Ein Blutsbruder erzählt

Michael Jentzsch erzählt seine Geschichte in Vorträgen und unterstützt damit die SOS-Kinderdörfer in Liberia.

Michael Jentzsch setzt sich mit großem Enthusiasmus für die SOS-Kinderdörfer in Liberia ein.

Wenn Michael Jentzsch seine Vorträge zum Buch "Blutsbrüder" an Schulen hält, macht er immer wieder die gleiche Beobachtung. Sein Publikum aus quirligen Jugendlichen wird im Verlauf der Geschichte immer ruhiger, bis es spätestens zum Ende hin mucksmäuschenstill im Saal ist. Denn seine Lebensgeschichte ist ebenso traurig wie schön, ebenso faszinierend wie schockierend.

Vom Paradies in die Hölle

Michael Jentzsch war acht Jahre alt, als er mit seinen Eltern, die beide Missionare waren, nach Liberia ging. "Es war ein Paradies" sagt er heute über seine ersten Jahre in dem Land. Spätestens als er beim Angeln Benjamin "Ben" Kwato Zahn kennen lernte, war für Michael alles perfekt. Die beiden wurden dicke Freunde und schlossen sogar Blutsbrüderschaft. Doch schon bald wurde das Paradies zur Hölle. Ende 1989 brach in Liberia der Bürgerkrieg aus. Jentzsch’ Familie flüchtete im letzten Moment. Zuvor hatte Ben seinen Blutsbruder noch angefleht, ihn mitzunehmen. Doch der junge Michael schätzte damals die Situation falsch ein, zumal ihm seine Eltern erzählt hatten, dass sie nur in den Urlaub fahren würden. In Deutschland quälten den 15-Jährigen Gewissensbisse und Alpträume. "Hätte ich Ben retten können?", fragte er sich immer wieder. Es dauerte fast dreizehn Jahre, bis er in der Lage war, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Trotz aller Widerstände begann er Ben in Liberia zu suchen. Er fand ihn schließlich mit Hilfe eines Kopfgeldes in den letzten Kriegstagen. Wie viele Kinder und Jugendliche in Liberia war auch Ben im Krieg als Kindersoldat rekrutiert worden. Allerdings gelang ihm bald die Flucht, was ihn vor noch Schlimmeren bewahrte. In langen Gesprächen stellten sich die beiden erwachsenen Freunde der Vergangenheit. Ihre Geschichte verarbeiteten sie im gemeinsamen Buch "Blutsbrüder".

Unterstützung für die Menschen in Liberia

Michael Jentzsch fesselt bei seinen Lesungen alle Zuhörer.
Mit seinen Vorträgen und seinem Buch will Michael Jentzsch die Aufmerksamkeit auf die Situation der Menschen in Liberia richten. Denn auch wenn der Bürgerkrieg seit 2003 beendet ist, leidet das Land weiter schwer unter den Folgen. Seine Vorträge stellt Jentzsch in den Dienst der SOS-Arbeit in Liberia. Von deren Qualität hat er sich gemeinsam mit Ben Kwato Zahn im Kinderdorf in der liberianischen Hauptstadt Monrovia überzeugt. Seitdem bittet er auf seiner Website um Spenden für die dortige SOS-Arbeit, die mehr als 26.000 Menschen zugute kommt.

 

Viele Schülerinnen und Schüler helfen mit

Mit Begeisterung dabei: Beim Spendenlauf der Geistalschule - Foto: Hersfelder Zeitung
Auch viele der Schüler, vor denen Michael Jentzsch Vorträge hält, möchten etwas tun. "Wie können wir helfen?", wird Jentzsch oft gefragt. Die rund 800 Schülerinnen und Schüler der Geistalschule in Bad Hersfeld, die Michael Jentzsch kürzlich besucht hat, haben mit einem großartigen Spendenlauf geholfen. Im Vorfeld suchten die Schüler Sponsoren, die ihre gelaufenen Kilometer versilbern. Damit haben die Jugendlichen eine fünfstellige Summe für die Kinder im SOS-Kinderdorf Monrovia erlaufen.

Die Geschichte der beiden Blutsbrüder hat ein gutes Ende genommen. Heute ist Michael Jentzsch Lehrer und Benjamin Kwato Zahn arbeitet in Liberia als Versicherungskaufmann. Beide haben Familie. Bei seinen Vorträgen erinnert Michael Jentzsch auch immer daran, dass viele andere Geschichten während des Bürgerkriegs kein gutes Ende genommen haben. Mehr als 250.000 Menschen starben während der Auseinandersetzungen. Die Folgen des Bürgerkrieges sind in Liberia bis heute allgegenwärtig. 

Wer sich für das Buch "Blutsbrüder" interessiert oder Michael Jentzsch für eine Lesung buchen möchte, findet hier weitere Informationen: www.blutsbrueder.eu 

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