Andzelko fand nach dem Verlust seines Vaters im SOS-Kinderdorf Skopje ein neues Zuhause. Trotz seines schweren Starts wurde er durch seine Entschlossenheit und harte Arbeit zum erfolgreichen Unternehmer, liebevollen Ehemann und fürsorglichen Papa. Seine Geschichte zeigt, wie Unterstützung und Willenskraft alles verändern können.
Andzelko wurde in einer verarmten Familie in einer ländlichen Gegend Nordmazedoniens geboren und kannte in seiner frühen Kindheit nichts als Entbehrungen.
Seine Eltern, die beide unter psychischen Problemen litten, hatten Mühe, Essen auf den Tisch zu bringen. Sie nahmen Andzelko und seinen jüngeren Bruder Martin oft aus der Schule, damit sie beim Sammeln von Brennholz helfen konnten. Für Lebensmittel und Kleidung war die Familie stark auf die Spenden der Nachbarn angewiesen.
Als Andzelko zehn Jahre alt war, starb sein Vater. Der staatliche Sozialdienst kam zu dem Schluss, dass die beiden Jungen vernachlässigt wurden und in eine alternative Betreuung gegeben werden mussten. "Also kam ich 2006 ins SOS-Kinderdorf in Skopje", sagt der 29-jährige Andzelko.
Andzelko mit seiner Tochter Hanna. Foto: BYNDC Agency
Verantwortungsbewusster und ernsthafter Teenager
Trotz seines schwierigen Starts gelang es Andzelko, in der Schule zu seinen Mitschüler:innen aufzuschließen und gute Noten zu erzielen. Mit 14 Jahren entschied er sich für eine Ausbildung zum Zugbegleiter an einer Verkehrsberufsschule, da ihn Züge und der Schienenverkehr faszinierten.
Während der Sekundarstufe lebte er in einer Jugendwohngruppe der SOS-Kinderdörfer, was er als Sprungbrett in die Unabhängigkeit schätzt. "Man wird von den Jugendbetreuer:innen unterstützt, macht aber vieles selbst", erklärt Andzelko. "Das bedeutet, dass man seinen Tag selbst organisiert. Frühstück und Abendessen bereitet man selbst zu. Das Mittagessen wird mit anderen Jugendlichen geteilt. Man macht den Abwasch selbst, wäscht seine Kleidung selbst, lernt, dass Unterwäsche bei 90 Grad gewaschen wird, Alltagskleidung bei 40 Grad. Das mögen banale Dinge sein, aber sie sind so wichtig."
"Jedes Kind ohne Eltern [und elterliche Fürsorge] muss solche Erfahrungen machen, damit es sich Gewohnheiten aneignen kann, die ihm in seinem zukünftigen unabhängigen Leben nützlich sein werden."
Während der ersten Jahre seines Studiums sah er eine Möglichkeit, bei der massiven Flüchtlingsbewegung aus dem Nahen Osten auf dem Westbalkan zu helfen. Er meldete sich freiwillig und half den Zugführer:innen, die die Flüchtlingszüge durch Nordmazedonien fuhren.
"Es war eine gute Arbeit und eine humanitäre Erfahrung", erinnert er sich. "Man hilft einem Kind beim Einsteigen und beim Aussteigen aus dem Zug. Man hilft beim Halten von Taschen, denn wer weiß schon, woher diese Menschen kommen, wer weiß schon, wie viele Kilometer sie zurückgelegt haben."
"Wenn nötig, würde ich wieder helfen."
Ein paar Jahre später wurde er gebeten, einem jungen Mann mit geistiger Behinderung, der ebenfalls im SOS-Kinderdorf aufgewachsen war, bei der Renovierung seines baufälligen Elternhauses zu helfen. Andzelko sagte sofort zu.
"Das Haus war nicht bewohnbar. Es war nicht für Menschen geeignet, nicht einmal für Tiere", erinnert sich Andzelko. "Das Dach war undicht, es gab keine Fenster, die Wände waren schwarz und gelb vor Schimmel." Mit einigen seiner Freunde und dem Dorfpädagogen verbrachte Andzelko drei lange Tage damit, das Haus zu renovieren. "Jetzt hat er ein gutes Zuhause."
Ein liebevoller, fürsorglicher und fleißiger Ehemann und Vater
Wenn er über seine eigene Familie spricht, gerät Andzelko ins Schwärmen. "Ich bin verheiratet und habe eine Tochter, die das schönste Baby auf der ganzen Welt ist", sagt Andzelko mit einem Leuchten in seinem Gesicht.
Seine Frau Katerina lernte er im SOS-Kinderdorf kennen, als sie dort als Sozialarbeiterin ehrenamtlich tätig war. Als er merkte, dass sie seine große Liebe war, beschloss er, ein Zuhause für sie zu schaffen.
Da er mit seinem Einkommen aus seiner Tätigkeit im Staatsministerium für Land- und Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft nicht zufrieden war, gründete er nach Feierabend sein eigenes Landschaftsbauunternehmen, das er noch immer betreibt. "Ich arbeite nachmittags nach meinem Job und am Wochenende", erklärt er. "Ich schneide und stutze Bäume, säe und pflanze Gras, installiere Bewässerungssysteme – im Grunde alles, was mit Landschaftsbau und Gartenbau zu tun hat."
In kurzer Zeit gelang es ihm, genug Geld für eine Anzahlung auf eine Wohnung zu sparen. "Die Wohnung war günstig, aber in einem sehr schlechten Zustand. Trotzdem wusste ich, dass ich das hinkriegen würde", lächelt er. Sowohl allein als auch mit Freund:innen gelang es Andzelko, die Wohnung vollständig zu renovieren und einzurichten. Und dann stellte er die entscheidende Frage.
"Ich bin verheiratet seit ... zwei Jahren?", kichert er. Andzelko und Katerina heirateten 2022 und begrüßten Ende 2023 ihr Baby Hanna. Hanna ist Papas ganzer Stolz.
Andzelko ist ein engagierter Vater und Unternehmer. Foto: BYNDC Agency
Erfolgreich und hoffnungsvoll
Andzelko ist zufrieden und hat gleichzeitig große Pläne:
"Ich habe eine liebe Frau und eine wunderschöne Tochter. Ich habe ein eigenes Zuhause. Ich habe das Haus meiner Kindheit in meinem Geburtsort. Ich habe meinen Job und baue mein Geschäft aus. Im Moment geht es mir gut. In Zukunft würde ich gerne mein Elternhaus, in dem jetzt mein Bruder und meine Mutter leben, etwas mehr in Stand setzen. Ich möchte mein Geschäft weiterentwickeln und dort Vollzeit arbeiten", erzählt Andzelko. "Und ich möchte, dass Hanna einen Bruder oder eine Schwester bekommt", schließt der junge Vater mit einem breiten Lächeln.