt“, hatte einst der Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, gesagt. Bethlehem, das hieß für ihn, dass ein Kind nicht unbeschützt und ohne Bleibe sein darf. Wie kaum ein anderer Ort steht die kleine Stadt als Geburtsstätte Jesu für Frieden und Hoffnung in der Welt. Von weihnachtlichem Glanz ist hier in diesen Tagen aber wenig zu spüren: Die Sperrmauer schneidet Betlehem von der Außenwelt ab, Touristen und Pilger blieben jahrelang aus. Zu unsicher ist die Lage auf den Straßen, der Weg durch die Mauer schreckt ab. Ein paar elektrische Lichterketten beleuchten die Gassen rund um den Krippenplatz vor der Geburtskirche. Die meisten Läden und Hotels liegen jedoch verwaist hinter herabgelassenen Rolläden.
Die Kinder sprachen von nichts anderem als dem Tod

Mädchen in der Geburtskirche in Bethlehem
Nur mit viel Geduld und Liebe konnten die drei schwer traumatisierten Kinder an ihr neues Zuhause gewöhnt werden. „In den ersten Tagen liefen sie aus dem Haus, schlugen um sich und sprachen von nichts anderem als von Tod“, sagt SOS-Mutter Rowaida, die neun Kinder in ihrem Haus betreut. Die Mutter sieht erschöpft aus. „Der Anfang war nicht leicht“, sagt sie. Noch immer greift Hamid anderen Kindern an die Gurgel, wenn die schlimmen Bilder ihn wieder einholen.
Fast 100 Kinder aus ganz Palästina leben im SOS-Kinderdorf Bethlehem. Sie kommen aus Städten wie Jenin, Nablus, Ramallah sowie aus der Umgebung von Bethlehem. Die meisten sind Sozialwaisen: Ihre Eltern leben noch, können sie aber nicht mehr betreuen - weil sie zu arm sind, zu krank oder weil sie im Gefängnis sitzen.
Medikamente gegen schwere Depressionen

Weihnachtsbescherung für die SOS-Kindergarten-Kinder
"Wir brauchen endlich Frieden hier!"

Ein Ort, an dem die Kinder in Sicherheit aufwachsen können
Im Behandlungszimmer stehen kleine Stühle um einen Tisch, Filzstifte liegen verstreut. Der elfjährige Mohammed wartet, dass seine Mutter ihn von der Maltherapie abholt. Die Zeichnung auf dem Tisch ist übersät mit Soldaten, Waffen und einer palästinensischen Flagge. In arabischer Schrift steht darunter: „Wir brauchen endlich Frieden hier.“ Die SOS- Kinderdörfer sind unpolitisch und können den Frieden daher auch nicht bringen. Was sie aber leisten können ist, den Kindern Platz zu geben, in Sicherheit aufzuwachsen und ihre Wünsche frei zu äußern. Ein kleines Leuchten am Himmel vom Bethlehem.