Seit bald 20 Jahren arbeitet Hinda Mahud Ali als Krankenschwester in der Mutter-Kind-Klinik der SOS-Kinderdörfer in Mogadischu. Unzähligen Patienten hat sie in dieser Zeit geholfen. Doch auch für Hinda selbst gab es einen Moment, in dem die Klinik zu ihrem ganz persönlichen Rettungsanker wurde.
"Früher hatte Somalia ein sehr gutes Gesundheitssystem, das für alle kostenlos war. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen", berichtet Hinda Mahud Ali von der Zeit Mitte der 80er Jahre, als sie ihre Ausbildung gemacht und ihre erste Stelle als Krankenschwester angetreten hat. Doch nach dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 wurde alles anders: ein blutiger Bürgerkrieg entflammte, das Gesundheitssystem bracht zusammen, Hinda verlor ihren Job.
Drei lange Jahre war die erfahrene Krankenschwester arbeitslos. "Ich hatte neun Kinder und einen ebenfalls arbeitslosen Mann zuhause sitzen. Da war das Angebot, in der Klinik der SOS-Kinderdörfer zu arbeiten, ein wahrer Segen", erinnert sich Hinda. Aber es war auch eine harte Zeit für sie: Die Klinik lag mitten im umkämpften Gebiet, hunderte verletzte und kranke Frauen, Mütter und Kinder suchten jeden Tag Hilfe bei Hinda und ihren Kollegen. "So viele Menschen um uns herum sind gestorben. Auch einige meiner Kollegen sind zwischen die Fronten geraten und haben das nicht überlebt."
Gefährliche Situation für die Krankenschwester
Auch Hinda selbst war in dieser Zeit mit einer brenzligen Situation konfrontiert: Es war im Jahr 1999. Äthiopische Truppen waren in Somalia einmarschiert. Es gab schwere Kämpfe und die Truppen hatten in Mogadischu mehrere Straßensperren errichtet. "Es fuhren keine Busse mehr, also musste ich den Weg zwischen meinem Zuhause und der Klinik zu Fuß zurücklegen. Eines Abends ist es spät geworden und ich hatte Angst, mich im Dunkeln auf den Weg zu machen. Wir haben schlimme Sachen gehört damals, was passiert, wenn man in diese Straßensperren gerät. Aber ich hatte keine Wahl. Meine Kinder waren allein zu Hause. Ich musste los", berichtet Hinda. "Tatsächlich wurde ich an einer Sperre aufgehalten. Sie brachten mich in einen Raum und ließen mich dort stundenlang warten. Ich hatte solche Angst! Endlich kam ein Kommandeur. Er fragte mich, was in meiner Tasche sei. Da fiel mir ein, dass ich ja meinen Mitarbeitendenausweis der SOS-Kinderdörfer dabei hatte. Schnell nahm ich ihn aus der Tasche und gab ihn dem Mann."
Was dann passierte, erzählt Hinda jedem Arzt und jeder Krankenschwester, die neu in die Klinik der SOS-Kinderdörfer kommen. Denn sie möchte, dass ihre jungen Kollegen verstehen, welche Bedeutung die Klinik in Mogadischu hat. "Der Kommandeur schaute lange auf meinen Mitarbeitendenausweis. Dann fragte er mich 'Du arbeitest für die SOS-Kinderdörfer?' Ich sagte ja und dass ich Krankenschwester bin. Daraufhin gab er mir meinen Ausweis und meine Tasche zurück und sagte, dass ich gehen könne. Ich hab das Zimmer so schnell verlassen, ich hab mich nicht einmal mehr zu dem Mann umgedreht! Mein Mitarbeitendenausweis hat mich in dieser Nacht gerettet."
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