Baidoa, eine Stadt im Süden Somalias, war lange Zeit ein Synonym für Dürre, Hunger und Vertreibung. Doch inmitten dieser trostlosen Landschaft sprießt Hoffnung auf. Ein Gewächshausprojekt der SOS-Kinderdörfer weltweit hat das Leben hunderter Flüchtlingsfamilien grundlegend verändert.
Dreihundert Menschen, darunter 205 Frauen und 95 Männer, arbeiten derzeit auf den 29 Gewächshausfarmen, die von den SOS-Kinderdörfern für die Gemeinden in Binnenflüchtlingslagern eingerichtet wurden. Da diese Menschen zumeist Landwirte waren, lernten sie den Anbau unter Gewächshausbedingungen schnell.
Flucht vor der Dürre
Fiiday, 43, ist eine von ihnen. Als alleinerziehende Mutter von neun Kindern kämpfte sie lange ums Überleben. Fiiday und ihre Familie mussten aus ihrer Heimatregion fliehen, als eine schwere Dürre ihren drei Hektar großen Hof zerstörte und ihre 40 Ziegen tötete. Seit ihrer Ankunft im Flüchtlingslager verkaufte sie Sesambonbons in den Straßen von Baidoa und verdiente damit etwa zwei Dollar pro Tag.
"Ich bin Mutter und habe mir immer Sorgen gemacht – wie würden meine Kinder zu essen oder eine Ausbildung bekommen, was passiert, wenn jemand von uns krank wird?", sagt sie.
Doch im Gewächshaus fand sie nicht nur Arbeit, sondern auch eine neue Perspektive. Mit jedem gezogenen Unkraut und jeder gepflanzten Tomate wuchs auch ihr Selbstbewusstsein. "Diese Arbeit ist ein Geschenk des Himmels", sagt sie mit leuchtenden Augen. "Dank ihr kann ich meine Kinder satt machen und ihnen eine bessere Zukunft bieten."
Arbeit bedeutet Glück
Fiiday verdient heute fast sechs Dollar pro Tag, was ihrer Familie drei Mahlzeiten pro Tag und die Deckung ihrer sonstigen Bedürfnisse ermöglicht. Zwei Kolleginnen verkaufen das Gemüse an Lieferanten, lokale Restaurants und Lebensmittelgeschäfte in Baidoa.
"Diese Arbeit bedeutet Glück für mich und meine Familie. Wir haben wieder eine Lebensgrundlage", sagte sie.
Auch Mohamed, 47 und Vater von sieben Kindern, hat sein Leben dem Gewächshausprojekt verschrieben. Früher war er ein erfolgreicher Farmer, doch die Dürre hatte seinen Hof in eine Staubwüste verwandelt. Heute baut er in einem der Gewächshäuser Gemüse an und kann so seine Familie ernähren.
"Ich habe mein Leben zurückbekommen!"
"Meine Kinder gehen jetzt zum ersten Mal zur Schule", sagt Mohamed. Er arbeitet mit 14 anderen auf einer Gewächshausfarm, bewässert die Pflanzen und putzt. Sie bauen Tomaten, Spinat, Paprika und Salat an und erzielen mit dem täglichen Verkauf ein gutes Einkommen. Mit dem Erlös hat er sogar ein kleines Haus für seine Eltern gebaut. "Ich bin so dankbar für diese Möglichkeit", sagt er. "Es hat mir mein Leben zurückgegeben."
Die SOS-Kinderdörfer stellten die Infrastruktur und Ausrüstung für die Gewächshäuser zur Verfügung, einschließlich Brunnen und Pumpen für die Bewässerung, und pachteten das Ackerland für fünf Jahre. Zudem wird hier eine umweltfreundliche, energiesparende Technik eingesetzt: Die hydroponischen Anlagen, in denen die Pflanzen nicht im Boden, sondern im Wasser wurzeln, verbrauchen sehr viel weniger Wasser als herkömmliche Anbaumethoden.
"Die Bedeutung dieses Projekts liegt in der Schaffung einer nachhaltigen Lebensgrundlage für die Menschen, damit sie ihre Mahlzeiten und die Ausbildung ihrer Kinder finanzieren können", sagte Ali, Koordinator der Programme der SOS-Kinderdörfer in Baidoa. "Die Familien hier bekamen bisher nur gelegentlich Hilfe, die nach einigen Monaten versiegte, während die Gewächshausbetriebe ein langfristiges Projekt zur Unterstützung der bedürftigen Familien sind."
Das Gewächshausprojekt ist mehr als nur eine Einkommensquelle. Es ist ein Ort der Begegnung, der Hoffnung und der Gemeinschaft. Die Menschen, die hier arbeiten, kommen aus den unterschiedlichsten Teilen des Landes und haben doch eines gemeinsam: den Wunsch nach einem besseren Leben für sich und ihre Familien.