Tante gefunden!

Wenn Kinder Teenager werden, ist für sie die Frage nach ihrer Herkunft ein großes Thema. Die Begegnung mit Verwandten kann für Waisenkinder heilende Wirkung haben. Davon erzählt Kelebang Magogodi, Sozialarbeiterin im SOS-Kinderdorf Rustenburg, Südafrika. Jeden Tag kam Naledi zu ihr und wollte, dass sie ihre Verwandten sucht. Der Wunsch schien nicht in Erfüllung zu gehen...

Das SOS-Kinderdorf in Rustenburg: Hier lebt Naledi.

Naledi (Name geändert) kam fast jeden Tag zu mir ins Büro und immer mit derselben Bitte: "Kelebang, kannst du mir helfen, meine Verwandten zu finden?" Mit elf Jahren war sie gemeinsam mit ihrer einjährigen Schwester ins SOS-Kinderdorf Rustenburg gekommen, nachdem ihre Eltern gestorben waren. Die beiden Kinder lebten sich gut ein, Naledi baute schnell ein enges Verhältnis zu ihren SOS-Geschwistern und den anderen Kindern auf, fühlte sich zuhause, aber es blieb eine Unruhe in ihr und manchmal eckte sie an, geriet in Konflikte.

Wie findet man eine verschollene Familie?

Naledi ist Vollwaise, sie wollte unbedingt wissen, wer ihre Verwandten sind.

Ich spürte, wie dringend die Frage nach ihren Verwandten für Naledi war. Wann immer es möglich ist, fördern wir den Kontakt zwischen den Jungen und Mädchen und ihren leiblichen Angehörigen. Die Kinder wollen wissen, wo sie herkommen, wollen ihre Wurzeln kennen. Aber wie sollte ich Naledis Familie finden? Ihre Familie kam ursprünglich aus Klerksdorp, 200 Kilometer entfernt. Ich hatte keine Adresse, keine Telefonnummer, nur ihren Nachnamen und in Klerksdorp lebten 350.000 Menschen.

Okay, zumindest würde ich es versuchen. Ich recherchierte im Internet, vergeblich, kontaktierte als nächstes eine Hilfsorganisation in Klerksdorp. Dort kannte man eine Sozialarbeiterin, die den gleichen Nachnamen wie die Kinder hatte. Ich war aufgeregt, rief sie an, aber nein, sie war nicht mit den beiden verwandt. Aber sie versprach sich umzuhören.

Die heilende Kraft der Familie

SOS-Sozialarbeiterin Kelebang half Naledi, ihre Tante zu finden.

Nur eine Woche später rief sie zurück: Sie hatte Naledis Tante, die jüngere Schwester der verstorbenen Mutter, gefunden, die mit ihren beiden Kindern noch in Klerksdorp wohnte. Ich rief die Tante an, die überwältigt war, und dann fuhren wir los: Naledi, ihre kleine Schwester, ihre SOS-Mutter und ich. Wie soll ich das Treffen beschreiben? Sie umarmten sich alle, waren tief bewegt, für Naledi war es fast zuviel. Sie schaute sich immer wieder um, hoffte, noch weitere Familienangehörige zu finden, aber die Tante erklärte, dass sie und ihre Kinder die einzigen waren. Als wir am späten Nachmittag wieder fuhren, weinten die vier Kinder und konnten sich kaum trennen. Wir verabredeten, bald wiederzukommen.

Ich bin sehr froh für Naledi. Sie hat sich seit diesem Tag verändert. Sie ist ruhiger geworden, ausgeglichener. Etwas in ihr ist in Frieden gekommen.

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