Jugendarbeitslosigkeit weltweit

Rückschlag durch Corona-Krise

Die Corona-Pandemie hat die Chancen junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt weltweit weiter verschlechtert. Warum ist das so? Wer ist besonders betroffen? Und wie können wir die hohe Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen?

Auszubildende im Berufsausbildungszentrum der SOS-Kinderdörfer in Bakoteh, Gambia - Foto: Philipp Hedemannn

Jugend ohne Jobs – die Fakten

  • 73 Millionen junge Menschen haben keine Arbeit.
  • Mehr als einer von fünf jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren besucht keine Schule, befindet sich in keiner Ausbildung oder hat keinen Job.
  • Die weltweite Jugendarbeitslosigkeitsrate lag 2021 bei 15,6 Prozent – das ist dreimal so hoch wie die Rate bei Erwachsenen.

Quelle: ILO - Global Employment Trends for Youth 2022

Jugendarbeitslosigkeit: Der höchste Stand seit 15 Jahren

Weltweit sind junge Menschen besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen – das hat sich durch die Pandemie noch verstärkt. Die Covid-19-Krise und ihre Folgen für den Arbeitsmarkt haben junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren deutlich mehr betroffen als andere Altersgruppen. Und auch die Erholung nach der Krise geht für diese Altersgruppe langsamer voran. Laut einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) waren im Jahr 2021 weltweit 75 Millionen Jugendliche beschäftigungslos, für das Jahr 2022 schätzt die Organisation 73 Millionen arbeitslose junge Menschen - das sind immer noch rund 6 Millionen mehr als vor der Pandemie. Der Anteil von Jugendlichen, die nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung sind (Not in Education, Employment or Training, kurz NEET), stieg im Jahr 2020 um 1,5 Prozent  auf 23,3, Prozent an – das ist der höchste Stand seit mindestens 15 Jahren.

 

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Hohe Jugendarbeitslosigkeit gefährdet nachhaltige Entwicklung

Das ist ein erheblicher Rückschlag. Eigentlich wollte die Weltgemeinschaft bereits bis 2020 den Anteil junger Menschen, die ohne Beschäftigung sind und keine Schul- oder Berufsausbildung durchlaufen, erheblich verringern. Dies hatte sich die UN mit ihren nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) vorgenommen (Unterziel 8.6.) – ein Ziel, das also aufgrund der Corona-Krise deutlich verfehlt wurde.

Junge Menschen spüren die Krise als erste – und leiden am längsten darunter

Allein das Corona-Jahr 2020 führte weltweit zu einem Beschäftigungsrückgang von 3,6, Prozent. Bei den jungen Menschen lag dieser Rückgang aber deutlich höher, bei 8,2 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg weltweit stärker an, weil junge Arbeitnehmer oft weniger arbeitsrechtlichen Schutz genießen und so als erste gekündigt werden. Dazu kommt, dass Unternehmen in der Krise bei Neueinstellungen sparen.

"Young working poor"

Aber auch wenn junge Menschen einen Job finden, müssen sie oft für einen Hungerlohn arbeiten ("working poor"). Im globalen Süden leben sie doppelt so häufig in extremer Armut. Nach der neuen Definition der Weltbank heißt das: Sie haben weniger als 2,15 Dollar am Tag zur Verfügung. Auch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie im informellen Sektor tätig sind, also zum Beispiel als Tagelöhner:innen, Straßenhändler:innen oder Haushaltshilfen arbeiten, ohne Sicherheit und mit sehr geringem Einkommen. Die Corona-Krise traf diese Menschen besonders hart.

Langfristige Folgen

Allein die Schulschließungen in der Pandemie betrafen weltweit rund 1,6 Milliarden Lernende, die langfristigen Auswirkungen auf deren weiteres Leben sind noch nicht erfasst. Für die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen ist das Risiko besonders hoch, dass solche Rückschläge nicht aufgeholt werden können, auch wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder ändern. Denn junge Menschen, die keinen Schulabschluss machen konnten, eine Ausbildung abbrechen mussten oder gar nicht erst beginnen konnten, haben langfristig schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Berufsanfänger, die früh ihre Jobs verlieren, landen zudem oft aus Not heraus in Jobs, für die sie überqualifiziert sind, im Niedriglohnsektor oder gar in der Illegalität. Experten nennen diesen Langzeit-Effekt "Scarring" (Narbenbildung).

Armut, Ausgrenzung, Depressionen

Arbeitslosigkeit in jungen Jahren erhöht also das Armutsrisiko – und das lebenslänglich. Für viele der Betroffenen bedeutet dies: geringere Lebenszufriedenheit, soziale Ausgrenzung und ein schlechterer Gesundheitszustand. Studien zeigen, dass sich Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen besonders stark auf die psychische Gesundheit auswirkt. Depressionen, aber auch Drogenmissbrauch können Folgen sein.

Hoher Preis für die Gesellschaft

Die weltweit hohe Jugendarbeitslosigkeit hemmt die wirtschaftliche Entwicklung und verschärft soziale Ungleichheit. Die gesamtgesellschaftlichen Folgen sind fatal: Denn wenn die junge Generation keine Perspektiven hat, bereitet dies den Nährboden für gesellschaftliche Konflikte, politische Instabilität und Kriminalität. Weitere Folgen sind Armutsmigration und die Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften.

