Jorge ist ein hingebungsvoller Zuckerbäcker. Die Mädchen im SOS-Kinderdorf Comitan sind begeistert, die SOS-Kinderdorfmütter amüsiert, wenn sie den 18-Jährigen bei der Arbeit beobachten. Niemand sonst nimmt das Kuchenbacken so ernst. Das liegt vielleicht auch an Jorges Geschichte: der junge Mann lebt erst seit ein paar Monaten im SOS-Kinderdorf. Die Aufnahme hier war seine Rettung.
Aufgewachsen ist Jorge in Honduras, bei seinen Großeltern. Als ihn dort eine Bande mit Gewalt rekrutieren wollte, floh er Richtung USA. In Mexiko blieb er hängen, schutzlos und ohne Geld. Im Rahmen eines Programms zur Unterstützung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge nahm ihn das SOS-Kinderdorf Comitan auf. Hier fühlt er sich "aufgefangen wie in einer großen Familie“, so Jorge. "Alles was ich möchte, ist keine Angst mehr haben vor kriminellen Bandenmitgliedern, die mir auflauern, mich und meine Großeltern mit dem Tod bedrohen und erpressen, damit ich Drogen an meine Schulkameraden verkaufe."
Jorge hat hochfliegende Träume, Anwalt will er werden und sich für Menschenrechte einsetzen. Zuerst einmal muss er jedoch eingebürgert werden. Dann erst kann er das Abitur nachholen und studieren. Um sich das zu finanzieren, wird er parallel dazu eine Ausbildung zum Konditor machen und als solcher arbeiten.
Zweimal wöchentlich telefoniert Jorge mit seinen Großeltern in Honduras. Wenn er es in Mexiko geschafft hat, will er die beiden nachholen und ihnen ein Haus bauen.