Palästina: Traumaklinik auf Rädern

Armut und Gewalt nagen an der Seele vieler Menschen im Westjordanland. Schon Kinder brauchen psychiatrische Hilfe. Aber es gibt nur wenige Fachärzte. Darum haben die SOS-Kinderdörfer eine mobile Traumaklinik eingerichtet.

 

Dieses Bild hat ein Kind bei der Maltherapie gemalt.

Mohammad sitzt gedankenverloren am Tisch und bläst einen Ballon auf, um doch gleich die Luft wieder rauszulassen. "Komm, Mohammad", ermutigt ihn Sozialarbeiterin Nehal Qudemat, "lass dir dein Gesicht bunt anmalen." Mohammad will aber nicht, bläst weiter den Ballon auf, versucht, ihn zuzubinden und lässt wieder die Luft raus - Gruppentherapie in einer SOS-Traumaklinik auf Rädern im Westjordanland.

Die mobile Klinik der SOS-Kinderdörfer ist ein rollender Container, der alle paar Monate in eine andere Stadt gefahren wird. In den Wintermonaten steht sie in Hebron. Zweimal die Woche kommt eine Gruppe von Fünf- bis Siebenjährigen zusammen, um Geschichten zu hören, zu erzählen, zu malen oder mit Bausteinen zu spielen.

Mit Bart und Löwengesicht

Gruppentherapie: Hinter dem Lachen der Kinder verbergen sich schwere seelische Verletzungen - Fotos: Patrick Wittmann

Mohammads Freund Hussan hat schon einen farbigen Bart gemalt bekommen, und schließlich lässt sich auch Mohammad ein Löwengesicht ins Gesicht zeichnen. Gebannt hören die Kinder der Geschichte von einem Löwen und einer Gazelle zu, die die Sozialarbeiterin vorliest. "Wie brüllt ein Löwe?", fragt sie, und die Kinder knurren und fauchen. Einer der Jungen versucht, wie eine Gazelle zu springen. Zusammen mit einer Psychologin motiviert Nehal die Kinder, über das Märchen nachzudenken.
 

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