Laurence gilt mit zwei Kühen in Ruanda als wohlhabende Frau. Bevor SOS ihr half, musste sie für sich und ihre Kinder betteln.
"Früher hatte ich einen Bretterverschlag und musste betteln, um die Kinder durchzubringen. Heute gehört mir der Hang." Die 56-jährige Laurence deutet über die grünen Hügel von Byumba, einer kleinen Stadt im nördlichen Ruanda. Kühl ist es an diesem Nachmittag, Nebel liegt feucht auf den terrassierten Feldern.
Die Mutter von fünf Kindern kam nach dem Genozid nach Byumba und wollte einfach nur vergessen. Mindestens 800.000 Ruander waren bei dem brutalen Morden der Hutu- und Tutsi-Horden 1994 ums Leben gekommen – darunter auch Laurence's Mann. Ihre fünf Kinder konnte die Mutter retten. Friedlich wirkt das "Land der tausend Hügel" – wie Ruanda von den Einheimischen genannt wird. Die Gräuel von damals kaum vorstellbar.
Kleine Hilfe mit großer Wirkung
Die Bewohner leben von der Landwirtschaft. Es wird angebaut, was man selbst zum Leben braucht. Wer eine Kuh besitzt, gilt als wohlhabend. Bevor Laurence in das Familienhilfeprogramm der SOS-Kinderdörfer aufgenommen wurde, lebten sie, ihre fünf Kinder und ein Junge, den sie nach dem Aids-Tod der Mutter aufgenommen hatte, von der sprichwörtlichen Hand in den Mund. "Ich hatte keine Einnahmequelle, musste bei Nachbarn betteln", erinnert sich Laurence.
Eine Kuh und ein Mikrokredit waren für Laurence die ersten Schritte in eine bessere Zukunft. Mit der Milch konnte die Mutter nicht nur ihre sechs Kinder ernähren, sondern auch noch ein wenig Geld verdienen. Den Kredit investiert sie in Hirse-Saat.
"Ich wusste, dass Sorghum auf dem Markt am meisten einbringt", erinnert sich die Bäuerin. Ihre Rechnung ging auf. Die vielen kleinen Brauereien benötigen die Hirseart, um ihr Bier zu brauen und bezahlen sie gut.
Aus der Armut befreit
Laurence schafft es, der Armutsfalle zu entkommen. Sie zahlt den Kredit zurück. So schnell, dass sie von SOS einen Bonus bekommt: Eine weitere Kuh und einen neuen Mikrokredit. Sie kauft ein Haus, weitere Felder. Von dem Einkommen schickt sie die Kinder zur Schule, damit sie einen guten Start ins Leben haben. Laurence selber hat nie eine Schule besucht.
Seit zwei Jahren braucht die Bäuerin keine Unterstützung mehr. Sie und ihre Kinder haben es geschafft. Ihre älteste Tochter ist heute Grundschullehrerin, die Jüngere geht zur Uni in Kigali.
Hilfe für Familien in Ruanda
Kinder dürfen Ihre Eltern nicht durch Armut verlieren. - Helfen Sie mit, dass Familien in Ruanda wieder selbst für ihre Kinder sorgen können!