Magische Momente
Felicia arbeitet seit über 10 Jahren als SOS-Mutter in Sucre, Bolivien. "Es ist eine wunderbare Berufung", gesteht sie.
Eigentlich hatte ich mich als SOS-Mutter beworben - nicht als SOS-Großmutter", lacht Felicia und spielt damit auf die lange Zeit an, die sie schon bei den SOS-Kinderdörfern arbeitet. "Meine Kinder wachsen so schnell und einige haben mir schon Enkel geschenkt." Hier erzählt sie, warum sie SOS-Mutter in Sucre, Bolivien, wurde.

SOS-Mutter Felicia hat ihre Berufung gefunden
Es war ein Zufall, dass ich auf die SOS-Kinderdörfer kam: Ich hörte einen Werbespot im Radio. Der Sprecher sagte, die SOS-Kinderdörfer in Sucre würden kinderliebe und verantwortungsbewusste Frauen suchen. Ich war ziemlich erstaunt über so ein Angebot. Aber da ich eine Arbeit suchte, habe ich mich genauer informiert. Ich habe also das Dorf besucht, ich ging über den Dorfplatz und da kam mir der Dorfleiter entgegen, ein ernster aber sehr freundlicher Mann. Er beschrieb mir den Job, was ich zu tun hätte, sehr genau. Ich bekam sofort Angst: Der Gedanke, die Verantwortung für diese Kinder zu übernehmen, einfach so! "Um Himmels willen!", sagte ich zum Dorfleiter, "Wie soll ich mich um diese vielen Kinder kümmern?" Der Dorfleiter schmunzelte und erklärte: "Das macht man nicht von heute auf morgen. Sie werden Intensiv-Trainings bekommen und einen einjährigen Workshop absolvieren." Er sagte, man würde die Bewerberinnen auf Herz und Nieren prüfen und erst, wenn sie alle Prüfungen bestanden hatten und auch emotional stabil genug waren, dann würde man sie einstellen. Ich war erleichtert das zu hören.

Felicia mit ihren SOS-Kindern
Es ist magisch
1996 begann ich mit meiner Ausbildung. Ein Jahr lang lernte ich, was als SOS-Mutter zu tun ist. Zum Teil in Workshops und auch in der Praxis. Als ich dann meine ersten Kinder bekam, das war ein magischer Moment, eine Art Konsolidierung meines gesamten Entwicklungsprozesses der letzten Jahre.Meine älteste Tochter war fabelhaft, ich erinnere mich sehr gut an die Zeit. Sie half mir dabei, mich um die Kleinsten zu kümmern. Sie hatte auch eine Menge Erfahrung, denn seit dem Tod ihrer Eltern war sie es, die sich um die Zwillinge kümmerte. Ich denke, ich habe eine Menge von ihr gelernt. Eigentlich sind all meine Kinder recht schnell mit mir warm geworden.
Aber natürlich gibt es immer Ausnahmen. Einer meiner Söhne zum Beispiel. Er war bockig und frech. Trotz allem war meine Liebe stärker als seine Sturheit und das schwarze Schaf färbte sich bald blütenweiß! Er ist heute ein sehr liebevoller Sohn.
Was mich am meisten berührte und immer noch berührt, ist der Moment, wenn meine Kinder das erste Mal "Mama" zu mir sagen. Da bekomme ich immer wieder feuchte Augen. Wenn sie mich irgendwann Mama nennen, dann habe ich das Gefühl, dass sich alle Strapazen gelohnt haben. Das ist wie ein Segen.
Heute kommt es mir vor, als hätte die Vorsehung mich dazu gebracht, mich um Kinder in Not zu kümmern. Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben, meine Familie, meine Kinder. Es gab auch andere, schöne Erfahrungen in meinem Leben, aber das, was man als Mutter bekommt, dieses ganz spezielle Gefühl, das einem diese Berufung gibt, das ist eben überwältigend.