Jugendarbeitslosigkeit weltweit

Die Corona-Pandemie hat die Chancen junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt weltweit deutlich verschlechtert. Zwar erholten sich viele Länder von diesem Rückschlag. Doch prognostizieren Expert:innen für 2024 und 2025 steigende Zahlen. Wer besonders betroffen ist und was wir dagegen tun können.

Auszubildende im Berufsausbildungszentrum der SOS-Kinderdörfer in Bakoteh, Gambia - Foto: Philipp Hedemannn

Jugend ohne Jobs – die Fakten

  • Rund 67 Millionen junge Menschen weltweit haben keine Arbeit.
  • Mehr als einer von fünf jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren besucht keine Schule, befindet sich in keiner Ausbildung oder hat keinen Job.
  • Die weltweite Jugendarbeitslosigkeitsrate lag 2023 bei 13,3 Prozent. Das ist fast mehr als dreimal so hoch wie bei Erwachsenen (3,9 Prozent).
  • Besonders Länder mit niedrigem Einkommen haben sich von den Folgen der Pandemie noch nicht erholt.

Quelle: ILO – World Employment and Social Outlook Trends 2024


Junge Menschen spüren Krisen als erste – und leiden am längsten darunter

Die Covid-19-Krise und ihre Folgen für den Arbeitsmarkt haben junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren deutlich mehr betroffen als andere Altersgruppen. Das gilt auch für andere wirtschaftliche Krisen. Junge Arbeitnehmer:innen haben oft weniger arbeitsrechtlichen Schutz und werden so als erste gekündigt. Dazu kommt, dass Unternehmen in der Krise bei Neueinstellungen sparen.

Besonders stark stieg während der Pandemie auch der Anteil von Jugendlichen, die nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung sind (Not in Education, Employment or Training, kurz NEET) – sie erreichte 2022 mit 23,3 Prozent den höchsten Stand seit mindestens 15 Jahren. Die NEET-Rate zeigt auch, wie unterschiedlich die Erholung von der Krise verläuft. So ist sie in Ländern mit niedrigem Einkommen hoch geblieben, bei Frauen sogar weiter angestiegen.

 

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"Young working poor"

Aber auch wenn junge Menschen einen Job finden, müssen sie oft für einen Hungerlohn arbeiten ("working poor"). Im globalen Süden leben sie doppelt so häufig in extremer Armut. Nach der Definition der Weltbank heißt das: Sie haben weniger als 2,15 Dollar am Tag zur Verfügung. Auch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie im informellen Sektor tätig sind, also zum Beispiel als Tagelöhner:innen, Straßenhändler:innen oder Haushaltshilfen arbeiten, ohne Sicherheit und mit sehr geringem Einkommen.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit gefährdet nachhaltige Entwicklung

Das ist ein erheblicher Rückschlag. Eigentlich wollte die Weltgemeinschaft bereits bis 2020 den Anteil junger Menschen, die ohne Beschäftigung sind und keine Schul- oder Berufsausbildung durchlaufen, erheblich verringern. Dies hatte sich die UN mit ihren nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) vorgenommen (Unterziel 8.6.) – ein Ziel, das also aufgrund der Corona-Krise deutlich verfehlt wurde.

Junge Menschen spüren die Krise als erste – und leiden am längsten darunter

Allein das Corona-Jahr 2020 führte weltweit zu einem Beschäftigungsrückgang von 3,6, Prozent. Bei den jungen Menschen lag dieser Rückgang aber deutlich höher, bei 8,2 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg weltweit stärker an, weil junge Arbeitnehmer oft weniger arbeitsrechtlichen Schutz genießen und so als erste gekündigt werden. Dazu kommt, dass Unternehmen in der Krise bei Neueinstellungen sparen.

