Mut und Aufbruch: Zwei junge Gründer in Somaliland

Zu wenig Ausbildungsplätze und Studiengänge, denen der Praxisbezug fehlt – in Somaliland mangelt es jungen Erwachsenen massiv an Berufsperspektiven. Das Next-Economy-Programm der SOS-Kinderdörfer Somaliland unterstützt junge Menschen beim Berufseinstieg. Die Tiermediziner Ayman und Abdi haben auf diesem Wege eine Hühnerfarm aufgebaut.

Dreimal täglich sehen die Jungunternehmer Ayman und Abdi auf ihrer Hühnerfarm nach den Küken. Sie brauchen viel Pflege. Kein Problem, denn mit Tieren kennen sich die Freunde gut aus, beide haben Tiermedizin studiert.

Vor drei Jahren, als sie ihren Abschluss in der Tasche hatten, fanden sie keine Arbeit. Immerhin gab es da die Idee, in die Eierproduktion einzusteigen. Der Eiermarkt in Somaliland ist noch unerschlossen, bislang werden Eier zumeist aus Äthiopien importiert und sind dementsprechend teuer. Eine Hühnerfarm aufzubauen, war eine richtig gute Geschäftsidee. Nur leider fehlte den Mittzwanzigern damals das Startkapital. 

Statt Migration: Perspektiven!

"Jährlich drängen rund 3.000 Hochschulabsolvent:innen auf den Arbeitsmarkt. Oft besteht eine große Kluft zwischen dem, was die jungen Leute im Studium gelernt haben, und ihren Berufsqualifikationen, so dass sie arbeitslos bleiben", erklärt Ibrahim Ismail, Sozialarbeiter der SOS-Kinderdörfer.

Somaliland hat eine der höchsten Jugendarbeitslosigkeitsquoten in Subsahara-Afrika, sie liegt bei 70 Prozent. Aus Perspektivlosigkeit begeben sich viele auf den gefährlichen Weg der Migration nach Europa, andere schließen sich kriminellen Banden an. Das Programm der SOS-Kinderdörfer Somaliland wirkt dem entgegen, indem es junge Erwachsene beim Berufseinstieg unterstützt.

Abdi untersucht regelmäßig die Eier im Brutkasten. Foto: Lydia Mantler

Hochmotivierte Jungunternehmer

Ausschlaggebend für Aymans und Abdis Programmteilnahme war die besondere Förderung zur Betriebsgründung. Ayman sagt: "Ohne den finanziellen Zuschuss des Programms hätten wir uns nicht selbstständig machen können!" Zudem lernten die beiden während der viermonatigen Ausbildung Finanzierungs- und Marketingstrategien. Und sie entwickelten einen Businessplan. Hochmotiviert bauten die Jungunternehmer daraufhin einen Hühnerstall aus Eisenplatten und kauften Eier aus Äthiopien. Inzwischen kommt ihr Business ins Rollen.

"Die ersten Schritte sind die schwersten, das haben wir im Programm gelernt. Aber nur wer sie zu gehen wagt, kommt voran! Unser Ziel ist, bald schon an Restaurants und Großhändler Eier zu liefern."

Abdi, Tiermediziner und Jungunternehmer aus Somaliland

Es sind oft die leisen Geschichten des Aufbruchs, die inmitten der Statistiken über Arbeitslosigkeit und Migration Hoffnung spenden. Und Programme wie das der SOS-Kinderdörfer zeigen: Es gibt Alternativen, wenn Praxis gefördert und Unternehmergeist unterstützt wird. Hinter jeder erfolgreichen Gründung steht dabei nicht nur Mut, sondern auch ein solidarisches Netzwerk, das jungen Menschen den Rücken stärkt.