YouthCan! Diese junge Frau in Südafrika nimmt an der weltweiten Beschäftigungs-Initiative der SOS-Kinderdörfer teil.

Gender Gap: Junge Frauen besonders von Arbeitslosigkeit betroffen

Insgesamt sind junge Frauen deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als junge Männer. Im Jahr 2022 waren nach Schäzungen der ILO 27,4 Prozent der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren erwerbstätig, bei den jungen Männer dagegen 40,3 Prozent. Der Gender Gap, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten nur geringfügig verändert hat, ist besonders groß in den arabischen Staaten, aber auch in Nordafrika und in Südasien. Die Covid-Krise hat die Benachteiligung junger Frauen noch verstärkt. Sie waren häufig die ersten, die Schule und Ausbildung abbrechen mussten und sie waren die letzten, die zurückkehrten. In Bangladesch zum Beispiel gingen zehn Prozent aller Mädchen zwischen 12 und 15 gar nicht in die Schulen zurück, auch in Ghana, Kenia und Nigeria sind die Schulabbrecherquoten enorm hoch. Als weitere Folge steigt so auch die Zahl der Kinderehen.

Regionale Unterschiede bei der Erholung

Die Erholung des Jugendarbeitslosenquoten nach der Pandemie fällt laut den Prognosen der ILO regional sehr unterschiedlich aus. So schätzt die Organisation, dass Länder mit hohem Einkommen es schaffen werden, im Jahr 2022 zu ähnlichen Quoten wir vor der Pandemie zurückzukehren. Dagegen werden Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen weiterhin eine um deutlich über 1 Prozent höhere Jugendarbeitslosigkeit haben als vor der Pandemie. Ganz allgemein hat die Krise die Aussichten auf die Erreichung vieler Entwicklungsziele der Vereinten Nationen  (SDGs) in weite Ferne gerückt.

Wo die Zukunftschancen liegen

Große Potentiale sieht die ILO in der grünen und blauen Wirtschaft sowie in digitalen Technologien. Zur grünen Wirtschaft gehören der Ausbau erneuerbarer Energien, nachhaltige Landwirtschaft, Recycling, unter blauer Wirtschaft versteht man die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen. Außerdem fordert die ILO Investitionen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Bildung. Dort könnten nicht nur sehr viele Arbeitsstellen, besonders für junge Frauen, geschaffen werden. Solche Investitionen würden auch wesentlich zur Erreichung der SDGs 3 (Gesundheit und Wohlergehen), 4 (hochwertige Bildung), 5 (Gleichstellung der Geschlechter) und 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) beitragen.

Bildung und Ausbildung: So kämpfen die SOS-Kinderdörfer gegen Jugendarbeitslosigkeit

Trainings, Praktika und Coachings: YouthCan! ist die globale Beschäftigungs-Initiative der SOS-Kinderdörfer für junge Menschen. Dabei arbeiten wir mit lokalen und globalen Unternehmenspartnern zusammen. Diese Jugendlichen in Jordanien nutzen die digitale Plattform YouthLinks. Foto: Lydia Mantler
  • Die SOS-Kinderdörfer bieten sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen Zugang zu einer fundierten Bildung und Ausbildung. Vielerorts betreiben wir eigene Bildungsreinrichtungen: Das beginnt mit der frühkindlichen Bildung in unseren Kindergärten. Unsere Schulen setzen Maßstäbe für eine qualitativ hochwertige Grund- und Sekundarbildung. Und in unseren Berufsbildungszentren bilden wir selbst aus. So befähigen wir junge Menschen, ihre Zukunft selbst zu gestalten.
  • Da Mädchen nach wie vor in vielen Ländern strukturell benachteiligt sind, liegt auf Mädchenbildung ein besonderer Fokus.
  • Um sozial benachteiligten Jugendlichen den Berufseinstieg zu ermöglichen, setzen die SOS-Kinderdörfer verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen. So haben wir die weltweite Jobinitiative YouthCan! gestartet. Trainings, Praktika und Coachings, die wir gemeinsam mit Unternehmenspartnern konzipieren, verbessern die Beschäftigungschancen junger Menschen. 2021 unterstützte YouthCan! 14.485 junge Menschen in 42 Ländern beim Übergang in die Arbeitswelt.

Hilfe, die wirkt: Fallstudie zur Jugendbeschäftigung

Die SOS-Kinderdörfer können die langfristige Wirkung ihrer Arbeit belegen. So zeigt eine Fallstudie zur Jugendbeschäftigung, wie erfolgreich die Familienhilfe-Programme der SOS-Kinderdörfer im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit sind. Analysiert wurden Daten zur NEET-Rate, also dem Anteil der 15 bis 24-Jährigen, die weder eine Arbeit haben, noch in Schul- oder Berufsausbildung sind. Die Studie zeigt: Die NEET-Rate in unseren Familienstärkungsprogrammen liegt beim Eintritt bei 40 Prozent – deutlich über dem globalen Durchschnitt (22 Prozent). Bis zum Ende der Unterstützung sinkt die Rate dann auf 19 Prozent – und liegt damit am Ende sogar unter dem globalen Durchschnitt.

Die Fallstudie belegt:

  • Junge Menschen aus zerrütteten Familien sind beim Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt weltweit erheblich benachteiligt.
  • Durch unsere Programme können wir die Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich verbessern.
  • Die gezielte Unterstützung sozial benachteiligter junger Menschen kann maßgeblich zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beitragen.

 

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