"Young working poor"

Aber auch wenn junge Menschen einen Job finden, müssen sie oft für einen Hungerlohn arbeiten ("working poor"). Im globalen Süden leben sie doppelt so häufig in extremer Armut. Nach der neuen Definition der Weltbank heißt das: Sie haben weniger als 2,15 Dollar am Tag zur Verfügung. Auch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie im informellen Sektor tätig sind, also zum Beispiel als Tagelöhner:innen, Straßenhändler:innen oder Haushaltshilfen arbeiten, ohne Sicherheit und mit sehr geringem Einkommen. Die Corona-Krise traf diese Menschen besonders hart.

Jugendarbeitslosigkeit wird 2024 steigen

Laut dem neuesten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) fiel die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen weltweit von dem Krisenhoch im Jahr 2020 wieder auf das Niveau vor der Krise ab. Doch prognostizieren Expert:innen wegen der schlechteren makroökomischen Rahmenbedingungen und anhaltender geopolitischer Spannungen einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit für die Jahre 2024  und 2025. So wären dann 2025 mehr Menschen zwischen 15 und 24 Jahren ohne Job als im Jahr 2019.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit gefährdet nachhaltige Entwicklung

Eigentlich wollte die Weltgemeinschaft bereits bis 2020 den Anteil junger Menschen, die ohne Beschäftigung sind und keine Schul- oder Berufsausbildung durchlaufen, erheblich verringern. Dies hatte sich die UN mit ihren nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) vorgenommen (Unterziel 8.6.) – ein Ziel, das also deutlich verfehlt wurde.

Langfristige Folgen

Für die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen ist das Risiko besonders hoch, dass Rückschläge nicht aufgeholt werden können, auch wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder ändern. Denn junge Menschen, die keinen Schulabschluss machen konnten, eine Ausbildung abbrechen mussten oder gar nicht erst beginnen konnten, haben langfristig schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Berufsanfänger, die früh ihre Jobs verlieren, landen zudem oft aus Not heraus in Jobs, für die sie überqualifiziert sind, im Niedriglohnsektor oder gar in der Illegalität. Experten nennen diesen Langzeit-Effekt "Scarring" (Narbenbildung).

Armut, Ausgrenzung, Depressionen

Arbeitslosigkeit in jungen Jahren erhöht also das Armutsrisiko – und das lebenslänglich. Für viele der Betroffenen bedeutet dies: geringere Lebenszufriedenheit, soziale Ausgrenzung und ein schlechterer Gesundheitszustand. Studien zeigen, dass sich Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen besonders stark auf die psychische Gesundheit auswirkt. Depressionen, aber auch Drogenmissbrauch können Folgen sein.

Hoher Preis für die Gesellschaft

Die weltweit hohe Jugendarbeitslosigkeit hemmt die wirtschaftliche Entwicklung und verschärft soziale Ungleichheit. Die gesamtgesellschaftlichen Folgen sind fatal: Denn wenn die junge Generation keine Perspektiven hat, bereitet dies den Nährboden für gesellschaftliche Konflikte, politische Instabilität und Kriminalität. Weitere Folgen sind Armutsmigration und die Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften.

YouthCan! Diese junge Frau in Südafrika nimmt an der weltweiten Beschäftigungs-Initiative der SOS-Kinderdörfer teil.

Gender Gap: Junge Frauen besonders von Arbeitslosigkeit betroffen

Insgesamt sind junge Frauen deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als junge Männer. Im Jahr 2023 waren nach Schätzungen der ILO 28,2 Prozent der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren erwerbstätig, bei den jungen Männer dagegen 40,9 Prozent. Der Gender Gap, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten nur geringfügig verändert hat, ist besonders groß in den arabischen Staaten, aber auch in Nordafrika und in Südasien. Die Covid-Krise hat die Benachteiligung junger Frauen noch verstärkt. Sie waren häufig die ersten, die Schule und Ausbildung abbrechen mussten und sie waren die letzten, die zurückkehrten. In Bangladesch zum Beispiel gingen zehn Prozent aller Mädchen zwischen 12 und 15 gar nicht in die Schulen zurück, auch in Ghana, Kenia und Nigeria sind die Schulabbrecherquoten enorm hoch.
Hohe NEET-Quoten bei Mädchen bedeuten so auch eine große Zahl Kinderehen und Frühschwangerschaften sowie Kinderarbeit.

