In Bethlehem helfen die SOS-Kinderdörfer Familien, die unter den Folgen des Gaza-Kriegs leiden. Rashas Familie zum Beispiel, die sich seit Kriegsbeginn kaum noch über Wasser halten kann.
"Immer wenn man Schüsse oder Soldaten rufen hört, bekommen die Kinder Angst", erzählt Rasha. Sie hat vier Kinder und lebt in Bethlehem, nicht weit vom Flüchtlingslager Dheisheh, wo es immer wieder zu Schießereien kommt. "Ich sage den Kindern dann immer, sie sollen von den Fenstern weggehen. Aber Kinder sind neugierig."
Sahar, Rashas 14-jährige Tochter, erinnert sich noch genau an den Tag, an dem der Krieg angefangen hat. "Wir haben es in den Nachrichten gesehen. Seitdem wird hier auch oft mit Tränengas geschossen. Manchmal wenn ich in die Schule gehe, manchmal auch wenn wir hier zuhause sind."
Seit Kriegsbeginn geht es der Familie schlechter: "Mein Mann hat kaum noch Arbeit, die Lebensmittelpreise sind extrem gestiegen", erzählt Rasha. Unter diesen Bedingungen ist es schwer, ein stabiles Familienleben aufrecht zu erhalten.
Rashas Familie sieht täglich in den Nachrichten, wie schlecht es den Kindern in Gaza geht. "Kinder die so alt sind wie ich", sagt Sahar. "Ich frage meine Eltern dann immer, ob wir irgendwas tun können. Und ich erinnere mich noch an den ersten Tag des Krieges. Ich habe mich sofort gefragt, was mit den Kindern ist und was sie getan haben, dass da so etwas passiert. Welche Schuld haben sie?"
"Die Kinder haben Angst um mich."
Rashas Sorgen gelten vor allem ihren vier Kindern. "Seit der Krieg angefangen hat, beobachte ich, dass die Kinder anders mit mir sprechen. Sie sagen immer zu mir: ‘Mama bleib bitte im Haus, geh nicht raus.’ Oder sie sagen ich soll wieder nach Hause kommen, wenn ich unterwegs bin. Sie haben Angst um mich."
Auch in der Schule ist der Krieg ein großes Thema. Wenn es Eskalationen gibt, werden die Vorfälle auch in der Schule im Unterricht behandelt, damit die Schüler:innen wissen, was vorgefallen ist. Die Kinder werden auch darauf vorbereitet, wie sie sich verhalten sollen, wenn Soldaten kommen. "Wir sollen dann alles stehen und liegenlassen und wegrennen und uns verstecken", erzählt Sahar. Trotzdem geht sie gerne zur Schule: "Meine Lieblingsfächer sind Arabisch und Religion. Außerdem male ich gern." Ein Stück Normalität inmitten der Schrecken.
Den Kindern in Gaza helfen
Rasha findet es gut, dass die Kinder auch im Unterricht über den Krieg sprechen. "Sie wollen wissen, was passiert. Da wir hier auch in der Nähe eines Camps wohnen, riechen die Kinder auch häufiger das Tränengas. Sie sehen ja auch, wenn sie Tote zurückbringen. Sie fragen mich immer ‘Was ist mit dem passiert?’ Ich weiß bei solchen Fragen nicht, was ich meinen Kindern antworten soll."
Erstaunlich, dass Sahar sich nicht entmutigen lässt und an ihre Zukunft denkt: "Medizin zu studieren ist eine schöne Idee. Ich mag es neue Dinge zu lernen und auch neue Sachen auszuprobieren. Am liebsten würde ich in einer fremden Stadt wohnen und dann immer wieder regelmäßig nach Hause kommen. Mein wichtigster Wunsch ist es aber, dass man den Kindern in Gaza hilft."