Olympia: Aus der Traum? Adeline gibt nicht auf!
Adeline wurde als Kind ausgesetzt. Im SOS-Kinderdorf Abobo-Gare, Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste), fand sie ein neues Zuhause. Heute ist sie 18 Jahre alt und eine der besten Nachwuchssprinterinnen ihres Landes. Sie sollte bei der Olympiade in London starten – doch dann kam alles ganz anders.
Zunächst kam sie in ein staatliches Heim. Dort blieb sie, bis sie vier Jahre alt war. Dann wurde im SOS-Kinderdorf Abobo-Gare ein Platz frei. Dort fand Adeline Gouenon eine neue Familie.
"Meine SOS-Mutter hat mich immer ermutigt"
Aus dem kleinen Mädchen ist eine intelligente junge Frau geworden. Doch noch immer fällt es ihr schwer, darüber zu sprechen, was ihr als Kind widerfahren ist. "Ich war so enttäuscht", beginnt sie und stockt. Sie ringt mit den Worten, während sie ihre Gefühle zu beschreiben versucht. "Deine Eltern haben dich ausgesetzt und du willst ihnen, wo auch immer sie sind, zeigen, dass sie stolz auf dich sein können – und du willst, dass sie bereuen, was sie getan haben."
Wenn Adeline über ihren Sport spricht, dann leuchten ihre Augen. Sie ist ivorische Jungendrekordhalterin über 100, 200 und 400 Meter. Ihre Erfolge als Sprinterin haben Adeline Selbstbewusstsein gegeben. Und ganz besonders stolz auf sie ist ihre SOS-Mutter. "Sie hat mich immer ermutigt, mit dem Sport weiterzumachen, auch wenn es mal nicht so gut lief", erzählt Adeline und lächelt. "Sie ist ein wunderbarer Mensch."
Im November 2011 verließ Adeline dann zum ersten Mal den afrikanischen Kontinent: Dank guter Noten und eines Stipendiums konnte sie ein Auslandsstudium in England beginnen: am Loughborough College, einer renommierten Sporthochschule.
Nominierung für Olympia
"Davon hatte ich immer geträumt", sagt Adeline. Die guten Trainingsbedingungen an dem Sport-College halfen Adeline, sich als Sprinterin weiter zu steigern. Bei den Landesmeisterschaften in ihrer Heimat im April 2012 schaffte sie dann die Olmypia-Norm für Junioren. Aufgrund ihrer guten Zeiten beschloss der ivorische Leichtathletik-Verband, das Talent in der Frauen-Olympia-Mannschaft in London starten zu lassen: Sie wurde für die 200-Meter und die 4x100-Meter-Staffel nominiert.
Für Adeline schien damit ein weiterer Traum in Erfüllung zu gehen. "Ich werde mein Bestes geben, für meine SOS-Familie, meine SOS-Mutter und natürlich für mein Land", erklärte sie voller Stolz.
Sie trainierte noch härter, zusammen mit der Universitäts-Mannschaft und ihrem persönlichen Trainer. Jeden Morgen stand sie um fünf Uhr auf, um vor den Vorlesungen und Seminaren mit dem Lauftraining zu beginnen. Immer näher rückte der Tag, an dem Adeline im Olympia-Stadion in London an den Start gehen sollte.
Aus und vorbei?
Doch dann kam alles ganz anders: Der ivorische Verband verkleinerte den Olympia-Kader. Adeline, die Jüngste im Sprinter-Team, verlor ihren Platz. Die Jugendliche erfuhr dies kurz vor Beginn der Spiele im Juli.
Aus. Vorbei. Adeline war am Boden zerstört
Adeline trainiert jetzt für Olympia 2016!
Doch nicht zuletzt die Telefonate mit ihrer SOS-Mutter haben sie wieder aufgerichtet. Adeline studiert weiter fleißig, neben Sport und Entwicklung hat sie Anglistik als Fach gewählt. Sprachbegabung ist ein weiteres Talent der 18-Jährigen: Neben Französisch und zwei afrikanischen Sprachen spricht sie fließend Englisch, hinzukommen Spanisch, Italienisch und Deutsch.
Und das Sprint-Training? Das geht weiter, Adeline ist eine Kämpferin. "Ich blicke jetzt nach vorn - und hoffe, dass ich bei den Olympischen Spielen in Brasilien 2016 starte!"