Zurück ins Leben – mutig und selbstbestimmt

Munkhbayar lebt mit ihrer Familie in einem Armenviertel der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Nach einem Hausbrand gerät die Familie in schwere Existenznot – und die traumatisierte, dreifache Mutter zudem in eine mentale Krise. Mit Hilfe des Familienstärkungsprogramms des SOS-Kinderdorfs Ulaanbaatar hat Munkhbayar zu neuem Selbstbewusstsein und neuen Aufgaben gefunden.

Für Munkhbayars Familie läuft es nicht gut. Ihr Mann arbeitet als Tagelöhner – mal als Anstreicher, mal als Entlader. Harte körperliche Arbeit, die schlecht bezahlt wird, ist es immer. Bietet sich die Gelegenheit, nimmt auch seine Frau solche Jobs an. Ihr ältester Sohn kommt in der Schule nicht gut mit, die jüngeren Kinder gehen nicht in den Kindergarten. 

Munkhbayar konnte mithilfe der SOS-Kinderdörfer wieder neuen Lebensmut fassen. Foto: Katerina Ilievska

Munkhbayar ist allein zu Hause, als 2022 ihre Hütte in Brand gerät. Sie erleidet im Gesicht und an Händen und Armen schwere Verbrennungen. Das Ereignis lässt sie wie gelähmt zurück, sie kann ihre Qualen nicht in Worte fassen. Aber ihr vernarbtes Gesicht, die verformten Hände, die Finger, die sie nicht mehr beugen kann, kunden von ihrem Leid. Aus Scham traut sie sich nicht mehr aus dem Haus, ist sozial isoliert. Dazu kommt die Existenznot der Familie.  

Gemeinschaft macht stark  

Wieder Lebensmut fasst Munkhbayar dank der Hilfe durch die SOS-Kinderdörfer: Ihre Kinder besuchen Spiel- und Lern-Workshops, die Kleineren werden im Kindergarten angemeldet, die Schulnoten des Älteren bessern sich. Munkhbayar selbst lässt sich nur zögerlich zu einem Weiterbildungskurs der SOS-Kinderdörfer, einem Nähkurs, überreden. Insgesamt acht Frauen lernen dort nähen.

"Der Kurs war für uns soviel mehr als nur ein Nähkurs! Während des Nähens kamen wir untereinander und mit der Sozialarbeiterin ins Gespräch. Wir teilten unsere Sorgen und haben uns gegenseitig bestärkt. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr allein und traute mir wieder mehr zu."

Munkbayar, 40-jährige Mutter aus der Monogolei

Inzwischen ist Munkhbayar eine so gute Näherin, dass sie ein Unternehmen mit Kleidung beliefert. Wegen ihres Einkommens kann die Familie jetzt in einer warmen Jurte wohnen – und sie hat sich noch eine Einnahmequelle erschlossen. Mittels eines Kredits kaufte sie ein gebrauchtes Auto – Gebrauchtwagen sind in der Mongolei vergleichsweise günstig zu kriegen. Nun jobbt sie auch als Taxifahrerin. Eigentlich nichts Ungewöhnliches: Viele Frauen in Ulaanbaatar verdienen sich so ein Zubrot. Für Munkhbayar aber, die noch ein Jahr zuvor Begegnungen mit anderen zutiefst ängstigten, ist das ein Riesenschritt in Richtung Selbstermächtigung.  

Von einer dürftigen Hütte in eine warme Jurte: Munkhbayar und ihrer Familie geht es heute besser denn je. Foto: Katerina Ilievska

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