Wo die Zukunftschancen liegen

Große Potenziale sieht die ILO in der grünen und blauen Wirtschaft sowie in digitalen Technologien. Zur grünen Wirtschaft gehören der Ausbau erneuerbarer Energien, nachhaltige Landwirtschaft, Recycling, unter blauer Wirtschaft versteht man die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen. Außerdem fordert die ILO Investitionen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Bildung. Dort könnten nicht nur sehr viele Arbeitsstellen, besonders für junge Frauen, geschaffen werden. Solche Investitionen würden auch wesentlich zur Erreichung der SDGs 3 (Gesundheit und Wohlergehen), 4 (hochwertige Bildung), 5 (Gleichstellung der Geschlechter) und 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) beitragen.

Bildung und Ausbildung: So kämpfen die SOS-Kinderdörfer gegen Jugendarbeitslosigkeit

Trainings, Praktika und Coachings: YouthCan! ist die globale Beschäftigungs-Initiative der SOS-Kinderdörfer für junge Menschen. Dabei arbeiten wir mit lokalen und globalen Unternehmenspartnern zusammen. Diese Jugendlichen in Jordanien nutzen die digitale Plattform YouthLinks. Foto: Lydia Mantler
  • Die SOS-Kinderdörfer bieten sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen Zugang zu einer fundierten Bildung und Ausbildung. Vielerorts betreiben wir eigene Bildungsreinrichtungen: Das beginnt mit der frühkindlichen Bildung in unseren Kindergärten. Unsere Schulen setzen Maßstäbe für eine qualitativ hochwertige Grund- und Sekundarbildung. Und in unseren Berufsbildungszentren bilden wir selbst aus. So befähigen wir junge Menschen, ihre Zukunft selbst zu gestalten.
  • Da Mädchen nach wie vor in vielen Ländern strukturell benachteiligt sind, liegt auf Mädchenbildung ein besonderer Fokus.
  • Um sozial benachteiligten Jugendlichen den Berufseinstieg zu ermöglichen, setzen die SOS-Kinderdörfer verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen. So haben wir die weltweite Jobinitiative YouthCan! gestartet. Trainings, Praktika und Coachings, die wir gemeinsam mit Unternehmenspartnern konzipieren, verbessern die Beschäftigungschancen junger Menschen. 2021 unterstützte YouthCan! 14.485 junge Menschen in 42 Ländern beim Übergang in die Arbeitswelt.

Hilfe, die wirkt: Fallstudie zur Jugendbeschäftigung

Die SOS-Kinderdörfer können die langfristige Wirkung ihrer Arbeit belegen. So zeigt eine Fallstudie zur Jugendbeschäftigung, wie erfolgreich die Familienhilfe-Programme der SOS-Kinderdörfer im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit sind. Analysiert wurden Daten zur NEET-Rate, also dem Anteil der 15 bis 24-Jährigen, die weder eine Arbeit haben, noch in Schul- oder Berufsausbildung sind. Die Studie zeigt: Die NEET-Rate in unseren Familienstärkungsprogrammen liegt beim Eintritt bei 40 Prozent – deutlich über dem globalen Durchschnitt (22 Prozent). Bis zum Ende der Unterstützung sinkt die Rate dann auf 19 Prozent – und liegt damit am Ende sogar unter dem globalen Durchschnitt.

Die Fallstudie belegt:

  • Junge Menschen aus zerrütteten Familien sind beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt weltweit erheblich benachteiligt.
  • Durch unsere Programme können wir die Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich verbessern.
  • Die gezielte Unterstützung sozial benachteiligter junger Menschen kann maßgeblich zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beitragen.

 

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Quellen:

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